Sicherheit, Natur und Erholung: Zwischenbilanz am Linthkanal

Die Hauptarbeiten am Linthkanal stehen kurz vor ihrem Abschluss. Die Stabilität der Dämme und der Schutz gegen Hochwasser sind wieder gewährleistet. Bis im Frühling 2013 müssen aber noch umfangreiche Abschlussarbeiten ausgeführt werden. Danach ist der Linthkanal – und mit ihm das ganze Linthwerk – vollständig saniert und renaturiert.



Hänggelgiessen: Flächige Auen und Rietgebiete können sich jetzt entwickeln – die Flussaufweitung wird modelliert
Hänggelgiessen: Flächige Auen und Rietgebiete können sich jetzt entwickeln – die Flussaufweitung wird modelliert

Anlässlich der Medienorientierung der Linthkommission vom 9. Mai zog Regierungsrat Willi Haag (SG), Präsident der Linthkommission, eine Zwischenbilanz über den Stand der Arbeiten am Linthkanal: «Wir sind auf der Zielgeraden und in jeder Hinsicht voll auf Kurs.»

Sichere Dämme

Am Linthkanal sind die Hauptarbeiten weitgehend abgeschlossen. Die Dämme sind nun über die ganze Strecke zwischen dem Hänggelgiessen und der Grynau saniert. Die Erhöhung und Verbreiterung der Dämme stellt den Hochwasserschutz sicher. Sie erlaubt ferner, im Bedarfsfall am Damm grosse und schwere Baumaschinen einzusetzen. Auch die beiden Hintergräben sind bis auf den Abschnitt beim Giessen verbreitert und vermögen nun viel mehr Wasser abzuführen. Im Abschnitt Giessen sind die Abtiefungen noch abzuschliessen. Es handelt sich hier um eine komplexe Arbeit auf engem Raum.

Im Hänggelgiessen wird derzeit das regulierbare Wehr gebaut, das der Sicherheit der Dämme dient: Es kann bei einem extremen Hochwasser geöffnet werden, um das überschüssige Wasser temporär in den vergrösserten rechten Nebengraben und in einen Teil der Schänner Ebene zu leiten.

Umfangreiche Abschlussarbeiten

Bis im Frühling 2013 müssen auf der ganzen Strecke des Linthkanals noch vielfältige Abschlussarbeiten ausgeführt werden. So wird zum Beispiel auf den neuen Dammwegen von insgesamt 30 Kilometer Länge ein feiner Kiesbelag eingebaut. Im Zuge dieser Arbeiten kann die definitive Dammhöhe erstellt werden. Dies ist wichtig, da sich die Dämme nach dem Bau gesetzt haben – als Folge der komplexen geologischen Verhältnisse in der Linthebene. Der Senkungsprozess klingt jetzt ab, sodass mit dem Ausnivellieren begonnen werden kann.

Im Rahmen der Abschlussarbeiten werden die Zufahrtsstrassen, soweit erforderlich, in Absprache mit den Eigentümern wieder instand gestellt. Auch die Nebengrabenstrasse benötigt eine Instandsetzung, weil die intensive Nutzung während der Sanierung des Linthkanals Schäden hervorgerufen hat.

Die Landschaft am Linthwerk hat sich durch die Baumassnahmen verändert, zum Beispiel durch die Verlegung des F-Kanals, die Verbreiterung und Erhöhung der Dämme, die Neugestaltung des Hänggelgiessens oder den Bau eines Ausleitbauwerks (Wehr). Diese Veränderungen erfordern eine zeitaufwendige, vollständig neue Vermessung und die entsprechenden Markierungen am Linthkanal.

Die Dämme bleiben gesperrt

Die Abschlussarbeiten können nur bei günstigem Wetter ausgeführt werden. Das bedeutet, dass der Betrieb der Baustellen kurzfristig geplant wird: Eine scheinbar verlassene Baustelle kann deshalb unvermittelt wieder in Betrieb genommen werden. Da der Einsatz von schweren Baumaschinen erforderlich ist, müssen die entsprechenden Dammstrecken aus Sicherheitsgründen gesperrt bleiben.

Die Linthkommission setzt aber alles daran, Strecken, die durchgehend begehbar sind und keine Baustellen mehr aufweisen, für den Erholungs- und Freizeitbetrieb freizugeben.

Die Natur als Erlebnis

Seit der Eröffnung des Escherkanals (2011) hat sich die Natur am sanierten und renaturierten Fluss prächtig entfaltet. Dadurch ist der Erlebniswert des Linthwerks massiv gestiegen. Die Bevölkerung nutzt und schätzt diesen Erholungsraum sehr. Am Escherkanal zeigt sich deutlich, was später am Linthkanal geschehen wird – allerdings unter anderen topografischen Voraussetzungen.

Bei der Renaturierung wird auf Konzentration der Mittel gesetzt: Statt auf der gesamten Länge des Linthwerks begrenzte Verbesserungen mit kleiner Wirkung vorzunehmen, konzentrieren sich die Eingriffe auf grosse Flächen, wo markante Erfolge erzielt werden können. So zum Beispiel im Hänggelgiessen. Dort wurden der alte Flusslauf reaktiviert, ein neuer Tümpel ausgehoben und neue Steil- und Flachufer angelegt. Flächige Auen und Rietgebiete können sich jetzt entwickeln – die Flussaufweitung wird modelliert, es entsteht eine neue Landschaft.

Bäume und Sträucher am Linthkanal

Aus Gründen der Sicherheit mussten die grossen Bäume, die das Linthwerk säumten, gefällt werden: Ihr weitverzweigtes Wurzelwerk schwächte die Widerstandsfähigkeit der Dämme.

Neue Bäume sollen die Attraktivität des Linthwerks für Spaziergänger erhöhen. Es werden verschiedene Baumarten mit unterschiedlich schnellem Wachstum gepflanzt. Die Verteilung der Bäume geschieht nach dem Zufallsprinzip, sodass auf den Dämmen keine monotonen Alleen entstehen. Im Gegenteil: An vielen Orten werden Bäume und Gebüsche zu Nischen zusammengefasst, wo zusätzliche Bänke platziert werden. Das Unterhaltskonzept gewährleistet, dass künftig zu dick gewordene Bäume gefällt und neue Bäume gepflanzt werden.

Natur und Mensch: Miteinander anstatt gegeneinander

Das harmonische Zusammenleben von Natur und Mensch ist ein grosses Anliegen der Linthkommission. Da es die Besucherlenkung betrifft, werden mit der Fachgruppe Umwelt Gespräche über die Naturschutzgebiete im Perimeter des Linthwerks geführt. Verschiedene Gebiete, in denen ein absolutes Betretverbot herrschen muss, sind bereits gesperrt und entsprechend signalisiert.

Die Erschliessung der Erholungs- und Freizeitzonen des Linthwerks erfolgt über Strassen, Wege und Parkplätze, die nicht dem Linthwerk gehören und somit in der Verantwortung der Gemeinden liegen. Nach Abschluss der Arbeiten am Linthwerk müssen diese Verkehrsflächen den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Zurzeit finden Gespräche mit den involvierten Gemeinden statt. Die entsprechenden Pläne werden später durch die Gemeinden öffentlich aufgelegt.

Für den Freizeit- und Erholungsverkehr (Langsamverkehr) im Perimeter des Linthwerks hat das FLL – Forum Lebendiges Linthgebiet – ein Konzept erarbeitet. Dieses wurde nach erfolgter Vernehmlassung den Gemeinden zur Umsetzung zugestellt. Das Linthwerk richtet sich grundsätzlich nach diesem Konzept.

Damit die Besucher im Perimeter des Linthwerks korrekt informiert und effizient gelenkt werden, hat die Linthkommission ein Beschilderungskonzept verabschiedet. Bei den Haupteingängen zum Linthwerk – zum Beispiel bei der Grynau oder der Roten Brücke – werden Übersichtstafeln aufgestellt. Diese dienen der Orientierung, der allgemeinen Information über das Linthwerk und der Bekanntmachung der Spielregeln (zum Beispiel Zutrittsverbote für Naturschutzgebiete). An besonders interessanten Orten am Wegnetz des Linthwerks stehen Wissenstafeln mit detaillierten Informationen. Themen sind zum Beispiel das Wehr im Hänggelgiessen oder Renaturierungsmassnahmen.

Budget: positive Endkostenprognose

Die Linthkommission teilt mit, dass die Kosten aufgrund der aktuellen Endkostenprognose der Oberbauleitung unter dem vorgegebenen und bewilligten Rahmen von 127 Millionen Franken liegen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der Bund dem Projekt den maximalen Subventionssatz von 45 Prozent zugesteht, da die ökologischen Massnahmen optimiert wurden und eine Gefahrenkarte für den Linthperimeter durch die Gemeinden erstellt worden ist.

«Thementag»

Das grosse Publikumsinteresse am «Tag der offenen Baustelle» im Frühling 2011 und die schon sichtbaren Ergebnisse der Renaturierung haben die Linthkommission dazu bewogen, am Linthkanal einen «Thementag» mit dem Schwerpunkt Natur zu veranstalten.

Dieser «Thementag» findet am Samstag, 16. Juni, von 08.00 bis 13.00 Uhr zwischen Ziegelbrücke und dem Raum um die Maagmündung statt. Er ist insbesondere den Fischen und Pflanzen sowie der Geschichte des Linthwerks gewidmet. Informationen über den «Thementag» werden rechtzeitig in den Medien kommuniziert.

Die Linthkommission und ihre Aufgaben

Die Linthkommission führt das Linthwerk im Rahmen eines interkantonalen Konkordates, das durch die Parlamente bzw. das Volk der Kantone Glarus, Schwyz, St. Gallen und Zürich gutgeheissen wurde. Die Linthkommission besteht aus Regierungsrat Willi Haag (SG, Präsident), Landammann Robert Marti (GL), Regierungsrat Andreas Barraud (SZ), sowie Dr. Jürg Suter (ZH, AWEL) und Markus Schwizer (SG, Vertreter der Linthgemeinden). Der Bund ist mit Andreas Götz (Vizedirektor Bundesamt für Umwelt) beratend vertreten. Weitere Informationen über das Linthwerk gibt es im Internet unter www.linthwerk.ch.