Ob der Landammann mit dem 45km/h-Stromer oder die Mitte-Kandidatin zu Fuss gekommen: kaum standen sie auf dem Vorplatz der «Kanti», perlte der Weisswein im Glas, prickelte die Adlerperle in der Kehle. Es wird wohl der Präsidentin Geheimnis bleiben, wie sie es anstellte, dass sich alle so gut verstanden, wie sie Eva-Maria Kreis dazu bekam, den Abend zu moderieren, oder Toni Gisler von der SVP als Fraktionsredner dazu, ihr gleich ein ganzes Bienenhotel für ihr «Balkonien» zu schenken. Die Frau mit dem Goldhelm – wie man sie in Anlehnung an ein berühmtes Rembrandt-Gemälde in den Glarner Gassen nennt – wurde als Königin für ihr Volk gekrönt, als würdige Repräsentatin des Rats ausgezeichnet, als gut vorbereitete Teamleaderin aufs Glatteis der Politik entsandt. Sie, die doch selber von sich augenzwinkernd als «Schamauchin» (also Grundbesitzlose, also Mieterin) spricht und einen Schrank voller Blumenkleider besitzt. Die Frauen ehrten sie, indem – fast alle – im leichten, farbig wehenden Sommerkleid auftauchten, die meisten mit offenen Schuhen über Steinplatten tänzelnd, die Herren anzugsgewandet, mit Strohhut oder Schnupftabaksdose. Der scheidende Ratsschreiber nahm mit SVP und FDP einen «Schnupf», während der neue mit den politisch Arbeitenden aller Couleur kommunikative Netze knüpfte. Gemeindepräsident Peter Aebli lobte seine ehemalige Lehrerkollegin: Sie sei konsequent, aber man könne mit ihr diskutieren, sie sei eine Teamplayerin und überhaupt: «Wo hart gearbeitet wird, übernehmen die Frauen.» In Sachen Musik hatten sie schon übernommen – als Frauenband «Schono» mit Nathalie Bertrand (voc), Elsbeth Hürlimann (keyb) und Claudia Renggli (drums) umswingten sie die fünf Redenden mit Standards von Dollar Brand bis Nora Jones – während draussen der Mond auf- und die Nacht hereinbrach.
