Für dieses gehaltvolle Begegnen konnte Walter Meli, ein gebürtiger Schwändner, verpflichtet werden. Mit seinen Ausführungen vermochte er wahrlich «aus dem Vollen» zu schöpfen. Der begnadete Fotograf entpuppte sich bald als begeisterter Bergsteiger, Naturfreund, still geniessender Betrachter, behutsam Hinterfragender und Liebhaber fotografischer Raritäten. Er hätte gut und gerne abendfüllend referieren können, musste sich aber notgedrungen auf Äusserlichkeiten, Schlagwortartiges beschränken. Vieles blieb deshalb liegen, was man gerne tiefgründiger erfahren hätte. Mit dem wundervollen, sorgsam zusammengestellten Bildmaterial wurde man in gar viele südamerikanische Länder wie Ecuador, Kolumbien, Peru, Bolivien, Brasilien und Chile entführt. Meli referierte gekonnt, interessierend. Seine Worte und die farbenprächtigen Motive zeugten von Respekt und Hochachtung, gegenüber der majestätischen Bergwelt, den Arbeits- und Erntemethoden, dem oft von bitterer Armut geprägten Leben der Indios, den bizarren Wüstenlandschaften oder dem raumgreifenden, weiten Amazonas mit seiner wundersamen Pflanzen- und Tierwelt. Meli ist ein eindeutig subtiler, sich nie aufdrängender Betrachter und ein begnadeter Bergsteiger, einer, der am Leben der Indios aktiv Anteil nimmt, da und dort mithilft. Und wenn Meli, der sich vor 35 Jahren selbstständig gemacht hat, anmerkt, dass er in Südamerika hängen geblieben sei, glaubt man das sofort. Seine innige Verbundenheit dokumentiert er glaubwürdig, was beim Betrachtenden zu vielerlei Eindrücken und Gedanken führt, beim Bekanntmachen mit Bergen, die bis 6000 Meter aufragen, beim Mitverfolgen einer Kartoffelaussaat auf 4800 Metern Höhe, dem Begegnen mit Lamas, Vikunjas, Wildpferden, der Kenntnisnahme einer unübertrefflichen Baukunst aus der Zeit der Inkas, den überragenden Bauten aus der spanischen Besatzerzeit, den zeitraubenden Reisen auf baulich miserablen, abenteuerlichen Verbindungsstrecken und dem bruchstückhaften Erfassen des Alltags, der oft dominierenden Armut und dem Begegnen mit bizarren Pflanzen. Bei diesem Verweilen gestattete sich Meli und den spürbar aufmerksam lauschenden Zuhörern genügend Zeit, damit keine Hektik aufkam. Man vernahm beispielsweise staunend, dass ein Salzsee 140 Kilometer breit und 160 Kilometer lang ist und über eine Salzdicke von 2 bis 15 Meter verfügt, dass erloschene Vulkane nicht einfach in sich ruhen, sondern auch ausbrechen können, dass die untere Schneegrenze bei 5000 Metern liegt und – auch hier – einige Tierarten vom Aussterben bedroht sind. In einem zweiten Teil wurde man in die Tiefebene des Amazonas entführt. Die Fülle der Eindrücke war wiederum erdrückend, Jaguar, Ara, Orchideen, herrliche Schmetterlinge, Anakonda, Gürteltiere, Ameisenbären, Tukane – alles schien sich versammelt zu haben, um sich so zeigen zu können, wie es beim Abstecher zu den schlicht königlichen Iguassu Fällen, dem Rio Negro der Fall war. Farben und Motive schienen zu übersprudeln – und nach dem Verlassen der Sitzgelegenheit im Gesellschaftshaus Ennenda wäre man gerne in diese Welt entflogen, um vieles vertiefender zu erleben als es während der knapp bemessenen Zeit möglich gewesen war. Und am kommenden 13. April kriegen die Wissbegierigen die Gelegenheit, sich von berufener Seite über die Wirkung von Heilkräutern aufklären zu lassen, darauf wies Kaspar Zimmermann noch ganz kurz hin.
