Rückblick auf einen denkwürdigen Anlass

Mit 76 Teilnehmern wuchs das Glarner Tennisturnier nochmals an, nachdem bereits im Vorjahr bereits Rekordzahlen vermeldet wurden und man sich so die Messlatte gleich selbst sehr hoch gesetzt hatte. Dass unter den zahlreichen Namen mit Raphael Lustenberger und Jiri Lokaj gleich zwei bekannte fehlten, schien auf den ersten Blick ein wenig betrüblich.



Mit 76 Teilnehmern wuchs das Glarner Tennisturnier nochmals an (Bild: jhuber)
Mit 76 Teilnehmern wuchs das Glarner Tennisturnier nochmals an (Bild: jhuber)

Auf den zweiten Blick hingegen entpuppten sich diese Absenzen nicht als Rein-, sondern vielleicht sogar als Glücksfall, nahmen zum ersten Mal in der Geschichte des Molliser Tennisturniers gleich sieben N2-, vier N3- sowie neun N4-Spieler teil, sodass das Rennen völlig offen war und kein absoluter Topfavorit, wie man sie von Lokaj oder Lustenberger her kannte, auszumachen war. Als jedoch hie und da ein Name fiel, war es meistens derjenige vom Topgesetzten Österreicher Thomas Schiessling. Der 36-Jährige war an Weltnummer 238 klassiert, sei jedoch aufgrund der Tatsache, dass er nur unregelmässig auf der ATP-Tour anzutreffen war, zu seinen besten Zeiten unzweifelhaft in den Top 100 der Welt einzustufen gewesen, wie zwei Spieler aus dem erweiterten Favoritenkreis unabhängig voneinander bestätigten.

So durfte man Schiessling, der immer noch Profi ist, durchaus einiges zu trauen. Diese Erwartungen konnte er früh erfüllen, startete er mit klaren 6:1/6:1 und 6:1/6:0 Siegen in das Turnier. Ihm gleich taten es Luca Roshardt (N2 24), Patrick Eichenberger (N2 18), Mario Eckardt (N2 20) sowie Stefan Kilchhofer (N2 27), welcher in seinem Startspiel den letzten verbliebenen Glarner Lokalmatador, Walter Iten jun., gleich mit 6:0/6:0 vom Platz fegte.

Zum veritablen Marathonmann avancierte jedoch Amar Zubcevic (N3 31), der in diesem Jahr Opfer des ambitionierten Zeitplanes wurde und mehr als zwei Stunden auf seine erste Runde warten musste. So fand Zubcevic’s Achtelfinal gegen den Thuner Janusch Graf (N3 37) erst am frühen Abend statt, sodass abzusehen war, dass der Sieger dieser Partie mit einem leichten Nachteil punkto Erholung in den zweiten Turniertag starten würde. Zu allem Unbill (und zur Freude der zahlreichen Zuschauer) wurde dieser Match zwischen Zubcevic und Graf aus Sicht der Spieler erst noch zu einem packenden Fight, bei welchem jeder Ballwechsel hart umkämpft und jeder Punkt erspielt werden musste. Das Spiel endete nach einem Nervenkrimi schliesslich auch denkbar knapp 7:5/4:6/6:4 zugunsten des Landquarters Zubcevic.

Die Spiele der Königsklasse am Samstag waren aufgrund der extrem hohen Leistungsdichte geprägt durch intensive, schnelle Ballwechsel, bei denen meist die Favoriten die Oberhand behielten. So war es kein Zufall, dass bei den Viertelfinals vom Sonntagmorgen sämtliche sieben N2-Spieler vertreten waren. Die Paarungen, welche sich ergaben, liessen die Tennisfans mit der Zunge schnalzen, ihnen jedoch auch das Herz bluten, zumal sich endgültig die Spreu vom Weizen trennte und das Abschiednehmen von einigen bekannten Gesichtern unweigerlich bevorstand.

Der Reihe nach traf es Mavrenski, Sawas, Eckardt und – zur Überraschung vieler – die Nummer 2 des Turniers, Patrick Eichenberger, welcher in einem kräfteraubenden Dreisatzsieg gegen bereits erwähnten Zubcevic unterlag. Doch Zubcevic hatte noch nicht genug, ging er im folgenden Halbfinal gegen Roshardt im ersten Satz nochmals über die volle Länge (6:7). Seinen Darbietungen am Samstag Tribut zu zahlen begann er erst, als Roshardt zu Beginn des zweiten Satzes nochmals zulegte und entscheidend davonzog (6:2). Hätte es eine Auszeichnung für das grösste Kämpferherz gegeben, wäre Amar Zubcevic wohl deren Gewinner gewesen.

Im zweiten Halbfinal lieferten sich Kilchhofer und Schiessling ein hochkarätiges Spiel, das der Basler mit 6:3/6:3 überraschend klar für sich entscheiden konnte und den ehemaligen Profi zurück nach Österreich schickte.

Im Final, welcher vor ausverkauften Tribünen und unter den Augen zahlreicher Ehrengäste durchgeführt werden durfte, wurde noch einmal Tennis vom Feinsten geboten, zumal man beiden Spieler die vier Partien, welche sie an diesem Wochenende bereits in den Knochen hatten, überhaupt nicht anmerkte. Das hervorragende Wetter trug das seinige dazu bei, dass die Stimmung auf und neben dem Platz nur durch ein Wort beschrieben werden konnte: Perfekt. Es passte zum Verlauf des Turniers, dass sich der Kampf der beiden Kontrahenten Kilchhofer und Roshardt derart ausgeglichen gestaltete, dass ein dritter Satz nötig wurde und das Turnier so einen Final bekam, den es verdiente. Stefan Kilchhofer behielt das glücklichere Ende für sich und setzte sich mit 6:4/1:6/6:4 durch. Somit hat das Tennis Open wieder einen König.

Lang, Seliner und Cwik Sieger der anderen Kategorien

Das Tableau R3/R5, in welchem zahlreiche Glarner Spieler gestartet waren, konnte der Niederurner Sämi Lang (R3) mit einem 6:0/7:6 Sieg über den Basler Niki von Vary relativ klar für sich entscheiden. Daniel Müller aus Walenstadt konnte seinen Sieg im Seniorentableau 45+ nicht wiederholen, zumal er im Final beim Stand von 4:6/5:2 gegen den Schwandner Alfons Seliner w.o. geben musste. Im Endspiel im Tableau R6/R9 besiegte der der Russe Grzegorz Cwik den Molliser Überflieger Oliver Streuli glatt mit 6:1/6:1. Streuli war zwar im Halbfinal an Peter Fischli gescheitert. Da Fischli sich jedoch am Handgelenk verletzte, gestattete er Streuli die Finalteilnahme.

Durchwegs positives Fazit

Die Turnierleitung zieht denn auch ein durchwegs positives Fazit, zumal die Organisation wie am Schnürchen verlief sowie die ewigen Unkonstanten (Anmeldezahlen und Wetter) abermals zu ihren Gunsten tendierten. Nicht möglich gewesen wäre ein solches Ergebnis ohne die Bereitschaft des befreundeten Glarner Tennisclubs, der während des Freitagabends und des Samstags seine Plätze dem Tennis Open grosszügig überlassen hatte.

So hat man mit der Austragung des 14. Frühjahresturniers die Messlatte abermals höher gesteckt, sodass das Ochsner Sport Tennis Open 2011 als kleine Jubiläumsausgabe mit qualitativ hochwertigen Neuerungen aufwarten muss, damit die diesjährige Ausgabe getoppt werden kann. Und diese müssen bekanntlich erst einmal gefunden werden...