Reformierte Kirche im Aufbruch

Veränderung ist erwünscht, die Richtung aber noch offen: So lautet das Fazit der Gesprächs-Synode der Reformierten Landeskirche. Sie war von viel Inhalt und intensiven Gesprächen geprägt.



Verantwortliche sowie Referentinnen und Referenten freuten sich über die gute Beteiligung. Vorne links: Synodepräsident Hans Thomann und Kirchenratspräsident Ulrich Knoepfel. (Bilder: mb.) Engagiert wurde über die Zukunft der Reformierten Glarner Landeskirche diskutiert. Paul Baumann
Verantwortliche sowie Referentinnen und Referenten freuten sich über die gute Beteiligung. Vorne links: Synodepräsident Hans Thomann und Kirchenratspräsident Ulrich Knoepfel. (Bilder: mb.) Engagiert wurde über die Zukunft der Reformierten Glarner Landeskirche diskutiert. Paul Baumann

Was braucht die Kirche, um zu wachsen? Rund 70 Anwesende befassten sich am Montagabend mit dem Thema «Kirche heute – Kirche morgen». Zur Gesprächs-Synode eingeladen hatte der «Runde Tisch», der als synodale Kommission Entwicklungsmöglichkeiten für finanzielle und strukturelle Verbesserungen der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Glarus auslotet. Es geht dabei um das Gefäss Kirche. Um den Inhalt kümmert sich das zweite laufende Zukunftsprojekt, die Glarner Generationenkirche.

Riesige Bandbreite


Unter der Moderation von Paul Baumann, Leiter des «Runden Tisches», wurde im Gesellschaftshaus Ennenda viel informiert und vor allem auch viel diskutiert. Eine Bestandesaufnahme zeigte zunächst die Ausgangslage mit sinkenden Mitgliederzahlen, finanziellen Folgen, Stärken und Schwächen der unterschiedlich grossen Kirchgemeinden im Kanton auf. In einer «ersten Murmelrunde» diskutierten kleine Grüppchen anschliessend über diese Informationen.

Ein zweiter Block orientierte über Umfrageresultate bezüglich der strukturellen und organisatorischen Entwicklung von Kirchgemeinden und Landeskirche. Dabei wurde bereits die riesige Bandbreite sichtbar: Von «Wir hoffen, dass es so weitergeht» bis zu «Retour zu Fusionsgesprächen» war alles enthalten. «Die Gemeindestrukturen müssen für die Kichgemeinden stimmen, wir werden nichts von oben diktieren», sagte Pfarrer Ulrich Knoepfel, Präsident des kantonalen Kirchenrates der Reformierten Landeskirche, dazu. Er stellte neue Formen («Fresh Expressions») aus seinem Bildungsurlaub vor.

«Das Undenkbare denken»


«Es sind noch ganz andere Wege möglich, als man sich vorstellt», meinte Paul Baumann bei der Überleitung zu «Kirche morgen». Kurzimpulse befassten sich zunächst mit der Fusionsgemeinde Grosstal, dem Kirchenkreis Glarus Nord (Zweckverband), dem Zuger Modell, wo die Landeskirche nur eine einzige Kirchgemeinde umfasst, der Zukunft der Glarner Landeskirche sowie der Glarner Generationenkirche als Partnerprojekt zum «Runden Tisch».

Nahtlos ging es dann unter dem Motto «Das Undenkbare denken» zur Diskussion an fünf Thementischen weiter. Engagiert befassten sich die Anwesenden mit den verschiedenen Modellen. Soll es künftig analog zum Kanton Zug nur noch eine Gesamtkirchgemeinde mit örtlichen Bezirken im Glarnerland geben? Oder noch drei Kirchgemeinden, analog zu den politischen Gemeinden? Oder soll man statt mit Fusionen mehr mit Zweckverbänden wie in Glarus Nord arbeiten? Soll ein Anschluss der Landeskirche an eine andere Landeskirche erfolgen?

Eine Konsultativabstimmung mit farbigen Punkten zeigte zum Schluss das Stimmungsbarometer auf: Veränderung ist erwünscht, die Richtung aber noch offen. Kein Modell provozierte grundsätzliche Opposition. Paul Baumann zeigte sich beeindruckt von der Intensität der Diskussion und dem Verharrungsvermögen: «Die Teilnehmenden waren in guter Stimmung und diskutierten sogar in der Verpflegungspause. Die farbigen Punkte zu den Voten auf den Plakaten zeigen, dass kaum jemand den bisherigen Zustand als Zukunftsmodell sieht. Die Diskussionen werden und müssen weitergehen.» Das gemeinsame Schlusslied «Der Mond ist aufgegangen» war ein schönes Symbol für den spürbaren Aufbruch in der Reformierten Glarner Landeskirche.