Regierungskonzert 2016: GANZ MOZART! – mit der Kammerphilharmonie Graubünden

Seit 1945 ist das zweijährlich veranstaltete Regierungskonzert des Kantons Glarus ein besonderes Kulturereignis, jeweils durchgeführt von der Kulturgesellschaft Glarus. Am 26. Februar gastiert – nach vielen anderen renommierten Schweizer Orchestern – erstmals die Kammerphilharmonie Graubünden in Glarus. Solist ist der Schweizer Klarinettist Fabio di Càsola.



Die Kammerphilharmonie Graubünden. (Bilder: zvg) Solist ist der Schweizer Klarinettist Fabio di Càsola.
Die Kammerphilharmonie Graubünden. (Bilder: zvg) Solist ist der Schweizer Klarinettist Fabio di Càsola.

«GANZ MOZART!» ist das Programm übertitelt, und es zeigt verschiedene Lebensstationen des Salzburger Musikgenies. Erste Station ist der 14. März 1772 – kein guter Tag für Salzburgs blühendes Kulturleben: Der tyrannische und sparwütige Graf Hieronymus von Colloredo wurde zum Erzbischof gewählt. Es wundert nicht, dass dieser für pompöse Kirchenmusik, mystische Passionsspiele und aufwendige Weihnachtskrippen nicht viel übrig hatte und die musikalischen Aktivitäten in seiner Kirche stark einschränkte.

Geniale Sinfonien …


Der 16-jährige Wolfgang Amadeus Mozart, interessiert an der Stelle des Erzbischöflichen Konzertmeisters, bemühte sich denn auch nicht mit einem geistlichen Werk um die Gunst des neuen Herrschers, sondern mit einer Sammlung von sechs Sinfonien, welche er so meisterhaft komponierte, dass sie noch heute einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Geschichte der Sinfonie bilden. Mozart kriegte die Stelle tatsächlich, aber seine Tätigkeit unter dem Erzbischof befriedigte ihn keineswegs.

… ironische Divertimenti ...

Immerhin gab es in der Stadt Salzburg rege musikalische Aktivitäten ausserhalb des Hofes. Für Mozart müssen sie Lichtblicke gewesen sein, konnte er da seine überragende Kreativität in vollen Zügen ausleben und zur Geltung bringen. Anlässe dazu gaben Feste wie Namenstage oder Fasnachtsbälle, so auch beim Divertimento KV 251 vom Juli 1776, das Mozart offenbar für eine gewisse Maria Anna Antretter zu deren Namenstag schrieb. Weg vom engen geistigen Korsett des Hofes komponierte Mozart ein Werk voller Witz und Ironie, gespickt mit allerlei Anspielungen auf die feinen und derben Seiten der Gesellschaft.

... und ein Meisterwerk

1781 kam es zum endgültigen Zerwürfnis mit dem Erzbischof, und Mozart wechselte nach Wien, wo er – entgegen der landläufigen Meinung finanziell sehr erfolgreich – bis zum Tod als einer der ersten freischaffenden Komponisten wirkte. Eines seiner letzten Werke ist das Klarinettenkonzert, das so bekannt und beliebt wie kein zweites Mozart-Konzert geworden ist. Der zweite Satz gehört unbestritten zum Schönsten, was Mozart der Nachwelt geschenkt hat.

Glarner Premiere der Kammerphilharmonie Graubünden

Mit der Kammerphilharmonie Graubünden gastiert ein Orchester, das mit bekannten Werken wie unkonventionellen Programmen das Musikleben im Bündnerland prägt, aber auch regelmässig in der Tonhalle Zürich gastiert. Weltbekannte Solisten, Projekte mit Nachwuchsmusikern, Chören und Amateuren zeigen sein breites Spektrum. Der amerikanische Dirigent und Mathematiker Evan Christ hat mit innovativen Programmen und erfolgreichen Produktionen eine glänzende Karriere eingeschlagen und ist nun Generalmusikdirektor am Staatstheater Cottbus.

Regierungskonzert – wichtige Glarner Tradition


Die Kulturgesellschaft Glarus (früher: Glarner Konzert- und Theatergesellschaft) lebt seit ihrer Gründung 1920 dem Ziel nach, dem Glarner Volk hochstehende Konzerte zu bieten und – so im Gründungsprotokoll – «nur Künstler ersten Ranges» nach Glarus zu verpflichten. Am 18. Februar 1945, also noch während des Zweiten Weltkrieges, fand das erste «Regierungskonzert» statt: Unter Leitung von Erich Schmid konzertierte das Stadtorchester Winterthur mit dem Pianisten Paul Baumgartner. Weitere legendäre Konzerte folgten: 1953 gastierte Clara Haskil, 1957 wurde unter Jakob Kobelt die 9. Sinfonie von Beethoven aufgeführt, 2008 trat die Cellistin Sol Gabetta auf, 2014 wurde Beethovens Neunte zum zweiten Mal im Glarnerland aufgeführt.