Seniorenpower für Südafrika

Obwohl derzeit in Südafrika die Fussball-WM tobt, sterben weltweit jährlich vier Millionen Babys an vermeidbaren Krankheiten. Deswegen stricken die Seniorinnen im Alterszentrum Schwanden bis zum 11. Juli Decken. Ein Gewinn für beide Seiten.



Bis zum 11. Juli stricken die Frauen im Alterszentrum Schwanden möglichst viele Decken für die Kinder in Südafrika.
Bis zum 11. Juli stricken die Frauen im Alterszentrum Schwanden möglichst viele Decken für die Kinder in Südafrika.

Als Handarbeitslehrerin Rosmarie Frei in Glarus den Flyer des Hilfswerks Save the Children sah, war sie sogleich Feuer und Flamme. Denn einmal in der Woche – am Dienstagnachmittag – leitet sie bis zu 18 Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrums Schwanden an, zum Backen, zum Stricken, zum Nähen und zum Häkeln. Für gewöhnlich werden die dort geschaffenen Socken und Mützen, die kleinen Katzen und grossen Decken am Basar verkauft. Er findet dieses Jahr am 1. Wochenende im Oktober statt und deckt die Unkosten für das Strickmaterial. Vom Erlös des Basars geht die fidele Gruppe auch mal auf einen Ausflug mit dem Bus – vergangene Woche war man auf dem Bergli in Glarus.

Doch in diesem Jahr ist alles anders – wegen der WM in Südafrika. Denn über der weltumspannenden Begeisterung für den Fussball gehen die Menschen dieses Kontinents oft vergessen. Deshalb wollen die Bewohnerinnen möglichst viele Decken stricken, damit die Babys im afrikanischen Winter nicht frieren müssen. Eine der strickenden Frauen bemerkt: «Ich kann einfach nicht leer rumhocken. Ich muss einfach was tun.» Still häkelt eine 96-Jährige Masche für Masche, die Farben der Decke in ihren Händen erinnern an die Flagge von Südafrika, farbenfroh soll sie Menschen aller Hautfarben wärmen.

Bereits letztes Jahr konnte die Handarbeitsgruppe des Alterszentrums 43 Babymützen nach Afrika schicken – dieses Jahr sollen es, wenn möglich, ebenso viele Decken sein. Das Material für diese Aktion haben die Bewohnerinnen teilweise aus eigenen Beständen beigesteuert, ein Teil der Wolle stammt auch aus Restposten. Dabei gehören Stricken und Häkeln heute zu den Fähigkeiten, die immer weniger Leute beherrschen. Seit 1990 betreut Rosmarie Frei die Handarbeitsgruppe, heute wird sie auch von Gordana Tresch unterstützt. Über der Handarbeit vergessen die Frauen für kurze Zeit ihre Gebrechen und lachen ihnen ins Gesicht. Denn wie sagte schon Mae West: «Altsein ist nichts für Waschlappen.»