Schweigen geht nicht. Zuschauen gilt nicht.


Der Leserbrief von Hans-Peter Keller und die darin zum Ausdruck gebrachte Haltung haben mich wenig überrascht. Wenn es ausgerechnet einen Unternehmer nicht stört, dass die Politik der SVP unseren Standort international isoliert, das Image der Schweiz schädigt oder beispielsweise auch die Vignettenerhöhung und damit den für das Glarnerland existenziellen Netzbeschluss verhindert, dann ist das seine Sache. Ob und wie Herr Keller dies den über 100 Entlassenen bei Tridonic erklären würde, ist ebenfalls seine Sache.

Aber Herr Keller soll mir bitte jetzt nicht erklären, es sei unglarnerisch bzw. für den Kanton Glarus unwürdig, wenn ich mich für meine politischen Überzeugungen und Wertvorstellungen mit aller Kraft engagiere. Wenn eine Partei die Antirassismus-Strafnorm aufheben möchte, die Menschenrechtskonvention kündigen will, einen Internetpranger für Lehrer einführt oder «Mare Nostrum» kritisiert, obschon dadurch unzählige unschuldige Kinder vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet werden, dann werde ich ganz sicher nicht schweigen – nicht als Parteipräsident und schon gar nicht als Glarner. Sollte ich irgendwann nicht mehr den Mut aufbringen, auch die unangenehmen Dinge beim Namen zu nennen, dann wäre ich meines Kantons nicht mehr würdig.

Zudem möchte ich festhalten, dass ich niemanden als «Nazi-Verbrecher» bezeichnet und keine Vergleiche mit Zweiten Weltkrieg gemacht habe. Aber ich warne vor den seit einiger Zeit stattfindenden Mechanismen und der angewandten Rhetorik, welche auffallende Parallelen zu den frühen Dreissigerjahren aufweisen. Damit beleidige ich weder meinen Kanton, noch Glarner SVP-Exponenten wie Marianne Lienhard, This Jenny oder Werner Hösli. Ich kenne diese Leute zu lange und zu gut und bin deshalb weit davon entfernt, sie in die «braune Ecke» zu stellen. Gegen diesen Vorwurf wehre ich mich vehement! Aber ich werde mich auf keinen Fall dafür entschuldigen, die Wahrheit gesagt zu haben.

Übrigens wurde vor rund einem Jahr unser damaliger Ständerat This Jenny an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz lauthals ausgepfiffen, weil er sich für unseren Kanton eingesetzt und für ein JA zur Vignettenerhöhung geworben hat. Damals habe ich keinen Leserbrief von Herrn Keller gelesen, in welchem er seine Entrüstung zum Ausdruck gebracht hat.

Martin Landolt, Nationalrat