Rettung unserer Hochstämmer

Glarner Umweltverbände schenken zu jedem als Ersatz gepflanzten Hochstamm-Obstbaum einen zweiten dazu. Nachdem viele Hochstammobstbäume durch die grossen Schneelasten beschädigt oder gar umgedrückt wurden, starten die Glarner Umweltverbände die Aktion «Ja zu unseren Hochstämmern».



«Lässt man alte beschädigte Bäume stehen, so schenken die Glarner Umweltverbände einen Nachwuchsbaum dazu.» (Bild: Monica Marti)
«Lässt man alte beschädigte Bäume stehen, so schenken die Glarner Umweltverbände einen Nachwuchsbaum dazu.» (Bild: Monica Marti)

Ziel der Aktion ist, beschädigte Bäume zu erhalten und durch den Schnee ganz umgestürzte zu ersetzen.

Lücken im Lebensraum

Ein Bild, das in den letzten Tagen überall präsent war: herumliegende Äste oder gar umgestürzte Bäume, die an der Schneelast buchstäblich zerbrochen sind. Der Winter hat seine Spuren allzu deutlich hinterlassen. Besonders hart trifft es die alten Hochstammobstbäume und ihre Bewohner. Stürzt ein Baum um, entsteht eine Lücke in einem sonst zusammenhängenden Lebensraum. Schlimmstenfalls werden weitere beschädigte Bäume gefällt und nicht ersetzt. So kann die Vernetzung des Lebensraumes unterbrochen werden und Populationen werden isoliert.

Wohnzimmer vieler seltener Arten

Hochstammobstbäume sind sehr wertvolle Lebensräume, die seltene und zum Teil auch bedrohte Arten beherbergen. In den Baumhöhlen leben Siebenschläfer, Fledermäuse, Wildbienen und Käfer. Weitere Obstgartenbewohner sind Grünspecht, Gartenrotschwanz, verschiedene Meisen und Gartenbaumläufer. Stehen die Bäume auf einer blumenreichen Wiese, so kommt eine Vielfalt an kleinen Lebewesen dazu wie Schmetterlinge und Heuschrecken. Werden die liegengebliebenen Äste und Bäume nun einfach weggeräumt, zersägt oder gar gehäckselt, wird damit das Wohnzimmer all dieser Arten zerstört.

Wohin mit den vielen Ästen und Bäumen?

Man kann aus der Not auch eine Tugend machen und wenigstens einen Teil der Äste zu Asthaufen aufstapeln. Davon profitieren weitere Tiere wie Igel, Hermelin, Zaunkönig, Erdkröte und Blindschleiche. Umgestürzte Bäume sollte man, wenn möglich (in der Nähe) liegen lassen. Sie werden bald von Lebewesen wie Pilzen oder Käfern besiedelt. In den Frass-Gängen der Käferlarven nisten später dann Wildbienen. Wichtig ist aber, dass man den alten Baum auch durch einen neuen Baum ersetzt – und noch wichtiger, alte Bäume, die zwar durch den Verlust von einzelnen Ästen geschädigt wurden, trotzdem stehen zu lassen, denn kein junger Baum kann einen alten, zerfurchten Höhlenbaum ersetzen. Oder allenfalls erst in einigen Jahrzehnten.

Aktion «Ja zu unseren Hochstämmern»

Damit möglichst viele der umgestürzten Hochstämmer ersetzt werden, starten die Umweltverbände WWF Glarus, Pro Natura Glarus und BirdLife Glarnerland eine Aktion. Für jeden als Ersatz gepflanzten Hochstammobstbaum erhalten Sie einen zweiten geschenkt. Und wenn Sie einen beschädigten Baum stehen lassen, erhalten Sie einen jungen Baum als Nachwuchs. Die Aktion dauert bis zum 30. November 2021. Das Anmeldeformular mit den Vorgaben senden wir Interessierten gerne zu. Anlaufstelle für diese Aktion ist Pro Natura Glarus, [email protected], Tel. 055 640 99 80.