Rüstet sich für die Zukunft

Die Abgeordneten-Versammlung der KVA Linth winkt am Montag, 25. Oktober, im Gemeindezentrum Schwanden alle Geschäfte wie Jahresbericht und -Rechnung, einen 4-Mio.-Kredit für die Fernwärme-Erschliessung Biltens und das Budget 21/22 durch. Die KVA Linth steht vor grossen Investitionen und den Abstimmungen in 28 Verbandsgemeinden, um sie realisieren zu können.



Rüstet sich für die Zukunft

Ein mächtiges Fürstentum

Wäre die heutige «Abfall-Entsorgungs-Region Linth» ein Königreich, dann würde der «Zweckverband für die Abfallbeseitigung», zu der die KVA Linth gehört, darin den Status eines eigenen Fürstentums beanspruchen, dessen Einflussbereich von Alpthal im Kanton Schwyz über das St. Gallische Eschenbach bis auf den Urnerboden reicht und 170 000 Einwohner zählt. Die KVA Linth beschäftigt heute 58 Angestellte, realisiert im letzten Geschäftsjahr einen Ertrag von 21,09 Mio., einen Aufwand von 16,85 Mio. und bei Abschreibungen von 2,32 Mio. einen Jahresgewinn von 1,961 Mio. Dieser wird im Wesentlichen zur Speisung des Reparatur- und Erneuerungs-Fonds verwendet. Der wiederum wird für die etwa alle 20 Jahre zu planenden Gross-Investitionen benötigt. In den nächsten Monaten soll in allen 28 Verbandsgemeinden dafür das «OK» für einen Baukredit von 198 Mio. bei den Stimmbürgerinnen und Stimmbürger abgeholt werden.

Nur eine Wortmeldung

Ueli Corrodi meldet sich als Gemeinderat von Lachen SZ zur geplanten Fernwärme-Transportleitung nach Bilten mit der Anregung an die Betriebskommission, man möge die Wirtschaftlichkeit dieser Investition durch unabhängige Experten prüfen lassen und einen detaillierten Finanzierungs-Plan vorlegen. Corrodi lässt durchblicken, dass ihm nach der Ablehnung des Gewächshaus-Projektes die strategische Planung für die künftige Nutzung der KVA-Fernwärme fehle. Er weist auch auf das neue (Holz-) Heizkraftwerk- und Biogas-Projekt von «Energie Ausserschwyz» hin, welches die Gemeinden Siebnen, Galgenen, Lachen, Altendorf, Pfäffikon und Freienbach auf Basis einer Genossenschaft mit Fernwärme versorgen wird. Die Wortmeldung Corrodis ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass sich in Zukunft die Fernwärme-Projekte von «Energie Ausserschwyz» und der KVA Linth in den Gemeinden der Obermarch überschneiden könnten.

Fernwärme-Nutzung verdoppelt

Bei der Präsentation des Geschäftsberichtes weist Geschäftsleiter Walter Furgler auf den erfolgreichen Ausbau des aktuellen Fernwärme-Netzes hin. In Niederurnen konnte die Eternit in Näfels, die Netstal-Maschinen und die Firma Debrunner ans 12-km-Fernwärme-Netz angeschlossen werden. Die Einnahmen aus der Fernwärme-Nutzung haben sich im letzten Geschäftsjahr auf 0,75 Mio. verdoppelt.

200-Mio.-Investition geplant

Unter dem Titel «KVA 2025» steht die KVA Linth heute vor einem Grossprojekt, welches eine zeitgemässe, wirtschaftliche und umweltverträgliche Abfallverwertung sichern soll. Einerseits wird dabei eine der beiden Ofenlinien erneuert, anderseits soll die Energieproduktion und die Metall-Rückgewinnung ausgebaut werden. Für die Verteilung der Energie benötigt die KVA Linth ein grösseres Fernwärme-Netz, ein erster Ausbau-Schritt ist der erwähnte Bau einer Anschlussleitung, welche in einem 4-Mio.-Projekt die Gemeinden Bilten, später Schänis und evtl. die Obermarch erreichen könnte.

Vorreiter-Rolle in der CO2-Behandlung

In «KVA 2025» ist ein Forschungsprojekt zur Abscheidung von CO2 integriert. Eine Machbarkeits-Studie der ETH und des Dachverbandes der Kehrichtverbrennungsanlagen zeigt auf, dass unter dem Schlagwort «CSS» (carbon capture and storage) in einem chemischen Prozess (Aminwäsche) CO2 abgeschieden, sinnvoll genutzt oder sicher gespeichert werden kann. Die KVA Linth will dabei eine landesweite Vorreiterrolle spielen.

Steuern + Abgaben + Gebühren = Mittelabfluss

Aus der Optik eines Beobachters ist die an der Versammlung verwendete Begrifflichkeit interessant. Für das Grossprojekt KVA 2025 werden beispielsweise «keine Steuergelder» eingesetzt. Die umfangreiche Finanzierung soll über Entsorgungsgebühren, aus angesparten Mitteln des Reparatur- und Erneuerungsfonds sowie durch Auflösung von Rückstellungen, neuen Erträgen aus der Metall-Rückgewinnung und dem dannzumal ausgebauten Fernwärme-Netz realisiert werden. Für Herr und Frau Stimmbürger wird für eine erwartete Zustimmung allerdings weniger entscheidend sein, ob jeweils die Begriffe «Steuern» oder «Gebühren» oder «Abgaben» verwendet werden, sondern wie hoch ihr eigener «Mittelabfluss» zur Finanzierung dieses fürstlichen Grossprojektes zur zeitgemässen «thermischen Behandlung des Abfalls» insgesamt ausfallen wird.