Roger Rychen der Gejagte

Auch wenn nebst Roger Rychen nur ein weiterer Eidgenosse im 80-köpfigen Teilnehmerfeld ist, einfach wir die Aufgabe für den Vorjahressieger nicht. Zahlreiche Talente und ein Altmeister wollen dem Molliser den Sieg beim Jubiläum streitig machen.



Festplatz Klöntaler Bergschwinget.
Festplatz Klöntaler Bergschwinget.

Roger Rychen bietet sich am Jubiläumsanlass – 50. Bergschwinget im Klöntal – die Möglichkeit, als erster Athlet den Wettkampf zum dritten Mal zu gewinnen. Obwohl in den bislang stattgefundenen 49 Austragungen bereits sehr bekannte Namen im Klöntal gewonnen haben, drei Mal das Fest zu gewinnen, das gelang noch keinem Athleten. Rychen siegte 2014 sowie im vergangenen Jahr und reist als Favorit an. Die Tatsache, dass eine Woche vor dem Klöntaler Bergschwinget das Bergkranzfest auf der Rigi und eine Woche darauf der Weissenstein-Schwinget (beide mit NOS Beteiligung) stattfinden, hält insbesondere Spitzenschwinger sprich Eidgenossen von einem Start im Klöntal ab. Trotzdem gibt es einige Namen, die noch nicht über den Status Eidgenossen (im Besitze eines eidgenössischen Kranzes) verfügen, die aber in den kommenden Jahren auch national den Anschluss an die Spitze schaffen könnten, zu beachten.

Eidgenosse nachgemeldet

In letzter Sekunde hat sich mit Stefan Burkhalter ein zweiter Eidgenosse angemeldet. Der Thurgauer bestreitet mit dem Klöntaler am Samstag und dem Thurgauer Sommerschwinget am Sonntag einen Doppelwettkampf und dies mit 44 Lenzen. Obwohl Burkhalter nicht mehr zu nationalen Spitze gehört, er ist unberechenbar und vor allem weiss er, wie man im Klöntal gewinnt, siegte er doch 2015. Ebenfalls zu beachten gilt es das Talent aus dem benachbarten Bisisthal, Ralf Schelbert. Der Wirtesohn wurde in seiner noch jungen Laufbahn immer wieder durch die Verletzungshexe zurückgeworfen. Er wird im Muotathaler Team von den Teilverbandskranzern Carlo Gwerder und Stefan Heinzer (Sohn von Eidgenosse Richard Heinzer) unterstützt. Beim Schwingklub March-Höfe sind der Vorjahresdritte Alex Huber und Ringer Dominik Streiff zu beachten.

Oertig und Riget

Ebenfalls mit einigen bekannten Gesichtern reisen die St. Galler an. Die beiden Gasterländer Dominik Oertig und Tobias Riget drängen in ihrem Kanton an die Spitze. Oertig fehlen zwar die körperlichen Voraussetzungen gegenüber anderen Spitzenleuten, doch dies macht er wie schon sein Vater Hans mit einer ausgefeilten Technik wett. Sie werden im Rapperswiler Team unterstützt von «Wyberhaken-Spezialist» Hanspeter Kamer. Aus dem Toggenburg sind der neue Teilverbandskranzer Damian Ott, ein Klubkamerad von Daniel Bösch sowie der noch nicht 16-jährige Werner Schlegel für eine Überraschungstat parat. Schlegel gewann am St. Galler Kantonalen in Tübach fünf Gänge. Mit ihm wächst beim Schwingklub Wattwil eine neue Generation heran. Die Oberländer setzen auf Routinier Ruedi Eugster (Sieger 2011 im Klöntal) und NOS-Kranzer Christian Bernold.

Aussenseiter Dändliker

Zu den grössten Talenten im NOS-Verband gehört Shane Dändliker vom rechten Zürichsee-Ufer. Vor wenigen Wochen gewann Dändliker in Herisau seinen ersten Teilverbandskranz. Er und Klubkamerad Nicola Wey möchten ebenfalls ein Wörtchen mitreden bei der Vergabe des Tagessieges am Jubiläumsanlass. Die Appenzeller führt Patrick Schmid an.

Hinter Leaderfigur Roger Rychen hoffen die Glarner auf weitere gute Platzierungen. Dies erhofft man sich in erster Linie von den weiteren Kranzern Reto Landolt (Näfels) und Christian Jöhl (Mollis). Des Weiteren besitzen Sämi Horner (Ennenda), Christian Pianta (Mollis), Thomas Riedi (Netstal) und Patrik Schiesser (Linthal) das Potenzial für einen Spitzenplatz.

Auch findet traditionell ein Jungschwingertag, nur für Glarner Knaben, integriert in den Wettkampf der Aktiven, statt. Anschwingen vorne am See ist um 10 Uhr. Auf den Sieger wartet ein Rind, gespendet von acht Netstaler Schwingveteranen. Ebenfalls wird die Folklore nicht zu kurz kommen. Alphornbläser und die Ländlerformation «Echo vom Schilt» umrahmen den sportlichen Wettkampf im Kurzholz. Wegen dem zu erwartenden Grossaufmarsch wird empfohlen mit dem ÖV anzureisen.

Illustre Siegerliste

In all den Jahren gab es viele bekannte Sieger (auch zwei Schwingerkönige Arnold Ehrensberger und Thomas Sutter zieren die Siegerliste). Auch gab es Überraschungssieger sowie für das Klöntal bekannt Wetterkapriolen mit Sturm, Gewitter und Hagelschlag. In der Statistik des Klöntalschwingets gab es in 49 Austragungen 51 Sieger (1987 und 2000 gab es jeweils zwei Sieger). Noch nie siegte ein Athlet drei Mal am Bergfest. Acht Schwinger glückten zwei Siege. Es sind dies Roland Gwerder, Ried/Muotathal, Peter Horner, Ennenda, Peter Jutzeler, Näfels, Hansjürg Küng, Mühlehorn, Albrecht Rhyner, Ennenda/Schönengrund, Roger Rychen, Mollis, Jörg Schneider, Rudolfingen ZH und der Schlussgangteilnehmer vom Eidgenössischen 1980 in St. Gallen, Kurt Schneiter, Schmerikon. Rychen besitzt nun die Möglichkeit, als erster Wettkämpfer den dritten Sieg im Klöntal zu realisieren. Aufgeteilt nach Kantonen sind die Gastgeber obenauf. 15 Mal siegte ein Vertreter aus dem Lande Fridolin. Die weitere Verteilung sieht wie folgt aus: Zürich 9, St. Gallen 8, Schwyz 7, Uri 4, Appenzell 3, Schaffhausen und Thurgau 2 sowie Graubünden 1.

Speziell ist auch die Tatsache, dass bei den Rychens sowohl Vater Jakob (1985) wie auch Sohn Roger (2014/2017) sich als Sieger feiern liessen. Vater Jakob kam damals aus dem Kanton Bern ins Glarnerland und stahl den Gastgebern die Show. Auch waren nebst Arnold Ehrensberger und Thomas Sutter weitere Schwingerkönige im Klöntal zu Gast. Doch weder Jörg Abderhalden noch Ernst Schläpfer konnten sich am Fusse des Vrenelisgärtli in die Siegerliste eintragen.