Der «Konzertsaal» im ehemaligen Hänggiturm ist ein geschichtlicher Zeitzeuge, sorgsamst hergerichtet, mit einer Holzkonstruktion versehen, die allein zum Verweilen und Staunen einlädt. Die Akustik ist – für kleinere Veranstaltungen – bestechend direkt. Mit derartigen Äusserlichkeiten hatten sich die hochbegabten, elegant und variantenreich interpretierenden Musikerinnen nicht auseinanderzusetzen. Spürbar sorgsam Einstudiertes und kunstvoll Umgesetztes klangen auf. Riesige Beschwingtheit, kluges Akzentuieren, dynamisch wechselvoll Gestaltetes, riesige Eleganz und Leichtigkeit kamen zum Tragen, bescherten Kurzweil, Anteilnahme, weckten Staunen und Anerkennung gleichermassen.
Aber erst einmal war es Sache von Daniel Zbinden alle gleichermassen herzlich zu begrüssen, über die notwendige Verschiebung ab Freulerpalast nach Ennenda hinzuweisen, das gewährte Gastrecht am neuen Ort zu verdanken und auf musikalische Inhalte und deren Besonderheiten hinzuweisen.
Von Ludwig van Beethoven (1770–1827) wurde die viersätzige «Frühlingssonate» gespielt, feingliedrig, dann wieder mit Glanz und Leichtigkeit, mit hurtigen Wechseln zwischen Geige und Klavier. Da wurden eine stille Kraft, virtuose Eleganz, gegenseitige Abgeklärtheit, Wirbliges, Strahlendes, Verträumtes hörbar. Die Eleganz der Wechsel in zuweilen ganz kurzen Sequenzen war riesig schön, weckte Kurzweil. Alles wurde mit einer Leichtigkeit hingezaubert, die Bewunderung unweigerlich weckte.
Weitergeführt wurde dieses enorm anregende Auseinandersetzen mit Teilen aus «Romantische Stücke», Op. 75 von Antonin Dvorak (1841–1904). Beseeltheit und inhaltliche Schönheiten kamen zum Tragen. Dem standen die «Zwei Salonstücke, Op.6» von Sergej Rachmaninov (1873–1943) in nichts nach. Simone Zgraggen und Vilma Zbinden gestatteten mit ihrem hervorragenden Interpretieren Hörerlebnisse, die enorm erfüllend waren. Kurzes Verharren, Kraftvolles, dann wieder leise, weiche Träumereien, trotzige Aufbegehren, enorm Tänzerisches, Keckes und Vorwitziges, kindliche Leichtigkeit – die Palette an ausgespielten Gefühlen wollte kaum enden. Es war eine erfüllende, beglückende Vollkommenheit, zuweilen ein Rumtollen in verschiedensten Stilrichtungen.
Der Abschluss kam mit der ungewohnten Carmen Fantasie von Alexander Rosenblatt (1956). Zuweilen war das leicht schrill, willkommen schräg und keck, witzig, stets riesig spannend und kurzweilig. Wieder wurde mit einem gestalterischen Reichtum aufgewartet, der an die Interpretinnen hohe Ansprüche stellte, und der so elegant einherkam – und den Wunsch auf «Ein Wiederhören» nicht selten weckte.
Da waren ganz langer Applaus samt Standing Ovations und Zugabe verständliches und logisches Abschlussritual.