Ray Anderson und Felix Stüssi und …

Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Glarner Musikschule waren im Güterschuppen Glarus verschiedenste Konzerte mit hochkarätigen Musikerinnen und Musikern angeboten. Gemäss Vorankündigung wusste man, wer zu welchem Zeitpunkt auftreten würde – wäre da nicht Jürg Wickihalder gewesen, der augenzwinkernd auf den einen oder anderen Gast gerne aufmerksam machte. So war es mit dem Auftritt des Pianisten Felix Stüssi und Ray Anderson aus New York.



Ray Anderson und Felix Stüssi (Bilder: zvg)
Ray Anderson und Felix Stüssi (Bilder: zvg)

Erst einmal gesellten sich die beiden zu den Capri(c)horns, hörten sich da rein und spielten mit, als ob das die einfachste Sache der Welt wäre. Bei seiner Begrüssung gab Jürg Wickihalder bekannt, wie man sich auf Kommendes freuen dürfe, wie willkommen derartige Auftritte seien. Er fügte an, dass er mit Ray Anderson vor zig Jahren in New York aufgetreten sei und dass er von Felix Stüssi so viel Bleibendes, musikalisch und zwischenmenschlich Wertvolles mitgenommen habe – über viele Jahre des Begegnens hinweg. Und Felix Stüssi, hauptsächlich in Montreal (Kanada) lebend, äusserte sich in breitestem glarnerischem Dialekt. Für ihn war es ein ganz spezieller Moment, in seiner früheren und temporär auch aktuellen Heimat auftreten zu dürfen.

Und was in munterstem Mix angeboten war, ist mit Worten kaum erfassbar.

Zuerst wurde mit den Capri(c)horns gespielt – einfach so, ist man geneigt zu sagen. Man macht das Improvisieren ab, hört sich rein, swingt mit, schaut kurz hin und dann geht es bewunderungswürdig vielseitig, einfallsreich, mit bester gegenseitiger Abstimmung und hoher persönlicher Reife los, wirblig, stimmig, einfach hochkarätig gut. Man staunt, nimmt vieles in sich auf und ist riesig begeistert über den Einfallsreichtum, das hohe spieltechnische Können, das Aufeinanderzugehen, das Aufnehmen und Umsetzen vieler Intentionen. Solistische Akzente werden gesetzt, nie überbordend, aber mit klugem Akzentuieren, man gliedert sich wieder ein, lässt andern genügend und wertschätzend Raum.

Felix Stüssi äusserte sich in willkommener Kürze und Direktheit zu einzelnen Stücken. Ray Anderson gab sich rein, als Sänger und Erzähler ebenso begeisternd wie auf seinem Instrument – eine liebenswerte, reichhaltige Einheit.

Die Gäste waren der Bassist Fredi Meli und der Schlagzeuger Marius Peyer, die sich, willkommen und variantenstark bereichernd, reinbegaben und mittaten, als seien sie alle schon richtiggehend lange beisammen, als sei dieses gemeinsame Ausgestalten schon fast Routine.

Und irgendwann einmal kam auch Jürg Wickihalder hin, spielfreudig, profilike, von allen gleichermassen herzlich willkommen geheissen.

Es waren farbenreiche, richtig coole, tolle Momente.

Und irgendwann einmal hiess es: Bitte Stühle raustragen, es braucht Platz. Verweilen und sich Mitbewegen ist im Stehen weit besser als das Verharren auf der Sitzfläche.

Mit leichter Verspätung boten Taktorkestar und nach Mitternacht The Fucking Thinking Butt-Hell Earshakers II Electro Boogaloo anderes an. Die Vielseitigkeit, Herzlichkeit und Intensität dieser langen Geburtstagsfeier hatten es in sich.