Seit 180 Jahren wird ausgeliehen

Die Verantwortlichen der Schul- und Gemeindebibliothek haben das 180-jährige Bestehen ohne grossen Aufwand gefeiert – obwohl das ein doch ganz spezieller «runder» Geburtstag ist. Mit einigen Anekdoten und kurzweiligen Hinweisen zu Geschichtlichem wurde anlässlich der letzten Hauptversammlung auf vieles hingewiesen. Maya Tschudi-Zweifel hat viele Unterlagen gesichtet und viel Zeit geopfert, um alles zusammenfassen zu können.



Seit 180 Jahren wird ausgeliehen

Vor 180 Jahren, genau am 17. Christmonat (also im Dezember), wurde die damalige Jugend- und Volksbibliothek Ennenda in Anwesenheit von 37 Herren gegründet. Zum damals bemerkenswerten Anfangsbestand gehörten exakt 83 Bücher. Das Präsidium lag immer beim jeweils amtierenden Pfarrherrn.

Die weiteren Mitglieder des sogenannten Komitees waren honorable Dorfgrössen – Lehrer, Gerichtspräsidenten, Fabrikanten und Anwälte sind erwähnt. Es kam die Zeit, dass der Dorfgeistliche nicht mehr automatisch Präsident wurde. Das änderte anno 1960 mit dem Wegzug von Pfarrer Schmid. Nachfolger war Pfarrer Giger. Er lehnte die Wahl ab, weil der Kirchenrat sein Veto eingelegt hatte. Die Begründung des Rates war klar. Die Bibliothek habe keinen direkten Bezug zur Kirche und ein Dorfpfarrer habe sonst genug zu tun.

Alle damals amtierenden Vorstandsmitglieder demissionierten aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen oder wegen Wegzugs aus der Gemeinde. So endete die Arbeit im Vorstand nicht selten nach 30 bis 50 Jahren.

Ein ganz besonderes Jubiläum feierte der damalige Lehrer Jakob Aebli. Er amtete, ab 1927 bis 1986, genau 59 Jahre lang als Bibliothekar und war zeitweise grad noch Präsident und Kassier. Eine derartige Ämterkumulation ist heute unvorstellbar Als erste Frau wurde im Jahre 1971 Käthi Meier, damals Lehrerin in Ennenda, in den Bibliotheksvorstand gewählt.

Die Bibliothek befand sich seit 1931 in der Gemeindestube des Gesellschaftshauses Ennenda. Geöffnet war sie lediglich von Mai bis Oktober. Die Leserschaft entstammte vorwiegend den Arbeiterkreisen. Es hiess damals, dass nur derjenige ein Bibliotheksangebot nutze, der sich keine eigenen Bücher leisten könne. Lösen konnte man ein kleines oder grosses Abonnement. Das kleine Abo kostete pro Jahr 50 Rappen pro Jahr. Mitnehmen durfte man jeweils ein einziges Buch. Für das grosse Abonnement musste man das Doppelte, also pro Jahr 1 Franken entrichten. Dafür durften zwei bis drei Bücher gleichzeitig mitgenommen werden. Alle Bücher waren einheitlich in braunem Packpapier eingebunden und durchnummeriert.

Anfänglich durften die Jugendlichen erst ab der 5. Primarklasse die Bibliothek besuchen und von der Ausleihe profitieren. Den Kleineren traute man den sorgsamen, verantwortungsbewussten Umgang mit Büchern nicht zu. 1963 las Federica da Cesco in Ennenda, es war ein bemerkenswertes Begegnen. Und ab 1969 waren dann Viertklässler zum Besuch zugelassen, elf Jahre später galt der Besuch ab Eintritt in die Primarschule.

Im Erdgeschoss des Gesellschaftshauses wurden die Räumlichkeiten knapp, der Umzug ins Schulhaus wurde Tatsache, anfänglich unter gar unbefriedigenden, einengenden Verhältnissen. Eine willkommene, weitsichtige Änderung bahnte sich 1986 an, als der Schulrat mit den Bibliotheksverantwortlichen entschied, die damalige, gegen Süden ausgerichtete Garderobe im EG des Schulhauses in eine helle und benutzerfreundliche Bibliothek auszubauen. 1989 erfolgte die Eröffnung des heute stark frequentierten, von gar vielen geschätzten Raumes mit stolzen oft stark gefragten 5550 Medien (Bücher, CDs, Zeitschriften). Für die Kleinstes sind Kassetten und Bilderbücher im Sortiment. Aus der einstigen Jugend- und Volksbibliothek wurde die heutige Schul- und Gemeindebibliothek.