Rennen um den Gebäude-Energieausweis

„Auf dem Energiespartripp durch die Wohnung“, so hiess das Thema der vierten Veranstaltung von „Glarus weltoffen“. Energieberater Urs Fischli aus Glarus zeigte auf, welches Potential an Einsparungen in den eigenen vier Wänden möglich ist.



Energieberater Urs Fischli aus Glarus
Energieberater Urs Fischli aus Glarus

Die letzte Veranstaltung – im Rahmen der diesjährigen Reihe „Neue Bescheidenheit“ – begann beschwingt. Mit drei Kurzchoreografien zu den Themen: Kerze gibt Licht und Wärme, Kochen mit Deckel, Elektrogeräte auf Standby – verzauberte die Tanzgruppe Rüti die Anwesenden.

Nach dem graziösen Einstieg ging es aber schliesslich um das „Eingemachte“, um den Energiespartripp durch die Wohnung. Urs Fischli – kantonaler Energieberater im Teilamt und Inhaber eines Beratungsbüros im Bereich Energie und Umwelttechnik – zeigte anhand von verschiedenen Beispielen auf, wo und wie Energiesparen im eigenen Haus möglich ist.

Das Bewusstsein ist entscheidend

Dabei beliess es Fischli nicht nur bei der Empfehlung, Elektrogeräte auf Standby zu stellen. „Wir müssen aus unseren Ge“wohn“heiten ausbrechen, uns bewusst werden, wie wir Energie effizienter einsetzen können.

Im Wohnbereich sei es nicht einfach sich Gewohnheiten abzugewöhnen. Fischli zeigt dies anhand eines „banalen“ Beispieles auf: „Mit einem gekippten Fenster im Winter werden pro Tag rund drei Liter Heizöl förmlich zum Fenster hinaus geheizt.“ Viel sinnvoller sei es, die Wohnung zwei- bis dreimal im Tag kurz zu lüften.

Viel zu reden gab es zur Wohntemperatur. „In vielen Wohnungen ist die Temperatur einfach zu hoch“, stellt Fischli fest. „Die Thermostat-Ventile sind im Wohnzimmer auf Stufe 3 eingestellt. Sie garantieren somit die ideale Raumtemperatur von 20 Grad Celsius“. Viele aber würden dauernd am Thermostat herumhantieren und ihn höher stellen. Mit nur einem Grad weniger könne aber sechs Prozent an Heizenergie eingespart werden. Auch Möbel vor dem Heizkörper beeinträchtigen die Effizienz.

Einsparmöglichkeiten bestehen auch beim Wasserverbrauch.

„Durchschnittlich verbraucht jeder Einwohner der Schweiz 162 Liter Wasser pro Tag. Am meisten geht durch die Toilettenspülung verloren.“ Wichtig seien auch wassersparende Armaturen und dass sich die zentrale Wassererwärmung in der Nähe des täglichen Verbrauchs befindet.

Nicht zuletzt plädiert Fischli für Solaranlagen. Bei einer Grössenordnung von 4-6 m2 werde bei einem Einfamilienhaus der Warmwasserverbrauch bis zu 65 Prozent abgedeckt. Mit Vorteil ziehe man für eine Gesamtbeurteilung vorgängig einen Fachmann bei. - Auch beim Strom lässt sich sparen. So lohne sich stets das Licht auszuschalten; aber auch den Computer, wenn dieser eine Viertelstunde lang nicht benötigt wird.

Rennen nach dem Gratis-Gebäude-Energieausweis (GEAK)


Im August 2009 kann sich jeder Hausbesitzer einen Gebäudeenergieausweis des Kantons erwerben. Dieser zeigt auf, wie viel Energie ein Wohngebäude bei standardisierter Benutzung

benötigt. Er schafft einen Vergleich zu anderen Gebäuden und gibt Hinweise für Verbesserungsmassnahmen.

Unter www.geak.ch können Hausbesitzer aber auch in Selbstdeklaration kostenlos eine „GEAK light“ für ihr Gebäude erstellen. Oder man beauftragt damit einen akkreditierten Experten. Für den Kanton Glarus sind dafür fünf bis sechs Experten vorgesehen.

GEAK und Bericht kosten zusammen 1200 Franken. Dazu wird der Bund am 3. August 20009 ein Rennen veranstalten, was konkret heisst: Computer einschalten und Formular ausfüllen. Denn die ersten 15 000 Anfragen erhalten vom Bund einen Kostenanteil von 1000 Franken; der Anteil für den Hausbesitzer reduziert sich somit auf 200 Franken.

Nicht aufs Geratewohl sanieren

Die abschliessende Diskussion zeigte auf, wie unsicher sich viele Hausbesitzer angesichts nötiger energetischer Verbesserungen fühlen. Zusätzlich wird dies noch verstärkt, wenn es sich um alte Bausubstanz handelt.

Nach Fischli macht es denn auch wenig Sinn einfach punktuell zu sanieren. „Jeder Hausbesitzer im Kanton Glarus hat ein Anrecht auf eine zweistündige kostenlose Beratung.“ Auch eine Thermografie-Aufnahme des Gebäudes könne Klarheit über nötige Massnahmen schaffen. Auf solche Infrarotaufnahmen ist beispielsweise die Firma ThermConTec in Ziegelbrücke spezialisiert.

Weitere Informationen zur Energieberatung:

Urs Fischli, kantonaler Energieberater, Glarus

Telefon: 055 640 79 74, E-Mail. [email protected]