Die Herbst-Synode 2010 der Evangelisch-Reformierten Landeskirche hatte in einem Grundsatzentscheid die Vereinheitlichung des kirchlichen Unterrichtes im ganzen Kanton Glarus genehmigt und beschlossen, der Unterricht solle während sechs Jahren zwischen dem 1. und 7. Schuljahr angeboten werden. Sechs Jahre Unterricht auf sieben Jahre verteilt? «So ein Blödsinn, das geht ja gar nicht», hatte ein Mitglied der erweiterten Unterrichtskommission gesagt, die ein neues Konzept für den Religionsunterricht erarbeiten musste. Doch die Kommission fand einen Kompromiss, den Gret Menzi, Vizepräsidentin der Reformierten Landeskirche und zuständig für das Ressort Unterweisung, am Montagabend im gut gefüllten Kirchgemeindehaus Glarus vorstellte.
Einheitlich und doch flexibel
Bisher wurde der Religionsunterricht während fünf Jahren zwischen dem 1. und 8. Schuljahr erteilt. Diese Bestimmung hatte zu ganz unterschiedlichen Modellen in den einzelnen Kirchgemeinden geführt. Neu soll der Unterricht einheitlich mit dem 1. Schuljahr beginnen und bis zur 1. Klasse Sekundarstufe I dauern. Mit je 40 Lektionen von der 1. bis 4. Klasse und in der 1. Klasse Sekundarstufe I, mit je 20 in der 5. und 6. Klasse. Letzteres, um die Kontinuität zu wahren und ein unterrichtsfreies Jahr zu vermeiden. Bei der Basisstufe erfolgt der Unterricht ab dem 3. Jahr. Stimmt die Herbst-Synode 2011 diesem neuen Unterrichtskonzept zu, soll es auf das Schuljahr 2012/13 eingeführt werden.
Flexibel bleiben die reformierten Kirchgemeinden bei der Ausgestaltung des Unterrichts: Dieser kann in Einzel- oder Doppellektionen sowie im Rahmen von Projekten und Lagern durchgeführt werden. Nicht betroffen von der Änderung ist der Konfirmationsunterricht im 9. Schuljahr.
Wann und wo?
«Die neue Regelung ist simpel einfach, doch die Umsetzung dürfte ein Problem sein», sagte Gret Menzi am Informationsabend. Die nachfolgende intensive Diskussion zeigte denn auch bereits einige Schwierigkeiten auf. «Wohin sollen wir mit dem um ein Jahr verlängerten Religionsunterricht, wenn wir jetzt schon nur Randstunden zur Verfügung haben? Sollen wir etwas beschliessen, das nicht umgesetzt werden kann?», fragte ein Teilnehmer. «Von der Schule her ist es unmöglich, den kirchlichen Unterricht innerhalb des Stundenplans einzuplanen, sonst haben drei Viertel der Klasse Zwischenstunden, was Probleme schafft», meinte ein Insider.
Angestrebt werden sollte zumindest, dass reformierte und katholische Kinder parallel ihren Unterricht besuchen, was jedoch entsprechende Räume bedingt. Diese müssten nicht unbedingt von der Schule zur Verfügung gestellt werden, so ein Mitglied aus Glarus-Riedern: «Die Kirchgemeinden verfügen ja selber über Räumlichkeiten.»
Begrüsst wurde die Flexibilität bei der Ausgestaltung des Unterrichts, damit sich die Kirchgemeinden der Lage vor Ort anpassen können. Im Grosstal beispielsweise kommt aufgrund der Anzahl Kinder und der geografischen Situation praktisch nur Blockunterricht am Mittwochnachmittag oder Samstagvormittag infrage. «Problem sind die Transporte», sagte der lokale Kirchgemeindepräsident. «Wieso lassen wir uns ständig ankicken in der Kirche? Zum Fussballtraining werden die Kinder schliesslich auch von ihren Eltern chauffiert», entgegnete eine Kollegin aus Glarus Nord.
Schliesslich entwickelte sich eine Grundsatzdiskussion zum Religionsunterricht, der unter Umständen ganz neu aufgebaut werden sollte. «Das Projekt Generationenkirche wird sich mit dieser Frage bestimmt auseinandersetzen», versprach Gret Menzi am Schluss der höchst angeregten Diskussion.