„Regionen müssen sich primär selber helfen.“

Bundesrätin Doris Leuthard besuchte am letzten Mittwoch auf Einladung der CVP des Kantons Glarus das Glarnerland. Im Gemeindezentrum Schwanden referierte sie darüber, wie der Bund ländliche Regionen unterstützt. Einheimische Vertreter aus Politik, Tourismus, Wirtschaft und Landwirtschaft erläuterten danach, welches dringende Ansätze für die Förderung des Kantons wären. Einhelliges Fazit: Die Umfahrungsstrasse hat höchste Priorität.



„Regionen müssen sich primär selber helfen.“

Was das Thema Umfahrungsstrasse angeht, äusserte sich die Bundespräsidentin Doris Leuthard an ihrem Besuch im Glarnerland zuerst eher zurückhalten. „ Jeder Kanton sagt, dass seine geplanten Strassen sehr wichtig sind.“ Aber der Bundesrat wird bald in Klausur gehen, um über zukünftige Strassenprogramme zu debattieren. „Aktuell sind von den Kantonen Begehrlichkeiten bei Strassen von rund 30 Milliarden Franken auf dem Tisch.“ Leuthard betonte zudem, dass auch darauf zu achten sei, dass die Schweiz nicht völlig verbaut wird. Und stets die Aspekte des Umweltschutzes berücksichtig werden müssen. „Es geht im Weiteren immer mehr darum, die vorhandene Infrastruktur intelligent zu nutzten. Denn mit dem Ausbau kommen wir langsam an unsere Grenzen.“

Kein Stillstand

In ihrem Referat blickte die Bundespräsidentin auch auf aktuelle weltpolitische Themen, die die Schweiz in Mitleidenschaft ziehen, obwohl sie dabei keinen Einfluss nehmen könne. „Zwar geht es der Schweiz immer noch sehr gut. Doch darf man sich keinesfalls ausruhen. Denn andere Regionen schlafen nicht.“ Es geht darum in neue Märkte und Branchen einzudringen. Und das gleiche gelte auch für die einzelnen Regionen in der Schweiz. Diese müssen ihre Entwicklung selber in die Hand nehmen, erst dann und mit ausgereiften Projekten können sie auf die Unterstützung des Bundes hoffen. „Wir unterstützen sehr gerne Projekte mit einem grossen Potential.“ Das gleiche geschehe ja schon mit dem Neuen Finanzausgleich, bei dem von den einzelnen Kantonen Gesamtkonzepte dem Bund vorgestellt werden, und die dann auch finanzielle Unterstützung erhalten. „Am bestehenden Konzept wollen wir nicht abweichen.“ Vor allem, da der NFA noch nicht allzu lange im Einsatz ist und somit auch noch zu wenige Zahlen und Daten vorhanden sind.

Kanton mit grossem Potential

Im Anschluss an das Referat der Bundespräsidentin äusserten sich fünf Vertreter aus der Glarner Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus zu Aufgabenfelder für die Entwicklung des Kantons Glarus. Dabei gebe es viele Projekte, welche der Kanton selber übernehmen oder aufgreifen könne. Der einhellige Tenor des Podiums war aber, dass in allen Bereichen eine optimaler Anbindung ans Nationale Strassennetzt essenziel sei. „Ohne diese Anbindung kann die Abwanderung an Einwohnern in Glarus Süd kaum gestoppt werden,“ meinte dazu der Gemeindepräsident von Glarus Süd Thomas Hefti. Eine allgemeine Stärkung der Dezentralisierung beführwortete Andres Holte, Präsident der Glarner Handelskammer. „Der Föderalismus hat die Schweiz zu dem gemacht, was sie heute ist, und ist immer noch ihr Erfolgsrezept.“ Auch weil die Bevölkerung so eine stärkere Identifizierung mit der Regierung und dem Staat habe. Um aber eine Abwanderung von Industrie und Gewerbe sowie daraus folgend der Bevölkerung zu verhindern muss die Infrastruktur stimmen, sowohl der Bahn als auch der Strasse.“Von Schwanden bis zum Autobahnanbringer gibt es durchschnittlich alle 250 Meter einen Fussgängerstreifen,“ gab Adolf Grüninger, Inhaber von Grüninger AG, ein Beispiel für die aktuelle Situation im Kanton. „Wenn ein 40-Tonnen-Lastwagen immer wieder anhalten und anfahren muss, ist das weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll.“ Die Bundesrätin hatte dabei für alle Anliegen und Probleme ein offenes Ohr und nahm zu einzelnen Themen auch nochmals Stellung. Zum Abschluss versprach sie den Wunsch der Glarner nach der Umfahrungsstrasse nach Bern zu bringen.