Sam Pulitzer – Ausstellung im Kunsthaus Glarus

Die Zeiten mit formschönen gegenständlichen Bildern, mit der Verkündigung unbeschwerter, konfliktfreier Botschaften sind zuweilen einfach vorbei. Gefordert sind Auseinandersetzen, Hinterfragen, Diskutieren über Gesehenes. Das passt nicht allen. Ist zuweilen recht unbequem, erfordert das Begehen neuer Wege, ist hin und wieder mit zeitlichem und innerem Aufwand verbunden.



(Bilder: p.meier)
(Bilder: p.meier)

Sam Pulitzer gehört zu diesen Kunstschaffenden. Er kam 1984 in Fremont, New Hampshire zur Welt und besuchte ab 2002 während vier Jahren die Rhode Island School of Design / Brown University. Er stellte Teile seines Schaffens unter anderem in Hamburg, Zürich, Brüssel, Brooklyn, Mexico City, Rom, Paris und Los Angeles aus. Nun ist er bis Ende Jahr Gast im Kunsthaus Glarus.

In Begleittexten ist beispielsweise nachzulesen, dass er 2017 den Baloise-Kunstpreis erhielt, dies für die «präzise, hintersinnige und virtuose Präsentation einer Gruppe seiner Zeichnungen». Seine Installation spiele «gekonnt mit Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit, um die Tragfähigkeit seiner Kunst auszutesten». Man mag diesen Bildern anfänglich mit einem gewissen Unverständnis begegnen, sich vielleicht abwenden, will sich mit Derartigem vielleicht gar nicht erst auseinandersetzen.

Der in New York lebende Künstler stellt verwirrliche Fragen wie: «Kannst du dir dich selbst leisten?» oder: «Wartest du auf einen Moment, der nicht kommen wird?» Die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher im Kunsthaus Glarus spricht er mit einer Serie von Fotografien an. Einige Inhalte betreffen den Alltag, neben Landschaften und Stadtteilen. So tauchen Kulissen, seltsam anmutende Objekte mit unterlegten Texten auf. Die Fragen bergen Widersprüche, betreffen den Einzelnen und die Gesellschaft, das Leben und die Arbeit. «The Premise of a Better Life» ist Ausgangspunkt für breites Philosophieren, das wohl viele auf die eigene Person, auf sich selber abstimmen werden. Vieles wirkt auf diesen Fotos wie gesichtslos, ist nicht Dokument, sondern womöglich Ort der Sehnsucht, eines Wunsches.

Es schliesst eine zweite Arbeit an. Sie handelt von 1789, einem historisch bedeutsamen Wendepunkt. Philospoh, Oekonom und Politiker sind die Akteure. Die Zeitlinie beginnt im Schneelisaal und führt ins obere Geschoss. Entlang dieser Linie wird auf freistehenden grossformatigen Tafeln Geschichtliches und Biografisches dargestellt. Es braucht Zeit, viel Zeit, um sich in Ungewohntes, Fremdes reinzudenken, Schlüsse zu ziehen, die vielleicht einen Sinn ergeben, in persönlich Vorstellbares, in Teilen Nachvollziehbares münden. Schliesslich interessiert sich Sam Pulitzer für Literarisches, schreibt auch selber. Er benutze in seinen Werken eigene Texte und Zitate aus Literatur, Theorie und Popkultur. Wie lesbar und verständlich diese Form der Sprache ist, muss jedem Betrachter überlassen bleiben.