Simone Zgraggen – Musik ist mit dem Menschen verwoben

Simone Zgraggen wohnt, spielt, verwöhnt, fordert, ist im da und dort. Ihre Vielseitigkeit hat mit gar Vielem zu tun, bedingt eine gehörige Portion Organisationstalent, bis alles so zusammenspielt, wie es aus den jeweiligen Momenten heraus sein muss. Die Wege bis zum Auftritt sind wohl ebenso spannend wie fordernd.



Simone Zgraggen – Musik ist mit dem Menschen verwoben

Die Violonistin Simone Zgraggen bezeichnet es als Privileg, dass sie seit gut zehn Jahren Konzertmeisterin der Basel Sinfonietta sein darf, dass sie beim Erarbeiten von Uraufführungen mit Komponisten und Dirigenten eng zusammenarbeiten kann und damit Einblicke in Strukturen und Sequenzen gewinnt, die andern verborgen bleiben. Bei derartigen Entstehungsprozessen sind sie und die Mitglieder des Orchesters stark gefordert.

Simone Zgraggen, erhielt ihr Lehrdiplom am Konservatorium Luzern im Jahre 1994 und ein Jahr später an der Musikakademie Basel. Beim Unterrichten sollte es nicht bleiben. In ihr vereinigen sich hohe Musikalität, eine riesige technische Reife, Bereitschaft und Neugierde, sich mit anfänglich Ungewohntem intensiv auseinanderzusetzen und sich die entsprechenden Kenntnisse anzueignen, die irgendwann einmal in eine Aufführung münden – nicht unbedingt im Glarnerland, dem geschätzten Rückzugs- und Wohnort für sie und ihre Familie.

Der Weg ab erstem Unterrichten an der Musikschule Uri führte ganz und gar nicht via Klausen ins Glarnerland. Da sind noch einige Stationen aus der bewegten musikalischen Vergangenheit und dem Heute zu erwähnen. Nach Luzern und Basel schlossen das künstlerische Aufbaustudium mit dem Konzertexamen in Karlsruhe an. Es folgten ein Lehrauftrag an der dortigen Musikhochschule und die erste Traumstelle am Konservatorium Zürich. An diesem Ort wirkte sie über elf Jahre hinweg. Dann war es die Musikhochschule Freiburg in Breisgau, an der sie seit 2012 als Professorin für Violine wirkt.

Das Nebeneinander von Familiärem und Beruflichem beschert ihr dank uneigennützigem und wertvollem Unterstützen und Mittragen ihres Ehemannes und ihrer Eltern kaum einmal nennenswerte Probleme.

Sie weiss, dass sie die Studierenden ihrer Klasse stark und klar fordert, dass sie intensiv begleitet. Es geht dabei nicht bloss um musikalische Spitzenleistungen, sondern auch um die persönliche Reife, das muss ineinander verwoben bleiben. Simone Zgraggen fördert die Ganzheit der Musizierenden, wissend, dass musikalisch Herausragendes und die Fähigkeit sich ins Ensemble einzufügen viel zu zwischenmenschlich Harmonischem beitragen, eine unabdingbare Ganzheit sein müssen.

Diese Fähigkeiten kommen ihr persönlich zugute, wenn sie von anderen Orchestern als Gastkonzertmeisterin verpflichtet wird oder als Solistin in verschiedenen Ensembles mitwirkt. Die musikalische Vielfalt bringt es mit sich, dass sie sich eine Vielseitigkeit angeeignet hat, die aufhorchen lässt. Sie bewegt sich auf vielen Bühnen, kennt sich ab Duo bis Oktett und weit darüber hinaus bestens aus und vermag sich umfassend und einfühlend dem hinzugeben, was zu Gehör gebracht werden soll. Kompositionen von Mahler, Brahms, Beethoven und andern gehören zum wertvollen musikalischen Alltag, sind willkommene Begleiter – neben Pop, Rock, Countrymusic und anderem, was in der Familie ganz gerne gehört wird und durchaus willkommen ist. Einbezogen sind seit einigen Jahren auch Lieder aus Hörbüchern der Tochter.

Und einbezogen in allem ist der Beginn der heutigen musikalischen Fülle. Alles begann damit, dass Simone Zgraggens Eltern einst Geige spielten und dass die Heranwachsende schon als Vierjährige mit ihrem älteren Bruder dessen Geigenunterricht mitverfolgte. Ihre damalige Lehrerin an der Musikschule Uri habe sie echt verehrt.

Dann begannen die Internationalität, das Auseinandersetzen und Lehren mit Professoren, Komponisten, langjährigen Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise in der Schweiz, Deutschland, Amerika und anderswo wirkten. Ebenso wertvoll wie willkommen sind das Unterrichten und Bereden mit Studierenden an der Hochschule. So ist der Alltag ständige Weiterbildung.

Simone Zgraggen weiss sehr genau um ihre Fertigkeiten, Fähigkeiten und Grenzen. Sie ist ehrlich genug, um einzugestehen, dass das Erarbeiten von sehr Forderndem einen enormen Aufwand bedeutet. Sie erwähnt das grandiose, aber furchtbar schwierige Violinkonzert «Unbalanced Stability» des Schweizer Komponisten Dieter Ammann.

Dass zuweilen mit Freude und Genuss an musikalische Höhepunkte zurückgedacht wird, ist absolut nachvollziehbar. Die von Rimsky Korsakov geschriebene Scheherezade mit der Basel Sinfonietta und die damit verbundenen zahlreichen Solostellen, der Auftritt als Solistin der Orpheum-Reihe mit dem grossen Tschaikowsky-Sinfonieorchester in der Tonhalle Zürich und in Moskau, eine Mahler-Sinfonie oder das Beethoven-Violinkonzert und Werke des Schweizers Othmar Schoeck gehören dazu.

Und zu musikalisch so Vielfältigem, Wirbligem, Willkommenem, Reisen und Auftritte kommt das Glarnerland dazu. Simone Zgraggen sieht sich da so gut aufgehoben, verweilt gerne in der heimeligen, naturnahen Welt. Ein Loslassen von der Musik kommt nur begrenzt infrage, wohnen doch begnadete, begeisternde und ideenreich tätige musikalische Bekannte am praktisch gleichen Ort. So ist hin und wieder ein Hauskonzert mit Vilma und Daniel Zbinden angeboten.

Simone Zgraggen bespielt eine der seltenen Stradivari-Geigen, ein wertvolles Instrument mit einer ganz langen Geschichte. Aber davon zu schreiben, würde nun wirklich sehr weit führen, ergäbe einen historischen Exkurs erster Güte.

Mit ihrem Instrument, weiteren Auftritten, sorgsamem Einüben, Unterrichten, Verweilen wird es noch lange weitergehen. Simone Zgraggen wünscht sich das von ganzem Herzen. Mittragen werden viele, die ihre Mitmenschlichkeit, den Kunstsinn, die hohe gestalterische Reife, den zähen Willen des intensiven Auseinandersetzens kennen oder diese Vielseitigkeit erfahren, erfassen und pflegen wollen.