Rollkurven, Bettelkinder und ADHS

Am letzten Donnerstag wurden die sechs besten Maturaarbeiten an der Kantonsschule Glarus prämiert. Drei davon präsentierten die Schülerinnen vor der gut gefüllten Aula der Kantonsschüler. Die unterschiedlichen Themen spiegelten dabei das breite Spektrum der Arbeiten wider.



Ausgezeichnet von links: Rhea Schiltknecht
Ausgezeichnet von links: Rhea Schiltknecht

Um Fakten und Fiktion ging es bei der Maturaarbeit von Rhea Schiltknecht. In ihrer Arbeit formte sie die geschichtlichen Fakten um die Glarner Kinderzüge in den Kriegsjahren 1799 und 1800 zu einem historischen Roman um. „Mich trieb dabei die Frage, ob ein fiktives Einzelschicksal die Geschichte besser vermitteln kann als blosse Fakten.“ Aus diesem Grund erschuf sie die Figur von Femmi, einem armen Mädchen aus Schwanden. Wie viele andere Glarner Kinder wurde sie wegen der drohenden Hungersnot aus dem Glarnerland in vom Krieg verschonte Kantone geschickte. Entstanden ist ein packender historischer Roman, in welchem gekonnte Fiktion und historische Quellen verwoben wurden.

Komplexe Formeln und Probleme

Auch ziemlich verworren sahen die Abbildungen bei der Präsentation von Neva Nann. Sie hatte sich bei ihrer Maturaarbeit die Aufgabe gestellt Rollkurven mathematisch darzustellen. Bei Rollkurven handelt es sich um Kreise die entweder auf einer Geraden oder einem Kreis abgerollt werden, je nach Grösse der verschiedenen Variablen gibt es komplexe aber auch sehr schöne Figuren. Wer in seiner Kindheit mit einem Spyrograph gespielt hat, kann es sich lebhaft vorstellen. Ebenfalls ein komplexes Thema behandelte Rahel Höhner. Sie erstellte eine Klarinettenschule speziell für Kinder mit ADHS. Dabei stellte sie heraus, dass ADHS viel mehr ist als Hyperaktivität und sowohl das Kind als auch die Eltern sich um die Kontrolle von ADHS bemühen. Deshalb ist vor allem das didaktische Beiheft wichtig, damit die Lehrperson weiss, was mit einem solchen Kind zu tun ist.

Frauendomäne

Neben diesen drei Arbeiten, die an der Feier vom letzten Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert wurden, wurden auch Bernadett Leuzinger, Pierina Leuzinger und Sebastian Gisler prämiert. Dass nur ein Mann unter den Prämierten vertretten ist, widerspiegelt einen allgemeinen Trend im Gymnasium. Das seit 1993 mindestens die Hälfte – aktuell über 60 % - der Schüler weiblich sind. „Das Gymnasium kommt anscheinend den Interessen und Neigungen der Frauen mehr entgegen als demjenigen der Männer, da haben wir Aufhohlbedarf,“ meinte dazu Rektor Peter Aebli. Bei den Maturaarbeiten konnte er ein sehr positives Fazit ziehen, im Quervergleich liegen die meisten Arbeiten über dem Durchschnitt. Und dies, obwohl die Note bei der Maturaarbeit noch nicht gewichtig ist. Dies waren nämlich die letzten Arbeiten, welche nur den Zugang zur Matura öffneten, also nur genügend sein mussten. Ab dem nächsten Jahr zählt die Note der Arbeit genauso zur Matura, wie die Vornoten und die Prüfungen. Dass sich viele Schülerinnen und Schüler nicht mit dem Minimalziel zufrieden waren und für die „Ehre“ ein gutes bis sehr gutes Produkt ablieferten, erfüllt nicht nur die Schulleitung sonder auch die betreuenden Lehrpersonen mit Stolz.
Umrahmt wurde die würdige Feier mit mehreren musikalischen Vorträgen von Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule: die Vocalgroup 6fh, Funky Spirits und die Lernenden der 3. und 4. Klassen mit Schwerpunktfach Musik.