Sepp Schwitter erörtert Spannendes zur Nothelferkapelle in Oberurnen

1532 löste sich Oberurnen mit Näfels aus der Kirchengemeinschaft mit Mollis. Im Jahre 1592 errichtete es die «Kapelle zur heiligen Dreifaltigkeit». Den Namen «Nothelferkapelle» erhielt sie Jahre später, evtl. wegen des Nothelferreliefs, das vielleicht als Zweitverwendung in Oberurnen einen neuen Platz gefunden hatte.



Sepp Schwitter erörtert Spannendes zur Nothelferkapelle in Oberurnen

Ob es am geschichtlichen Inhalt oder am landesweit bekannten Referenten Sepp Schwitter lag: Am vergangenen Freitagabend strömten die Besucher in Scharen zur Nothelferkapelle in Oberurnen. Das Schiff, welches 1890 erneuert wurde, bietet 80 Sitzplätze, gekommen sind 92 Zuhörer. Für die Überzahl wurden flugs Gartenstühle aus der Nachbarschaft organisiert. Realisiert wurde der Anlass vom Vorstandsmitglied des «kulturforum brandluft Glarus Nord», Margrit Neeracher. Die musikalische Umrahmung wurde vom Organisten David Kobelt gestaltet.

Das Referat von Sepp Schwitter begann mit dem kirchengeschichtlichen Hintergrund, als Oberurnen pfarrgenössig zu Glarus gehörte und in der Folge ab 1440 zu Mollis. Erst 1868 bekam die Gemeinde Oberurnen ihre eigene Pfarrei. Was sich in den Jahren dazwischen mit den verschiedenen Gemeinden kirchengeschichtlich abspielte, wusste der Referent auf eine fesselnde und mit viel Humor gewürzte Art zu erzählen.

Der zweite Teil des Vortrages bezog sich auf die Baugeschichte, bei der es bei den anstehenden Renovationen stets an eigenen Mitteln mangelte. Immer wieder wurde um finanzielle Hilfe, so beispielsweise von den «löblich catholischen Orten» angesucht. Nicht nur der Bischof in Chur, der Fürstabt St. Gallen und die Stadt Wil, nein, auch mehrere süddeutsche Stäte und Fürstlichkeiten durften sich zu den 81 Spendern zählen. Der baugeschichtliche Abschluss fand im Jahr 1992 statt, seit diesem Jahr erinnert der vom Oberurner Bildhauer Hans Noser geschaffene Stein vor der Kapelle an den Bau vor 400 Jahren.

Der dritte Teil des Referates widmete sich dem Leben in der Kapelle. In den ersten Jahren wurden die Messen von Näfels aus gelesen, ab 1708 dank einer Stiftung von einem eigenen Kaplan. Das von der Gemeinde Oberurnen gebaute Pfrundhaus beherbergte in den 160 Jahren bis zum Kirchenbau 1868 insgesamt 27 Kaplane, welche nebst der kirchlichen und seelsorgerischen Betreuung gegen 100 Kinder zu schulen hatten. Die Gegenleistung der Gemeinde entlockte manchem Zuhörer einen Lacher: Nebst Behausung und ein paar Gulden wurde den Kaplans Garten und Hanfland zugestanden – und auch das Recht, eine Kuh auf die Allmeind zu treiben.

Mit der Beschreibung der Figuren und Bilder im Innern der Kapelle weckte Sepp Schwitter gekonnt visuelle Wachsamkeit der Zuhörer. So mancher Besucher wird wohl diese Kapelle wieder besuchen und dann die Figuren und ihre Geschichte kennen, jedoch vor allem auch das Nothelferrelief verstehen und wissen, dass es sich bei den Dargestellten nicht ausschliesslich um zu dieser Gruppe Gehörende handelt. Die Nothelferkapelle in Oberurnen übt eine starke Anziehungskraft auf «Stille suchende» Menschen aus. Mit ihrer Grösse und dem gut dosierten Mix aus Bescheidenheit und kulturellem Reichtum bietet sie den Besuchern das, was der Sinn eines Gotteshauses ist: Einkehr und Ruhe finden.

Heute noch wird wöchentlich zum Rosenkranz eingeladen und es findet eine heilige Messe statt. Ebenfalls wird dort einmal im Monat am Sonntagabend ein evangelischer Gottesdienst der Kirchgemeinde Nieder- und Oberurnen gehalten.

Sepp Schwitter erntete für seinen interessanten und mit feinfühligem Vortrag viel Applaus. Nicht weniger Beifall erhielt Organist David Kobelt. Was er an der kleinen Orgel mit einem Positiv und vier Registern an heiterer, besinnlicher und schalkhafter Musikinterpretationen bot, hätte den Komponisten Joseph Haydn geehrt: Alle Beiträge, inkl. der Marsch zum Ausklang des Anlasses, entsprangen seiner Feder.