Richisauer Literatursommer erste Veranstaltung

Charles Linsmayer, Germanist, Publizist, Literaturkritiker und Schriftsteller; Dana Grigorcea, schweizerisch-rumänische Schriftstellerin, Studien in Germanistik und Nederlandistik sowie Theater- und Filmregie und deren Ehemann Perikles Monioudis, Studium der Soziologie, Politologie und des Allgemeinen Staatsrechts, als Autor, Publizist und Verleger tätig, waren die ersten Gäste des vierteiligen, sich über die Sommermonate erstreckenden Literatursommers. Begrüsst wurden sie und die erfreulich vielen Zuhörerinnen und Zuhörer von Peter Rudolf, Sozialpädagoge und Dichter namens der Arbeitsgemeinschaft für Literatur im Glarnerland.



Gasthaus Richisau (Bilder: p.meier)
Gasthaus Richisau (Bilder: p.meier)

Peter Rudolf hatte nach vielen Seiten zu danken, den Gastgebern im Richisau, den Mithelfenden der Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus Fred Jaumann, Catherine Etter, Hansrudolf Frey und Gaby Ferndriger, der Standortgemeinde und natürlich den illustren Gästen.

Die Tücken der Technik konnten nicht zufriedenstellend gemeistert werden. Dadurch hatten einige der gebannt Hinhörenden Mühe, alles zu verstehen. Eigentlich glich das der Hinfahrt, die Einzelne gar optimistisch mit dem PW angetreten und viele Zwischenhalte zu bewältigen hatten.

Die drei Gäste wurden gebührend vorgestellt, deren vielseitiges, jahre- ja jahrzehntelanges Schaffen liess aufhorchen. Ausgangspunkt für Gespräch und Lesung war der von Charles Linsmayer verfasste Bestseller «20/21 Synchron» – ein Lesebuch zur Literatur der mehrsprachigen Schweiz von 1920–2020. Linsmayer hatte 135 Schweizer Literaten, darunter Dana Grigorcea und Perikles Moniudis ausgewählt. In seinem Lesebuch lässt er alle zu Worte kommen, die ihn auf irgendeine Art fasziniert haben. Er berichtete über den aufwändigen Entstehungsprozess, über mannigfaltigste Kontakte, sein Fordern und Nachhaken. Zu jeder der so zusammengetragenen kurzen Leseproben gehört die jeweilige Biografie, in der nicht bloss Daten, sondern mannigfaltigste Hinweise enthalten sind. Linsmayer hat ein ganz besonderes, ein wertvolles «Lesebuch» geschaffen, das wohl – und dies absolut berechtigt – oft aus dem Büchergestell geholt wird. Die Inhalte wecken Lust am Lesen und Interesse gleichermassen.
Linsmayer, 1945 in Kilchberg geboren, studierte in Zürich und Berlin Literaturwissenschaft. Anfänglich war er Gymnasiallehrer, wurde dann Verlagslektor und Journalist. Er spezialisierte sich auf Kultur- und Literaturgeschichte der Schweiz. Im Ex-Libris Verlag gab er ab 1980–1983 die Edition «Frühling der Gegenwart» heraus. Er betreute verschiedene Neuausgaben, unter anderem von Lore Berger, Heinrich Federer, Friedrich Glauser und weiteren Literaturschaffenden. Für seine «Literarischen Kalenderblätter» wurde er 1987 mit dem Preis des Schweizer Buchhandels ausgezeichnet. Seine Vielseitigkeit ist eine wahre Bereicherung. In «20/21 Synchron» haben auf seine Einladung viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller Beiträge verfasst. Zu diesem Buch gehören 86 Texte aus der deutschsprachigen, 36 aus der Westschweiz, acht aus dem Tessin und fünf aus der rätoromanischen Schweiz. Linsmayer hätte abendfüllend zu erzählen, man würde gerne zuhören. Zu Buchinhalten kommen die oft bewegende Vielzahl seiner Erkenntnisse, Kontakte und Vermutungen, auch seine zuweilen grosse Anteilnahme an menschlichen Schicksalen. Sein Agieren und Argumentieren konnte er in den Medien und den entsprechenden Sendegefässen einbringen.

Dana Grigorcea las ihren Beitrag mit dem Titel «Ganz in Weiss». Es geht ums Tennisspiel unter Kindern, das Promenieren im festlichen Weiss, um Schlagtechniken, den Gedankenaustausch unter Jugendlichen und mit den Eltern, um leichte Konflikte und Politisches. Man hörte gerne und mit hoher Aufmerksamkeit zu.

Perikles Monioudis schreibt über sein Helfen für eine Person, die auffällt wegen ihres Äusseren, der verschluckten Zunge, absolut blockiertem Kiefer und den Folgen des dramatischen Intervenierens. Er schildert in sehr direkter, wechselvoller, packender Art. Und wer sich mit den beiden vertiefender befassen will, widmet sich der jeweiligen Biografie.

Zu einem Gespräch zwischen Publikum und den eingeladenen Gästen musste es nicht kommen. Perikles Monioudis redete zu seinen Erfahrungen mit der Drogenszene am Platzspitz Zürich, wechselte zur erdrückenden Macht der Medien, zum Bereich der Künstlichen Intelligenz, sich fragend, wie das wohl noch alles enden werde.

Hansrudolf Frey, langjähriger Verleger von Huber, Frauenfeld, Dozent und Eventmanager, entpuppte sich als feuriger Verfechter einer grossen Hoffnung, die immer in Erfüllung gehen müsse: Das Buch dürfe nicht, gar nie sterben und aus der Kulturlandschaft verschwinden.

Am 31. Juli geht es mit dem Erfolgsautor Michail Schischkin und der Lesung «An der russisch-schweizerischen Grenze» weiter.