Rechnung 2022 mit erfreulichem Ertragsüberschuss

Die Jahresrechnung 2022 des Kantons Glarus schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 3,6 Millionen Franken ab. Budgetiert wurde ein Aufwandüberschuss von 8,2 Millionen Franken. Die wesentlichen Gründe für die deutliche Verbesserung sind höhere Erträge. Die Nettoinvestitionen belaufen sich auf 26,7 Millionen Franken. Der Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 115 Prozent.



Der Kanton Glarus erwirtschaftete 2022 einen Ertragsüberschuss von 3,6 Millionen Franken (Symbolbild: Keystone-SDA)
Der Kanton Glarus erwirtschaftete 2022 einen Ertragsüberschuss von 3,6 Millionen Franken (Symbolbild: Keystone-SDA)

Die Jahresrechnung 2022 schliesst mit einem deutlich besseren Ergebnis ab als budgetiert. Es resultiert ein Ertragsüberschuss von 3,6 Millionen Franken. Das Budget 2022 sah noch einen Aufwandüberschuss von 8,2 Millionen Franken vor. Die Ursachen liegen bei den deutlich höheren Erträgen, die sich schwer prognostizieren liessen. Mehrerträge resultierten insbesondere aus dem Stromhandel (+7,3 Mio. Fr.), der erhöhten Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB; +6,2 Mio. Fr.) und den Erträgen aus Spezialsteuern (Erbschafts- und Schenkungssteuern, Grundstückgewinnsteuern; +3,7 Mio. Fr.). Überraschend sind die deutlich tieferen Sozialausgaben (Sozialhilfe und Prämienverbilligungen; -4,1 Mio. Fr.), die nicht nur unter dem Budget, sondern auch unter dem Wert des Vorjahres lagen.

Erfolgsrechnung

Die gestufte Erfolgsrechnung weist auf der ersten Stufe ein operatives Ergebnis von 23,3 Millionen Franken aus. Es setzt sich aus dem Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit von -4,9 Millionen Franken und dem Ergebnis aus Finanzierung von 28,2 Millionen Franken zusammen. Auf der zweiten Stufe resultiert ein ausserordentliches Ergebnis von -19,6 Millionen Franken, was zusammen das Gesamtergebnis von 3,6 Millionen Franken ergibt.

Zusätzliche Abschreibungen und Einlage in Energiefonds

Der Regierungsrat hat ein letztes Mal zusätzliche Abschreibungen von insgesamt 12,4 Millionen Franken vorgenommen. Mit dem Inkrafttreten des Finanzhaushaltgesetzes per 1. Januar 2023 entfällt diese Möglichkeit künftig. Stattdessen wird die finanzpolitische Steuerung ab der Jahresrechnung 2023 über die finanzpolitische Reserve erfolgen. Der Regierungsrat hat ferner von der neu eingeführten Möglichkeit Gebrauch gemacht, Ertragsüberschüsse in der Jahresrechnung in den Energiefonds einzulegen. Es wurden 2 Millionen Franken in den Energiefonds eingelegt. Diese werden dem Gesamttotal der von der Landsgemeinde 2022 beschlossenen Einlage in den Energiefonds von 24 Millionen Franken angerechnet. Beide Massnahmen – die zusätzlichen Abschreibungen und die Einlage in den Energiefonds – entlasten die künftigen Jahresrechnungen. Ohne diese Massnahmen würde die Jahresrechnung 2022 einen Ertragsüberschuss von 18 Millionen Franken ausweisen.

Investitionsrechnung

Die Investitionsrechnung schliesst mit Ausgaben von 42,9 Millionen Franken und Einnahmen von 16,3 Millionen Franken bei Nettoinvestitionen von 26,7 Millionen Franken ab. Die Nettoinvestitionen sind damit um 7,8 Millionen Franken tiefer als budgetiert.

Bilanz

Die Bilanzsumme reduziert sich gegenüber dem Vorjahr um 29,2 auf 577,6 Millionen Franken. Auf der Aktivseite nimmt das Finanzvermögen um 35,3 auf 357,8 Millionen Franken ab. Das Verwaltungsvermögen erhöht sich um 6,1 auf 219,7 Millionen Franken. Auf der Passivseite verringert sich das Fremdkapital um 10 auf 213,0 Millionen Franken. Das Eigenkapital reduziert sich um 19,2 auf 364,6 Millionen Franken. Das Nettovermögen beträgt damit 144,9 Millionen Franken insgesamt bzw. 3517 Franken pro Einwohner. Gegenüber dem Vorjahr verringert es sich um 25,3 Millionen Franken total bzw. 648 Franken pro Einwohner.

Budgetdisziplin

Der Regierungsrat würdigt die insgesamt hohe Budgetdisziplin. Der betriebliche Aufwand weicht lediglich um 2,5 Millionen Franken bzw. 0,7 Prozent vom budgetierten Aufwand (334,5 Mio. Fr.) ab. Auch dieser Wert bestätigt, dass das positive Ergebnis primär auf den höheren betrieblichen Ertrag und das Ergebnis aus Finanzierung (+8,3 Mio. Fr.) zurückzuführen ist.

Ausblick auf die kommenden Jahre

Der Ausblick auf die Jahresrechnung 2023 und die nächsten Jahre ist von Unsicherheiten geprägt. Wie im Budget 2023 prognostiziert, fällt die Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank im 2023 aus. Sie dürfte auch in den kommenden Jahren ausfallen oder sich auf tiefem Niveau bewegen und damit den Ertrag des Kantons senken. Gleichzeitig sind markante Steigerungen beim Aufwand absehbar. So dürfte etwa die Übernahme der Pflegerestkosten von den Gemeinden zu weiteren nicht budgetierten Mehrkosten in der Grössenordnung von 2 bis 3 Millionen Franken führen. Die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel in der Pflege schlagen sich immer deutlicher in den Zahlen nieder.

Andere Entwicklungen sind schwerer zu prognostizieren. So kann der Kanton Glarus aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zwar von zusätzlichen Erträgen aus dem Stromhandel profitieren. Derweil führt die gestiegene Teuerung zu höheren Kosten in fast allen Bereichen. Unklar ist auch, wie sich die Wirtschaft entwickeln wird und ob der Kanton weiterhin auf hohe Steuererträge und tiefe Kosten für Sozialhilfe und Prämienverbilligung zählen kann. Immerhin dürfte die Coronavirus-Pandemie überstanden sein und der Kanton muss keine weiteren wesentlichen Kosten für die Pandemiebekämpfung mehr aufbringen.

Auch wenn der Kanton Glarus vor finanziell herausfordernden Jahren steht, präsentiert sich die Ausgangslage dank des hohen Eigenkapitals und der finanzpolitischen Reserve von 131,1 Millionen Franken sowie einem Bilanzüberschuss von 86,1 Millionen Franken als solid. Der Kanton ist jedoch gefordert, seinen finanziellen Handlungsspielraum gezielt im Sinn der mit der Legislaturplanung 2023–2026 gesetzten Prioritäten zu bewahren. Sollten die im Budget 2023 mit Integriertem Aufgaben- und Finanzplan 2024–2026 prognostizierten Defizite im zweistelligen Millionenbereich eintreffen, würde ein Sparprogramm unumgänglich werden.