Schach ist, wenn man trotzdem spielt

Glarus sichert sich die Teilnahme an den Aufstiegsspielen in die 1. Liga. Unter grenzwertigen Spielbedingungen setzte sich Glarus auswärts beim künftigen Absteiger Schaffhausen mit 4:2 Punkten durch. Ein Erfahrungsbericht des Glarner Ersatzspielers.



Glarus sichert sich die Teilnahme an den Aufstiegsspielen in die 1. Liga.
Glarus sichert sich die Teilnahme an den Aufstiegsspielen in die 1. Liga.

Schachspieler gelten gemeinhin als ruhige, einzelgängerische, ab und zu etwas verschrobene, auf jeden Fall aber harmlose und umgängliche Menschen. Und es lässt sich guten Gewissens bestätigen: Das stimmt! Wirklich! Jedenfalls meistens. Denn sperrt man 24 Schachspieler einen Nachmittag lang in einen engen Krammen, kann durchaus die Post abgehen. So geschehen in der 6. Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft in der schönen Schaffhauser Altstadt, wo beide Schaffhauser Mannschaften ihre Gäste empfingen. Nebst dem 2.-Liga-Match gegen Glarus spielte auch Schaffhausen 2 ihren 3.-Liga-Match gegen Kosova. Als der Schreibende Gubrist-bedingt eine Viertelstunde nach dem offiziellen Spielbeginn eintraf und sich ans Brett setzen wollte, waren immer noch lautstarke Diskussionen zwischen Schaffhausen 2 und Kosova über die korrekte Mannschaftsaufstellung im Gang.

Schaffhauser Chaostage


Als sich die unnötigen, weil durch das Reglement eindeutig beantworteten Diskussionen endlich gelegt hatten, hätte eigentlich die schachtypische Atmosphäre einkehren können: Knarzende Stühle, leise tickende Uhren, ab und zu gebietet ein Spieler Schach und jede Minute fällt die Tür ins Schloss, weil schon wieder einer raus muss (Schachspielen treibt, warum auch immer ...). Das mit der Tür ging diesmal anders: Weil Schaffhausen die Tische dermassen ungeschickt gestellt hatte, war der Weg nach draussen für die Hälfte der Spieler, darunter die gesamte Kosova-Mannschaft, versperrt. Der Versuch eines Kosova-Spielers, während der laufenden Partien die Tische zu verschieben, scheiterte und die Kosovaren blieben eingeklemmt. Dafür enterte der Kellner den Raum und nahm in der Lautstärke eines Feldwebels die Bestellungen auf. Man konnte es ihm nicht verübeln, denn er bediente auch den Saal nebenan, wo die lautstärkste Hochzeit des 21. Jahrhunderts stattfand, bei dem der Zeremonienmeister sich im Gekreische und Geschrei im Hochzeitssaal mit einem Lautsprecher Gehör verschaffte.

Ohren zu und durch


Während nebenan also die Stimmung einem Eishockey-Playoffspiel gleichkam, sorgten nun auch die Schachpieler selbst für Rambazamba. Ein Schaffhauser und ein Kosova-Spieler gerieten sich über die korrekte Partienotation in die Haare. Ja, man muss seine Züge bis zum bitteren oder glücklichen Ende aufschreiben. Deswegen an den Rand einer Schlägerei zu geraten, ist hingegen keine Pflicht, kommt aber vor, besonders an den Schaffhauser Chaostagen. Immerhin wurden die Streithähne nach dem energischen Einschreiten von Glarner Spielern in den Gang hinausbefördert.

Ah, ja. Schach wurde auch noch gespielt. Die beiden Martine, Dürst und Jenny, gewannen ihre Partien. Martin Dürst im Schnellzugstempo, Martin Jenny in der Schlussphase des Matchs. Oswald Bürgi, Olga Kurapowa, Jan Selinga und Daniel Jenny spielten remis und so kam Glarus zu einem ungefährdeten Sieg, der Glarus ins Aufstiegsspiel und Schaffhausen in die 3. Liga hinunterschickt. Was für ein Match!