Der Präsident der Glarner Offiziersgesellschaft, Major Hans Jörg Riem, stellte sich einleitend den Referenten mit seiner beruflichen und militärischen Laufbahn vor. Er strich dabei heraus, dass die GOG das Privileg hat, einen Kommandant eines rossen Verbandes begrüssen zu dürfen, der auch an den Hochschulen als Dozent und in der Privatwirtschaft eine anerkannte Persönlichkeit mit profunden Kenntnissen ist.
Gebirgsinfanterie-Brigade 12 (Geb Inf Br 12)
Die Geb Inf Br 12 ist der Eckpfeiler der Armee in der Südostschweiz. Sie erstellt die Grundbereitschaft des eigenen Stabes, stellt die Grundbereitschaft der unterstellten Stäbe und Truppenkörper nach den Vorgaben des Einsatzstabes Heer sicher und bildet die Kommandanten und Stäbe der unterstellten Reserveformationen weiter.
Aufgaben der Geb Inf Br 12
Raumsicherung und Verteidigung Die Gefechtsformen Raumsicherung und Verteidigung sind die traditionellen Aufgaben der Schweizer Armee (und somit auch der Geb Inf Br 12) zur Entgegnung militärischer Bedrohungen aus dem Ausland.
Subsidiäre Einsätze
Die Prävention und Bewältigung existenzieller Gefahren erfolgen durch mögliche Einsatzarten wie: Subsidiäre Sicherungseinsätze, Unterstützung des Grenzwachtkorps und den Schutz von internationalen Anlässen wie dem WEF in Davos.
Katastrophenhilfe
Katastrophen können Naturereignisse sein, beispielsweise Erdrutsche wie im November 2002 im Bündner Oberland. Die Geb Inf Br 12 unterstützt in solchen Fällen die Bevölkerung und die zivilen Behörden.
Schweizer Armee
Brigadier Aldo C. Schellenberg eröffnete sein Referat mit der Erinnerung an wesentliche Eckwerte für die die Schweiz steht.
Sicherheit
Die Sicherheit ist die Grundlage für den Erfolg der Schweiz: Sicherheit ist die Basis für Stabilität, Vertrauen, Innovation, Investition, Wohlstand. Wir werden von allen unseren Nachbarn dafür beneidet. Sie ist aber nicht selbstverständlich. «Man denke dabei unter anderem nur an die möglichen Gefahren wie Hochwasser, Verkehrsunglück, Informationskrieg, Terrorismus», so Schellenberg und zog einen Vergleich mit der Versicherungsfrage, die sich jede Schweizerin und jeder Schweizer auch überlegen muss, wie zum Beispiel im Bereich der Fahrzeugversicherungen, Krankenkassen, usw.
Weiterentwicklung der Armee (WEA)
Wir stehen in der Schweiz mit der Armee an einer Wegkreuzung (Aufgaben, Leistungen, Ressourcen, ...). Es muss mit knappen finanziellen und personellen Mitteln umgegangen werden und es bestehen Berichte für verschiedene Phasen.
Der Sicherheitspolitische Bericht SIPOL B für die Problemerfassung und die Analyse der Ausgangslage; der Armeebericht für die Schaffung der Grundlagen für die Entschlussfassung durch die Armee und diverse Detailkonzepte für die Umsetzung des Entschiedenen. Es sind zirka 15 verschiedene, aufeinander abgestimmt Konzepte zu entwerfen.
Armeebericht
Der Armeebericht ist ein sehr gutes Dokument, dessen Ausgangspunkt die Bedrohungen und Gefahren sind und das ganze Spektrum bis hin zum Leistungsprofil abdeckt.
Die Aufgaben der Armee (gemäss Art. 58, Abs.2 der Bundesverfassung) bestehen aus der Verteidigung, der Unterstützung ziviler Behörden und der Friedensförderung. Die Bundesverfassung hält nicht fest wie viel von jedem. Es ist eine Akzentverschiebung von der Verteidigung zur Unterstützung ziviler Behörden festzustellen. Die Armee hat ihre Aufträge bisher vollständig erfüllt – sei es nur zum Beispiel in der Katastrophenhilfe oder dem Objektschutz, wozu einige Beispiele von Schellenberg vorgetragen wurden.
SIPOL B 2010
Im Sicherheitspolitischen Bericht 2010 wird am Milizprinzip und der allgemeinen Wehrpflicht festgehalten (und trotzdem findet gleichzeitig eine Unterschriftensammlung zur Abschaffung der Wehrpflicht statt).
Der Gesamtbestand soll reduziert werden und wird sich aufgrund der geburtenschwächeren Jahrgänge reduzieren. Die Armeeorganisation soll angepasst werden (und gleichzeitig will Russland in die Rüstung investieren). Die Bereitschaft soll abgestuft und die Infrastruktur redimensioniert werden. Um den Kadernachwuchs sicherzustellen, müssen die Strukturen so anpasst werden, damit das System sich von innen heraus auch realimentieren kann (man kann die Armee somit nicht beliebig verkleinern). Festungsanlagen und Formationen werden stillgelegt respektive aufgelöst.
Aufträge und Ausrüstung
Mit ein paar Beispielen zeigte der Kommandant der Geb Inf Br 12 kritische Situationen der letzten Armeereformen auf. So können zum Beispiel von den 20 aktiven Infanterie Bataillonen nur gerade drei voll ausgerüstet werden. Das Material wird 7-mal pro Jahr ausgefasst und zurückgegeben, womit die Unterhaltsaufwände explodiert sind! Die bedarfsorientierte Instandhaltung (Armee XXI) hat unter anderem zur Folge, dass es zum Versorgungsengpass funktionstüchtiger Fahrzeuge und Material gekommen ist.
Investive Bugwelle und Grundmodell der Armee
Es wurden in der Vergangenheit Rüstungsprogramme vom Parlament verabschiedet ohne Rückstellungen für die erst später anfallenden Zahlungspflichten zu tätigen und zusätzlich wurde das Armeebudget laufend heruntergestuft. Dies hatte und hat zur Folge, dass jetzt (einige Jahre später) die finanziellen Mittel für die Begleichung der eingegangenen Verpflichtungen fehlen.
Das Grundmodell im Armeebericht wurde reduziert (Anzahl Armeeangehörige, Ausgabenplafond) ohne das Leistungsprofil anzupassen. Es fehlt rund 1 Mrd. Franken für Investitionen und Unterhalt pro Jahr. Möglichkeiten für Einsparungen werden im Bundesrat wie in den Kammern gesucht und ausgearbeitet. Mit der anstehenden Radikalkur wird nicht mancher Stein an seinem Ort bleiben.
