«Sicherheit hat ihren Preis»

An der Hauptversammlung der Glarner Offiziersgesellschaft blickte der Chef der Armee Thomas Süssli nicht nur auf den Ukraine-Krieg, sondern auch auf die Zukunft der Schweizer Armee. Zuvor wurde Klaus Jenny für 50 Jahre Vorstandstätigkeit geehrt.



«Sicherheit hat ihren Preis»

«Was aktuell in der Ukraine geschieht, ist kein Krieg zweier Länder, sondern zweier Wertvorstellungen», stellte der Chef der Armee Thomas Süssli bei seinem Referat bei der Glarner Offiziersgesellschaft am letzten Samstag im «Glarnerhof» klar. Hier kämpft eine Autokratie gegen die Vorstellung der Demokratie. Zudem könne es Vladimir Putin auch darum gehen, ein Vermächtnis zu hinterlassen. «Sehr gut möglich, dass dies in China mit Taiwan bald auch geschieht.» In der Ukraine könne man nun aber auch sehen, wie aktuell Krieg geführt wird, «nämlich auf allen Ebenen.» Dies beginne im Cyber-Raum, gehe über in den Luftraum und endet am Schluss in den Städten. «Wenn sie ein Land erobern wollen, müssen sie irgendwann Menschen hineinschicken.» Gerade bei den Strassenkämpfen ist aber auch die Zivilbevölkerung sehr stark betroffen. Auch die Schweiz müsse sich nun den neuen Begebenheiten anpassen. Dabei sei das Milizsystem der Schweiz weiter ein Erfolgsmodell, betonte Süssli. «Die Verbindung zwischen Armee und Bevölkerung ist auf der Welt einmalig.» Nicht nur könne man bei Bedarf die gewünschte Menge an Personal aufbieten; vor allem könne man nach Ende der Bedrohung rasch die Menschen wieder in die Berufswelt entlassen. Aktuell sieht der Chef der Armee aber das Problem, dass für den festgesetzten Personalbestand in jedem Jahr rund 3000 Menschen fehlen, die in diesen Zyklus eintreten. «Hier müssen wir Möglichkeiten finden, diesen Missstand zu beheben.» Auch in anderen Bereichen sei die Armee auf neue Mittel angewiesen, denn « unsere Sicherheit hat ihren Preis.» Neben der, aus Sicht von Süssli, notwendigen Beschaffung des F35-Kampfflugzeugs braucht es modernes Gerät in allen Operationssphären.

In der vorgängig von Präsident Hansjörg Riem speditiv gehaltenen Hauptversammlung, blickte er auf die Aktivitäten der Glarner Offiziersgesellschaft zurück und begrüsste die neuen Mitglieder. Neu in den Vorstand wurde zudem Jan Zweifel gewählt. Auf eine schier unglaubliche Dauer im Vorstand konnte zudem Klaus Jenny blicken. In den bisher 50 Jahren in dem Gremium habe er ausser dem Präsidium wohl jedes Amt mindestens einmal ausgeübt. In seiner pointierten Rede blickte er auf seine Anfangsjahre zurück. Mit Blick auf den beendeten Zweiten Weltkrieg und dem aufkommenden Kalten Krieg war der Stellenwert der Armee in der Schweiz ein komplett anderer. «Der Armee wurde damals fast alles untergeordnet.» Der grosse Feind scheint aber wieder aus dem Osten zu kommen. Und nicht nur die Schweiz habe die Gefahr unterschätzt. «In der Vorstellung des ewigen Friedens ist das Unmögliche der Krieg.» Am Schluss seiner Ausführungen überreichte er dem Verein, in dem er bisher ein halbes Jahrhundert angehörte, eine grosszügige Spende. Aus dem Staunen kam da der Präsident Riem kaum heraus, da er selbst kurz nachher unter Applaus der Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt wurde.