Schwägalp-Schwinget: 21. Kranzfestsieg für Samuel Giger

Topfavorit beim Heimfest ungefährdet.

Mit einem überlegenen Triumph von Samuel Giger endete der Schwägalp-Schwinget. Der Thurgauer gewann sämtliche sechs Duelle. Im Schlussgang bezwang er den gleichaltrigen Berner Michael Wiget nach bereits 20 Sekunden mit Überstossen.

 



Roger Rychen (oben) gegen Sven Hofer. (Bild: zvg)
Roger Rychen (oben) gegen Sven Hofer. (Bild: zvg)

Das fünfte von sechs Bergfesten endete mit einem nie gefährdeten Triumph des Thurgauers Samuel Giger. Obwohl Giger alle sechs Gänge gewann, war das Fest jederzeit offen und hinter dem Saisondominator entwickelte sich ein spannendes Duell um den zweiten Schlussgangteilnehmer und die Kranzvergabe. Die stark eingestuften Berner konnten von Beginn an nicht ganz wie gewünscht auftrumpfen, drehten je länger der Wettkampf dauerte aber auf und holten am Ende am meisten Kränze (acht, gegenüber Nordostschweiz sechs und Südwestschweiz zwei).

Gigantenduell an Giger

Schon im Anschwingen kam es zu Gigantentreffen zwischen Schwingerkönig Christian Stucki und dem fünffachen Kranzfestsieger der bisherigen Saison Samuel Giger, welches Giger mit Kurz zu seinen Gunsten entschied. Nacheinander bezwang Giger auch die weiteren Berner Fritz Ramseier (Kurz), Fabian Staudenmann nach einem Abnützungskampf mit Kurz und Nachdrücke sowie Kilian von Weissenfluh mit Wyberhaken. Vor dem Ausstich waren auf einmal zwei Romands (Benjamin Gapany und Lario Kramer) hinter dem Führenden klassiert. Doch Lario Kramer (Kurz) wurde von Giger bezwungen. Somit stand der Thurgauer mit fünf Gewonnenen nach fünf Gängen alleine an der Ranglistenspitze. Im Schlussgang ging es schnell. Wiget wagte einen Angriffsversuch, knickte dabei ein und wurde von Giger überstossen. In engen Griffen am Boden packte er den Berner ein.

Giger feierte seinen 21. Kranzfestsieg, den siebten an einem Bergkranzfest. Auf der Schwägalp siegte der Thurgauer mit Appenzeller Wurzeln nach 2016/2018 und 2019 schon zum vierten Male und zog damit mit Rekordhalter Arnold Forrer gleich. In der laufenden Saison realisierte Giger bei seinem siebten Kranzfesteinsatz seinen sechsten Sieg. Der Ottenberger hatte zuvor schon das Solothurner, Schaffhauser, St. Galler und Thurgauer Kantonale sowie das Bergfest auf der Rigi gewonnen. «Heute passte einfach alles», betonte Giger nach getaner Arbeit. Angesprochen auf das Duell mit Stucki antwortete er: «Ich traute mir gegen den Schwingerkönig einiges zu. Doch einfach ist es gegen Christian nie.»

Wiget muss sich gedulden

Michael Wiget muss sich seinen ersten Kranzfestsieg weiter erdulden. Wie schon auf dem Weissenstein 2019 unterlag er in einem Schlussgang eines Bergfestes Samuel Giger. Den Schlussgangeinzug verdiente der wie Giger 23-jährige Berner dank einer imposanten Aufholjagd. Denn der Startgang gegen Samir Leuppi ging verloren. Doch dann folgten vier Siege in Serie. Das Meisterstück bot er mit Siegen am Nachmittag über Armon Orlik sowie Schwägalpsieger Damian Ott. Durch den verlorenen Schlussgang fiel der Wünnewiler auf Rang 3a zurück. 1,25 Zähler hinter Giger sicherten sich der Berner Mittelländer Fabian Staudenmann und der Glarner Roger Rychen den Ehrenplatz. Staudenmann startete mit zwei Siegen optimal, ehe er gegen Giger seine einzige Niederlage kassierte. Im fünften Gang entschwanden die Schlussgangträume mit einem Gestellten in einem Abnützungskampf gegen Domenic Schneider. Rychen gewann am Nachmittag alle drei Gänge. Am Morgen hatte er sich ein spannendes Duell mit Christian Stucki geliefert.

Stucki bliebt sieglos

Schwingerkönig Christian Stucki bleibt weiterhin ohne Schwägalp-Triumph. Nach einer Auftaktsniederlage gegen Giger sah er seine Träume im fünften Gang mit einem Unentschieden gegen den Greyerzer Benjamin Gapany entschwinden. In diesem Duell liess er den Romand am Boden immer wieder entwischen. Letztlich sicherte er sich den Kranz gegen einen weiteren Romand, Marc Gottofrey. Nach vier Gängen erwies sich die Ausgangslage sehr offen. Stucki und Gapany stellten, wie auch Domenic Schneider und Fabian Staudenmann. Lario Kramer verlor sogar. Profiteure waren Michael Wiget sowie Ruedi Roschi, der mit dem Sieg über Mario Schneider auf den dritten Zwischenrang vorpreschte.

Gerade noch im letzten Kranzrang Unterschlupf fand Armon Orlik, der zuletzt mit Matthieu Burger stellen musste, wobei der Berner mehr vom Gang hatte. Der Festsieg entglitt ihm bereits im vierten Gang als er von Michael Wiget überrumpelt wurde. Andere blieben gar ohne Eichenlaub, etwa die beiden Toggenburger Saisonaufsteiger Damian Ott und Werner Schlegel, welcher einen schwarzen Tag erwischte. Auch Florian Gnägi konnte im letzten Gang seine Chance zum 100. Kranzgewinn gegen Stefan Burkhalter nicht nutzen. Er muss sich mindestens eine Woche gedulden, ehe er am Emmentalischen seine nächste Chance erhält.

Ehrenplatz für Rychen

Eine Glanzleistung und eine seiner besten Klassierungen und ganz sicherlich die beste seiner Laufbahn an einem Bergfest bot Roger Rychen. Gegen den defensiven Berner Oberländer Eidgenossen Thomas Inniger startete er mit einem Unentschieden, doch schon der Kerzerser Sven Hofer lieferte den ersten Erfolg. Im dritten Gang wartete Schwingerkönig Christian Stucki. Nach ausgeglichenem Kampf unterlag er nach mehr als der Hälfte der Gangdauer. Im Nachmittagsprogramm hatte es der Molliser mit lauter Bernern zu tun und kam zu lauter Siegen. Der junge Matthieu Burger und im Ausstich auch die beiden Emmentaler Stefan Gäumann und Lars Zaugg bezwang der entfesselte Glarner. Rychen zeigte auf der Schwägalp die beste Saisonleistung und klassierte sich gemeinsam mit dem Berner Fabian Staudenmann auf dem Ehrenplatz. «Ich hatte die ganze Woche ein gutes Gefühl und freute mich riesig auf das heimische Bergfest.» Eine besondere Ehre für jeden Schwinger ist es, darf er einmal mit einem Schwingerkönig in den Ring. «Seit dem Schwarzsee 2016 traf ich nie mehr auf ihn. Insgeheim rechnete ich damit, dass es heute wieder einmal so weit sein könnte. Ich freute mich darauf, mit ihm zusammen greifen zu dürfen. Im Duell mit ihm fühlte ich mich gut und konnte ihm lange Zeit ein offenes Duell liefern.» Am Ende verlor er aber auf einen hochgezogenen Kurzzug des Seeländers. Zumindest aber schwang er deutlich länger als vor fünf Jahren mit dem Berner Hünen, wo er rasch verlor und war wohl auch mitverantwortlich, dass Stucki am Nachmittag einen nicht mehr allzu frischen Eindruck hinterliess. Einen zweiten Rang an einem Bergkranzfest dürfte die beste Klassierung eines Glarner Schwingers seit 51 Jahren sein – 1970 siegte Peter Jutzeler auf der Rigi.

Gut begonnen

Auch die beiden weiteren Glarner starteten gut in den Wettkampf, konnten ihren Schwung aber nicht bis zum Schluss umsetzen. Christian Pianta stellte zu Beginn mit dem Freiburger Sandro Balimann. Den zweiten Gang gegen Sepp Fuster gestaltete er siegreich, was im dritten Gang Eidgenosse Samir Leuppi zur Folge hatte. Mit der Niederlage gegen den Winterthurer Eidgenossen riss beim Molliser der Faden. In der Folge unterlag er auch Thomas Wild, Romain Collaud sowie This Kolb, was den Molliser Sennen bei seinem zweiten Schwägalp-Auftritt auf Rang 19 zurückwarf. Patrik Schiesser bezwang im Anschwingen den Appenzeller Rico Ackermann und startete ebenfalls vielversprechend. Dann aber folgte gegen den Ammler Pirmin Gmür die erste Niederlage zu der sich noch vier weitere gesellten. Am Ende resultierten bei seiner Bergfestpremiere. Rang 20b. (JHE)

Urnäsch. Schwägalp-Schwinget (90 Schwinger, 0 Zuschauer). Schlussgang: Samuel Giger (Ottoberg) bezwingt Michael Wiget (Wünnewil) nach 20 Sekunden mit Überstossen. Rangliste: 1. Giger 58,75. 2. Fabian Staudenmann (Guggisberg) und Roger Rychen (Mollis), je 57,25. 3. Wiget, Christian Stucki (Lyss), Domenic Schneider (Friltschen), Samir Leuppi (Winterthur) und Lario Kramer (Galmiz), je 57,00. 4. Adrian Walther (Habstetten), Kilian von Weissenfluh (Hasliberg Hohfluh), Matthias Aeschbacher (Rüegsauschachen) und Shane Dändliker (Feldbach), je 56,75. 5. Ruedi Roschi (Oey) 56,50. 6. Benjamin Gapany (Marsens), Lukas Renfer (Riggisberg) und Armon Orlik (Maienfeld), je 56,25 (alle mit Kranz)