Senioren und das Angebot der Bäckerei Dreyfuss

Einmal pro Jahr ist es so weit: Im Saal des Fridolinheims Glarus gastiert die Seniorenbühne Zürich vor stets ausverkauften Rängen. Organisiert wird das Begegnen stets von den Verantwortlichen der Pro Senectute Glarus. Diesmal waren die Interessierten zu einer vergnüglichen Begegnung mit dem wirbligen Personal der Bäckerei Dreyfuss und einigen Dorfbewohnern eingeladen.



(Bilder: pmeier)
(Bilder: pmeier)

Das Kommen hatte niemand zu bereuen. Begrüsst wurden die erwartungsfreudigen Seniorinnen und Senioren von Andrea Trummer, Vizepräsidentin des Gemeinderates Glarus und Leiterin des Ressorts «Gesellschaft und Gesundheit». Sie wies unter anderem auf die unlängst eingerichtete Fachstelle «Generationen» und die Möglichkeit als Begleitperson für Leseungewohnte hin. Verdankt wurden das immense und willkommene Engagement der Pro Senectute und die finanziellen Unterstützungen fürs Zustandekommen der jeweiligen Theateraufführungen. Erwähnung fanden damit die Gemeinde Glarus, die Katholische Pfarrei St. Fridolin, die Glarner Kantonalbank, die Hatt-Bucher-Stiftung und der Glarner Seniorenverband.

Und dann ging das Theater um die übergross geratenen Gipfeli so richtig los. Das Ensemble der seit 1975 bestehenden Seniorenbühne Zürich agierte mit viel Leidenschaft, Sprachwitz, Beherztheit und Ehrlichkeit. Man begegnete im Verlaufe des Stücks von Ulla Kling – in der Inszenierung von Rupert Dubsky – dem sagenhaft kreativen und ebenso mutigen Bäckermeister Theo Dreyfuss, dessen Gattin Rosa, der wirbligen Bäckergesellin Lisa, der Verkäuferin Hanna, dem cholerischen und spürbar überforderten Gemeindepräsidenten Hans Brunner, einer Vertreterin des Bäckereiverbandes als pedantisch auftretende Fachfrau, einer wortreich zusammenfassende Journalistin, der Arztfrau als gar fordernde, rumnörgelnde Kundin und dem vieles überzeichnenden Mehllieferanten Luigi.

Zweihundert übergrosse Gipfel – einer allein hätte für vier bis fünf Personen genügt – wurden zum Stückpreis von einem Franken verkauft. Das sprach sich blitzschnell rum. Der Strom von erwartungsfreudigen Kunden riss nicht mehr ab. Es musste, trotz gegenteiligen Versprechungen, nachgebacken werden, für die Geschäftsinhaber eine sehr fordernde Sache, die aber enorm elegant gelöst wurde – nicht eben zur Freude des Fachverbandes und der Gemeindeverantwortlichen.

Es wurde im genau gleichen Zeitraum ein existenzbedrohendes Problem ins Zentrum gerückt. Der Gemeindepräsident sprach den Bäckermeister auf den geplanten Bau eines Supermarkts – natürlich samt moderner Grossbäckerei, die Umgestaltung des Dorfplatzes und das Fällen der grossen Dorflinde an. Er stellte den Bäckermeister Theo Dreyfuss vor vollendete Tatsachen, wissend, dass das gewiss zu unliebsamen Reaktionen führen würde.

So war es denn auch. Da wurde drauflosagiert, dass es eine Freude war. Bäckermeister und Gemeindepräsident gerieten sich gewaltig in die Haare. Die Protestnote des mutig agierenden Theo wurde auf Papierstreifen grad in die Riesengipfel eingebacken und gelangte so auf ungewohnte und unerwartete Weise zur sensibilisierten Kundschaft. Bäckermeister Theo hockte flugs in die Linde, damit war ein Fällen unmöglich geworden. Dass auf Papier geschriebene Protestnoten gewiss nicht in einen Brotteig gehören, war eigentlich allen klar. Es ging drunter und drüber, mit lauten und deutlichen Worten, mit Verunglimpfungen, einem kleinen Hosenlupf hinter den Kulissen, mit Anzeichen gewaltiger Erschöpfungen, Auftrumpfen und Resignieren.

Das Ende kam urplötzlich. Es siegten der Bäckermeister und seine Getreuen, der Gemeindepräsident wollte sein Amt zur Verfügung stellen und es grad seinem Widersacher Theo überlassen. Er musste einsehen, dass er auf verlorenem Posten war. Die Linde blieb, wo sie schon immer gestanden hatte. Alle erholten sich wieder, das glückliche Ende war samt riesiger Versöhnung Tatsache geworden.

Mit verdient grossem Beifall wurde das wirblige Geschehen verdankt. Man schied mit der leisen Hoffnung auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr.