Römische Tempel in Mollis, Kempraten und auf Ufenau

Letztes Jahr brachten Ausgrabungen zwei gallo-römische Tempel in Kempraten zum Vorschein. Somit sind vier solcher Anlagen im Linthgebiet bekannt. Die kulturhistorische Exkursion vom 23. Oktober widmet sich der Tempel-Thematik.



Bronzestatuette Merkur
Bronzestatuette Merkur

Münzen, Kultgegenstände, Gefässscherben, Waffenteile, Mauerfragmente und andere Dinge aus der Römerzeit sind in der Linthregion gefunden worden – und werden noch gefunden. Zum Beispiel eine aus dem 3. Jahrhundert stammende Bronze-Schnalle eines römischen Offiziergürtels, die bei einer Voruntersuchung zum Sanierungsprojekt «Hochwasserschutz Linth 2000» zum Vorschein kam. Und bei Ausgrabungen auf der Seewiese in Kempraten wurde letztes Jahr ein ganzer Tempelbezirk freigelegt. Erkennbar waren Reste von Mauern und Säulen zweier gallo-römischer Tempel.

Begehung und Vortrag

«Römische Tempel in der Linthregion: Hüttenböschen (Mollis), Ufenau, Kempraten» – so lautet der Titel der Exkursion vom Samstag, 23. Oktober. Besammlung ist um 09.15 Uhr beim Bahnhof Weesen. Nach einer Begehung des einstigen Standortes des gallo-römischen Tempels in Hüttenböschen findet im Hotel Trattoria in Weesen ein Vortrag zum Thema statt. Der Anlass steht unter der Leitung von Stefan Paradowski, Kunst- und Regionalhistoriker, Glarus, und ist die dritte Veranstaltung der Exkursionsreihe «Linth-Geschichte – eine kulturhistorische Spurensuche in der Region».

Früheste Römerspuren am Walensee

Die frühesten Spuren der Römer in der Region finden sich am Westende des Walensees: Dort worden im Zusammenhang mit der Eroberung des Alpenraumes – unter der Führung von Drusus und Tiberius, den Stiefsöhnen von Kaiser Augustus – um 15 vor Christus drei Wachttürme angelegt. Einer dieser Bauten stand auf dem Biberlikopf.

Gallo-römische Tempel

Jüngeren Alters sind die gallo-römischen Tempel. Jener in Hüttenböschen dürfte zwischen 50 und 150 nach Christus erbaut worden sein. Ein solches Heiligtum bestand aus einem einräumigen und massiv gebauten Zentralhaus, der Cella, in der sich das Götterbild befand und einer ringsum laufenden Säulenlaube oder einem Portikus mit Pultdach.

Merkur-Statue

In Kempraten wurden letztes Jahr ein Weihealtärchen mit Inschrift und Fragmente einer grösseren Inschrift entdeckt. Sie müssen von Spezialisten noch gelesen und interpretiert werden und können allenfalls Aufschluss geben, welche Gottheit im Heiligtum verehrt wurde. 1875 wurde in der Nähe des Bahnhofs Ziegelbrücke eine kleine Merkur-Statue gefunden. Vielleicht stand das Bronzefigürchen einst im gallo-römischen Tempel in Hüttenböschen und ist in Richtung der Strömung des alten Walenseeausflusses Maag verfrachtet worden.

Provinzzugehörigkeit noch offen

Die Grenze zwischen der Germania Superior und der östlich angrenzenden Provinz Raetia vermutet man irgendwo im Gebiet zwischen Zürichsee und Walensee. Da der genaue Grenzverlauf aber unklar ist, bleibt die römische Provinzzugehörigkeit der Linthregion vorderhand offen.

Besammlung: Samstag, 23. Oktober, 09.15 Uhr, Bahnhof Weesen.