Rösy Näf – Gedenkskulptur im Volksgarten Glarus

Rösy Näf ist eine Vergessene, der man zu Recht wiedergedenkt, zu ihren Ehren eine von Barbara Streiff geschaffene auf den ersten Blick unscheinbare Skulptur im Volksgarten Glarus platziert hat. Dies in luftiger Höhe, am Spazierweg zwischen Ennenda und Kunsthaus.



Künstlerin. Skulptur zum Gedenken an Rösy Näf. Gedenktäfelchen bei der Skulptur. Kaspar Marti
Künstlerin. Skulptur zum Gedenken an Rösy Näf. Gedenktäfelchen bei der Skulptur. Kaspar Marti

Es gab bei der Einweihung nichts zu enthüllen, schlicht und doch markant ist das geschaffene Werk. Es wurde mit kurzen Statements aufgezeigt, wie selbstlos, mutig, unerschrocken und geradlinig sich die Glarnerin einst für jüdische Jugendliche in Frankreich eingesetzt und nicht wenige der Heranwachsenden im Zweiten Weltkrieg vor der drohenden Deportation und dem sicheren Tod bewahrt hat.

Kaspar Marti, Präsident von Glarus Service und dem Glarner Kunstverein, begrüsste und zeigte gab den in zwei Teile gegliederten Ablauf vor. Es war ungastlich kalt, die verschiedenen Rednerinnen und Redner hatten sich gegen den störenden Verkehrslärm zu behaupten. Die eigens installierte Verstärkeranlage gab sich störrisch. Recht rasch wurde deshalb auf Mikrofon und Lautsprecher verzichtet.

Kaspar Marti hatte viele zu begrüssen, unter anderem Roland Schubiger als Vertreter des Gemeinderates Glarus; Franziska Greising, Verfasserin des Romans «Am Leben»; Andrea Trümpy, Präsidentin der Soroptimisten Glarnerland; Jon Häberli, Neffe von Rösy Näf; Gaby Ferndriger, Geschäftsführerin der Buchhandlung Bäschlin Glarus; Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Buchhandlung Wortreich in Glarus und Barbara Streiff, Gestalterin der Skulptur. Entschuldigen musste er Eveline Hasler, die sich – genau wie Franziska Greising – mit dem Leben von Rösy Näf intensiv auseinandergesetzt hat.

Kaspar Marti zeigte auf, wie die kreisrunde Metallskulptur zu ihm ins Büro an der Hauptstrasse in Glarus und – nach beinahe zweieinhalb Jahren – an den nun ausgewählten Ort gelangt ist. Es wurde kein zentraler Ort ausgewählt, aber doch eine Stelle, die bei Stadtführungen inskünftig problemlos einbezogen werden kann.

Claudia Kock Marti zitierte eine Passage aus Eveline Haslers Roman «Mit dem letzten Schiff». Man lernte mit Rösy Näf eine unerschrocken kämpfende, dezidiert und ehrlich handelnde Frau kennen, die sich enorm nachhaltig und mit riesigem Mut für die jugendlichen, vom Tode bedrohten jüdischen Kinder einsetzte, die Konfrontation mit Amtsträgern, militärischen Stellen, diplomatischen Vertretern der Schweiz und internen Vorgesetzten des SRK nie scheute. Ihr kämpferischer Einsatz stiess nicht selten auf Desinteresse, verletzende Reaktionen, Unverständnis, offene Ablehnung und scharfe Zurechtweisung. Dieses – heute unverständliche – Verhalten ist damit zu erklären, dass sich viele vor den Nazis fürchteten. Rösy Näf wurde als Folge ihres Einsatzes als Leiterin des Jugendheims La Hille, unweit von Toulouse, abgesetzt.

In ihrem Roman «Am Leben» befasst sich Franziska Greising begrüssenswert intensiv und umfassend mit Rösy Näf. Am Schluss des Werks wird aufgezeigt, wie aufwendig die Suche in Archiven, das Einbeziehen langer Gespräche, Anfragen und Studium zahlreicher Unterlagen waren. Franziska Greising wies auf viele Fakten und Erlebnisse hin.

Jon Häberli hätte vieles aus dem Leben von Rösy Näf erzählen können. Es blieb beim drei Jahrzehnte umfassenden Leben in Dänemark, der Rückkehr ins Glarnerland , den Kontakten mit Bekannten und Freunden, dem Aufenthalt und Hinschied im damaligen Altersheim Höhe Glarus. Eine hoch verdiente Ehrung nahm sie nur zögerlich entgegen. Viele hätten sich doch so verhalten, das sei doch selbstverständlich gewesen, meinte sie einst. Andrea Trümpy wies auf den Beitrag hin, den die Soroptimisten der Kunstschaffenden Barbara Streiff gesprochen und damit die Realisierung der Skulptur ermöglicht haben. Sie zeigte auf, wie sich die Organisation engagiert, wer unterstützt wird.

Barbara Streiff befasste sich mit dem Werden der Skulptur hin, mit dem langen Weg dieses intensiven Auseinandersetzens. Der jüdische Stern umfasst den Inhalt, der eine Rose in sich birgt und viele feinste Figuren und Elemente enthält. Für sie sei es eine Ehre gewesen, diese Skulptur realisieren zu dürfen.

Rösy Näf, 1911 in Ennenda geboren, Mitarbeiterin des Schweizerischen Roten Kreuzes, lange Zeit als Krankenschwester bei Albert Schweitzer in Lambarene tätig, betreute, damals 30 Jahre alt, im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges jüdische Kinder im Kinderheim im Süden Frankreichs, nahe Toulouse.. Zwischen 1940 und 1944 lebten dort rund 100 Kinder aus Deutschland und Österreich. Sie bot den bedrohten Jugendlichen Schutz und Geborgenheit.

Nach einiger Zeit besetzte das damalige Nazideutschland dieses Gebiet. Für die Jugendlichen und auch die Betreuenden stieg die Bedrohung dramatisch an. Die 30-Jährige hält sich nicht mehr an die SRK-Vorschriften. Sie führt Jugendliche heimlich über die Grenze in die Schweiz. Das kommt nicht gut. Sie muss ihre Funktionen im Jugendheim La Hille abgeben und kehrt in die Schweiz zurück, die sie mit einer dänischen Freundin für lange Jahre wieder verlässt und auf einem Bauernhof in Dänemark tätig wird. 1987 kehrte sie nach Ennenda zurück und sorgte bis zu ihrem Tod im Jahre 1996 für Kranke und Betagte.

Die Gäste im Volksgarten hatten nach vielen Ausführungen um die Mittagsstunde Gelegenheit, sich bei einer wärmenden Suppe auf dem Rathausplatz weiter zu unterhalten.

Dieser Anlass hat gewiss dazu beigetragen, sich mit dem Leben der weit gereisten, unerschrArtikelocken tätigen Ennendanerin vertiefend zu befassen.