Viele Charaktere verweilten kurzzeitig auf kleinstem Raum, nämlich auf der sagenhaft kleinen Bühne im Möbeli-Areal. Zu Dramatischem kamen Klänge von Thomas Roth, der den wortgewaltig agierenden, ungemein wendigen und charmanten Lafrenz auf der Nyckelharpa begleitete. Roth war das musikalische Pendant, er zauberte Dramatische, Beseeltes, leicht Wuchtiges, enorm Elegantes, Verspieltheiten aller Art riesig elegant hin, ging auf inhaltsbezogene Launen seines Partners noch so gerne ein, notierte, was für die lesewillige Nachwelt zu erhalten war.
Es war ein wechselvolles Begegnen. Die zahlenmässig kleine Gruppe an Theaterbegeisterten folgte den oft temporeichen, leidenschaftlichen Voten noch so gerne. Viele Schicksale fanden ansatzweise Erwähnung. Man wurde – so en passant – mit Hamlet, den Weibern von Windsor, Romeo und Julia, Macbeth, Othello König Lear und anderen Persönlichkeiten bespielt, erfuhr in Windeseile, was sich so ereignete, wo Verdacht geschöpft, leidenschaftlich geliebt, resigniert, hinterfragt, intrigiert wurde. Herrlich klangen literarische Inhalte aller Art auf.
Und man staunte über die musikalische Eleganz, die Thomas Roth auf der Nyckelharpa auszuspielen wusste. Er beherrscht ein Instrument, das eigentlich aus Schweden stammt und auch als Schlüsselfidel bekannt ist. Sie war bis weit ins 17. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Tonhöhe wird durch eine Tastatur verändert.
Roth nahm vieles bereitwilligst auf, was Lafrenz vorgab. Seit beachtlichen 40 Jahren widmet sich Lafrenz «seinem» Shakespeare, er hat wohl vieles ausgelotet, was bühnenwirksam ausgespielt werden kann, was Beachtung und Anteilnahme unweigerlich findet. Lafrenz gibt sich charmant, dominant, wirblig, mimt den Verzweifelten, kommt mit wenig Requisiten zurecht – im Wissen um Shakespeares ungeheure dichterische Vielfalt. Sein Werk sei – so Lafrenz – nach der Bibel in die meisten Sprachen übersetzt worden. Und dann ging es richtig los. Andeutungsweise wurden irgendwelche Türen geöffnet, Gitter hochgehoben, ein Garten betreten, geflirtet, vermutet, hinterfragt …
Man wurde nach Italien entführt, erfuhr Bewegendes, verweilte mit den Liebenden gedanklich auf einer Liegewiese, vernahm vom silbernen Mond; dann von Wesen, die sich vermehren sollen. Es waren – wie ab Bühne stilgerecht ausgekündigt «Comedies, Histories und Tragedies». Es ging zuweilen um sehr Zwischenmenschliches, um die Bedeutung des Globe Theatres. Da seien alle hingewandert, die eine ganze Packung an Gefühlen erleben oder irgendetwas aus der Shakespear`schen Welt, damit aus beispielsweise 36 Theaterstücken oder 154 Sonetten erfahren wollten.
Und wer sich in diese so wechselvolle Welt weiterführend vertiefen wollte, bediente sich nach dem verdient herzlichen, langen Applaus mit bereitliegenden Infos zu Shakespeares Reise, die Bernd Lafrenz und Thomas Roth unter anderem nach Glarus geführt hat.