Rosine und Jaques Jenny-Hösli – Buchvernissage und Ausstellung

Zu der im Comptoir Daniel Jenny & Cie in Ennenda angebotenen Buchvernissage über das glarnerische Industriellen-Ehepaar hatten sich so viele Besucherinnen und Besucher eingefunden, dass der verfügbare Platz nur knapp ausreichte. Seit 2006 erscheinen die «Comptoir Blätter». Nun liegt die Geschichte des Ehepaars Rosine und Jaques Jenny-Hösli als Doppelband mit den Nummern 14/15 vor.



Die Gäste im Comptoir
Die Gäste im Comptoir

Was auf beinahe 170 A-4-Seiten von den Verfassern Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen zusammengetragen worden ist, wurde knapp vorgestellt. Musik und Kaffee mit Köstlichkeiten nach Rezepten des Ehepaars Jenny-Hösli gehörten zu diesem ebenso stilvollen wie gemütlichen Treffen in den geschichtsträchtigen Räumlichkeiten an der Ennendaner Fabrikstrasse.

Reto Daniel Jenny, für Redaktion und Herausgabe verantwortlich, begrüsste Gäste aus dem Aargauischen und Luzernischen und die Autoren Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen, beide Historiker und Volkskundler. Die Autoren, so Reto Daniel Jenny, hätten sich über die vergangenen Jahre hinweg gar intensiv mit der Geschichte des Landes Glarus befasst. Es wurden Familiengeschichtliches, Soziales aus der damaligen Zeit und Schulhistorisches erwähnt.

Das Comptoir im ersten Stock der «Baumwollblüte» wurde 1857 fertig erstellt und diente bis 1975 als Hauptbüro der Firma Jenny. Bis zur Jahrhundertwende hiess die Firma Bartholome Jenny & Cie. Die heutige Bedeutung wurde hervorgehoben. Das sind der museale Charakter, die Reichhaltigkeit als Archiv von Industrie- und Familiengeschichtlichem, Ort des Forschens und des Begegnens.

Aufgezeigt wurde in Zusammenhang mit der Entstehung der neuesten Ausgabe das gründliche Quellen- und Datenstudium der Verfasser, das Umsetzen der reichhaltigen Korrespondenz – beispielsweise zwischen Rosine und ihrem Vater – die Authentizität, der genealogische Stellenwert, die weiterführenden Studien in ganz verschiedenen Archiven, die so herausgearbeitete Sozialgeschichte. Es lohne sich, die vielen Fussnoten nachzulesen, munterte Reto Jenny zur intensiven, damit gründlichen Lektüre auf.

Ruth Kobelt formulierte weitere herzliche Worte der herzlichen Begrüssung. Ursula Aebli meldete sich gehaltvoll, Kurzweil herbeizaubernd, mit Klaviermusik.

Gertrud und Paul Wyrsch befassten sich in Form einer klug strukturierten Kurzlesung mit Teilen des Buchinhalts. Da war die Rede von Knaben, die an fremden Orten Arbeit fanden und vom Logisgeber eigentlich gute Noten erhielten. Diese Korrespondenzen wurden in knappen Zügen vorgestellt. Man lernte Leute, damit auch einige Schwerpunkte aus dieser nun umfassend realisierten Doppelbiografie kennen.

Erstes Thema war das verzehrende Heimweh. Kriegsdienste in der Fremde, Besuch auswärtiger Schulinternate, Trennung vom eigenen Elternhaus, zu lange Badekur in Pfäfers – vieles war da verpackt. Und wie man Heimweh wirksam bekämpft, war ebenfalls angegeben. Schokolade und andere Leckereien hätten beispielsweise geholfen.

Ein weiterer Bereich war die damalige Schule, samt oberhoheitlichen Gesetzen. Erste Station war Ennenda um 1832. Rosine wurde um 1840 schulpflichtig. Man verfolgte das gewiss fordernde Fächerangebot im weiterführenden Internat, vernahm, was neu Eintretende mitzunehmen hatten – sogar das eigene Bett war Teil dieser Fuhre.

Später gewann man Kenntnisse über die im Institutsunterricht angebotenen Ausbildungsstandards der Schulabsolventinnen, die sich in Haus, Hof und Garten bestens auszukennen hatten. Man vernahm, wie lange Mägde in den Häusern der Vermögenden zuweilen dienten, was sie an Lohn und Geschenken erhielten, wie gegenseitige Beziehungen in guter Art wuchsen.

Und mit dem letzten Thema wurde man mit dem damaligen technischen Fortschritt konfrontiert. Teile der Errungenschaften sind in der Buchhaltung, die das Ehepaar führte, fein säuberlich aufgeführt. So finden Dampfmaschinen, neues Bad, Nähmaschine, Gaskochherd, Installation eines Eiskastens und anderes Erwähnung.

Die Verfasser zeigten andeutungsweise, was damals – und heute passiert ist.

Die Ausstellung im ersten Obergeschoss gewährt Einblicke in die umfangreichen Korrespondenzen, Industriegeschichtliches, Reisen und anderes. Sie gründlich zu betrachten erfordert recht viel Zeit.

Zur Vernissage gehörten unter anderem die eigens fabrizierten und angebotenen Köstlichkeiten nach Rezepten des Ehepaars Jenny-Hösli. Gertrud Wyrsch sprach über Mandelkonfekt, dem Sunnezyt nachempfunden Leckereien, Backförmchen für den Mandelkonfekt mit Elefäntchen, Eichhörnchen und anderem, zu Holländer- und Wienertörtchen. Das mundete und erhielt ganz viel Lob.

Bei gemütlichen Gesprächen blieb man lange beisammen, so vieles hatte es zu sehen gegeben. Über die nächsten Wochen hinweg bleibt die Ausstellung geöffnet, die neueste Ausgabe der «Comptoir-Blätter» kann selbstverständlich gekauft werden.