Ein Schaulager wird normalerweise dort eröffnet, wo zu viel Kunst auf zu wenig Raum vorhanden ist – in Basel zum Beispiel. In Schwanden besitzt die Stiftung Pro Schwanden zwar auch einen Schwang an Kunst, allein die Sammlung von Hans Zopfi umfasst 200 Bilder. Doch das Therma Schaulager ist jenen mehreren Hundert Alltagsgegenständen gewidmet, welche das in Schwanden gegründete Unternehmen respektive sein Nachfolger Elektrolux der Stiftung mit der Bedingung übermachte, sie zu inventarisieren und zugänglich zu machen, also dem Bügeleisen, dem Herd, dem Backofen, dem Elektroheizofen, der Wärmeplatte, dem Toaster. Anhand einer elektrischen Bauchbinde erklärte der Projektverantwortliche Thomas Schätti das Prinzip von Firmengründer Samuel Blumer: Er baute Alltagsgegenstände wie das Bügeleisen oder das Waffeleisen nach, aber elektrisch. Wenn man bedenkt, dass Bügeleisen vorher mit glühender Kohle betrieben waren, kann ermessen, was das für eine Erleichterung bedeutete.
Der Geist des Ortes
Was dieses Lager fürs Glarnerland und für die Schweiz herausragen lässt: Es befindet sich am Ort des Geschehens und atmet seinen Geist. Und es kann auf das Archiv des Unternehmens zurückgreifen, welches unter anderem 20 000 Fotografien sowie Filme über die Produktion umfasst. Insofern ist es ein Stück Industriegeschichte, für einmal nicht im Textilbereich, und präsentiert den Stolz der Arbeit von Generationen von Fabrikarbeiterinnen und -arbeitern. Dazu wurde die ehemalige Emaillerie, wo später Büros eingebaut wurden, rückgebaut in eine Fabrikationshalle der 1930er-Jahre und mit Schätti Leuchten ausgeleuchtet. Die Ausstellungsstücke stehen geputzt und poliert in Reih und Glied auf Regalen und Tischen nach Geräten getrennt für die Besuchenden bereit. In den Tischen sind Schubladen mit Dokumenten und Bildern für jene, die mehr erfahren möchten. Zudem werden – so Thomas Schätti – Vermittlungsangebote ausgearbeitet und gukum – der Verein für Geschichte und Kultur von Schwanden und Umgebung – wird den Betrieb des Schaulagers mit Führungen organisieren.
Die Dank-Elogen
Als Mitbegründer der Stiftung Pro Schwanden und Umgebung erklärte Dr. Peter Kamm, dass diese Stiftung als Auffangbecken für erhaltenswerte Kulturzeugen wie das Rysläuferhus gegründet worden sei und dankten der neuen Generation im Stiftungsrat unter Präsidentin Claudia Jenny, dass sie diese Arbeit weiterführen. So könne Schwanden inzwischen mannigfaltige Kulturorte präsentieren. Standortförderer Christian Marti würdigte das grosse Engagement für den Glarner Pioniergeist und diese gelebte Wirtschaftsgeschichte. Es stärke die touristische Wertschöpfung in Glarus Süd, denn es mache Geschichte und Geschichten zugänglich und ergänze das Sport- und Freizeitangebot ideal. Zudem sei das Areal der einstigen Therma heute wieder so etwas wie der Kreis 5 in Zürich – mit Kochen, Kultur, Wohnen und Arbeiten gebe es hier wieder mehr als 100 Arbeitsplätze. Landammann Kaspar Becker dankte all den Innovativen, Interessierten und Engagierten, die hier eine Industrieliegenschaft wiederbeleben und die Glarner Marke, die jeder kennt, nachhaltig verewigen. Gemeindepräsident Hans-Rudolf Forrer bezeichnete es nachgerade als Wunder, dass noch so viele Geräte der Kult-Marke vorhanden sind und als Schwander Kulturgut präsentiert werden können. Schliesslich bedankte sich Präsidentin Claudia Jenny bei Kanton und Gemeinden und den grosszügigen Gönnern und Stiftungen für die Beiträge, vor allem aber bei den Stiftungsräten, bei Thomas Schätti und seiner Familie und bei allen helfenden Händen, welche dieses Projekt stemmten. Dann servierte Sirana, das Catering-Unternehmen, das im Erlenhof kocht und produziert, einen reichhaltigen Apéro. Bleibt dem Schaulager weiter guten Besuch zu wünschen. Denn es macht Glarner Design-, Kultur-, Sozial- und Industriegeschichte für jeden lebendig.
Eröffnung Therma-Schaulager am Chilbi-Wochenende 20. bis 22. September, Fr. 14.00 bis 18.00 Uhr, Sa. 10.00 bis 16.00 Uhr, So. 12.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt frei, Kollekte.