Gründe gibt es viele, um in die Schuldenfalle zu geraten. Ob eine Scheidung, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes, Sucht, um nur einige zu nennen. Auch die Verlockungen in der heutigen Konsumwelt sind sehr gross. «Heute bestellen, das nächste Jahr bezahlen!» Das liest man so oft in der Werbung. Kredit- oder Leasing-Verträge sind schnell abgeschlossen. Die Konsequenzen folgen oft später. Eine Fehleinschätzung seiner eigenen finanziellen Lage kann Menschen in die Schulden treiben.
Es ist oft schwer, für verschuldete Menschen über ihr Problem zu sprechen. Die Scham ist gross. Der letzte Strohhalm ist dann oft die Schuldenberatung. Sobald diese Hürde genommen ist, bietet ihnen Marina Schmid und Tanja Dürst professionelle Hilfe an. «Es ist für viele nicht einfach, seine finanziellen Verhältnisse gegenüber uns offenzulegen», meint Marina Schmid. «Doch es ist der erste wichtige Schritt hinaus aus den Schulden. Eine Grundlage für die Schuldenbereinigung ist der Wille der betroffenen Person. Wir versuchen eine stabile finanzielle Situation zu schaffen. Wir beraten, vermitteln und verhandeln auch mit Gläubigern.
Das ist aber nicht immer so einfach. Die Beratungsstelle übernimmt keine Schulden. Sie zeigt einen guten Weg, um finanziell stabil zu werden. Sie bietet «Hilfe zur Selbsthilfe». Dazu gehört auch eine Budgetberatung. «Man kann nur so viel ausgeben, wie man einnimmt», meint Tanja Dürst. «Um aus den Schulden zu kommen, ist ein Erstellen eines Budgets für die betroffenen Person unerlässlich. Nur wer seine finanziellen Verhältnisse immer kennt, kann der Gefahr einer Verschuldung vorbeugen. Oft werden keine Rücklagen für die Steuern, Gesundheitskosten oder Versicherungen, die unregelmässig fällig werden, gemacht.»
Will eine solche Beratung erfolgreich sein, müssen die Betroffenen selber an sich arbeiten. Von der Schuldenberatung bekommen sie das nötige Rüstzeug. Die Sozialarbeiterin Marina Schmid versucht auch die Menschen zu motivieren. Das ist wichtig. «Nur wer den unbedingten Willen hat, aus den Schulden zu kommen, ist auch erfolgreich. Wir kümmern uns um die Vergangenheit, aber für die Zukunft sind die Betroffenen nach unserer Beratung selber verantwortlich.»
Ich möchte von den beiden Frauen auch noch wissen, ob es nicht belastend sei, immer mit Menschen mit Problemen zu tun zu haben. Nein. Antworten beide fast gleichzeitig. Es sei eher das Gegenteil. «Wir können Menschen helfen und das ist sehr befriedigend.»
Schulden können sehr belastend sein. Um es aber nicht so weit kommen zu lassen, gibt Frau Dürst an Schulen für die Jüngsten von uns «Kurse», um sie für dieses Thema zu sensibilisieren. Auch bietet Frau Dürst jeden letzten Montagabend im Monat online ein Kurs in welchem gelernt wird, wie ein Budget erstellt wird und im Alltag umgesetzt werden kann. «Auch eine vermehrte Zusammenarbeit mit Firmen wäre wünschenswert», erwähnen die beiden. «Wenn Angestellte öfters einen Lohnvorschuss verlangen, ist das in der Regel ein Alarmzeichen. Die Schulden- und Budgetberatung kann da helfen.»
Ich lerne viel an diesem Vormittag. Marina Schmid und Tanja Dürst vermitteln mir den Eindruck, dass sie ihren Beruf mit viel Freude und Engagement ausüben. Ich frage die beiden noch, was sie sich beruflich von der Gesellschaft wünschen würden.
Marina Schmid: «Man sollte die Betroffenen nicht alle in einen Topf werfen und auf die jeweilige Situation etwas sensibler reagieren.»
Tanja Dürst: «Sobald sie eine Rechnung nicht, oder nur in Raten zahlen können, macht eine Budgetberatung viel Sinn, um nicht in die Schuldenfalle zu geraten.»
Nicht nur wer Schulden hat, auch für alle anderen steht die Tür der Beratungsstelle offen. Ein Schritt, der sich lohnen kann. Interessiert Sie dieses Thema? Dann finden Sie hier interessante Informationen.
Schuldenberatung Glarnerland, Mühleareal 27, 8762 Schwanden. Tel. 055 644 14 44
