So schlimm wie heute war es in Tibet noch nie!

Noch bis zum 22. August 2021 dauert im Anna-Göldi-Museum in Ennenda die Ausstellung mit dem Thema «Flucht aus Tibet». Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zu diesem Thema hielt der bekannte Buchautor und Berufsfotograf Manuel Bauer kürzlich einen vielbeachteten Vortrag über die Geschichte Tibets und die Besetzung durch die Volksrepublik China. In seiner Tonbildschau «Flucht aus Tibet» schildert der profunde Tibet-Kenner den 21 Tage dauernden Weg des sechsjährigen Mädchens Yangdol, welches mit seinem Vater aus ihrer Heimat Tibet flüchtete, um ein besseres Leben und den Dalai Lama, der in Indien im Exil lebt, zu finden.



So schlimm wie heute war es in Tibet noch nie!

Noch selten hat mich ein Vortrag im Anna-Göldi-Museum so tief beeindruckt, wie die des bekannten und profunden Tibet-Kenners und Berufsfotografen Manuel Bauer. In einem ersten Teil der Veranstaltung schilderte der persönliche Freund und Fotograf des Dalai Lama die aktuelle Lage in Tibet: «So schlimm wie heute war es in Tibet noch nie», erklärte der Referent resigniert. Bauers Berichte über einzelne Schicksale tibetischer Flüchtlinge führten die tragischen Kapitel der Tibetischen Geschichte drastisch vor Augen. Nach seinem beeindruckenden, überzeugenden und emotionalen Referat frage ich mich ernsthaft, warum unser Land mit einem totalitären Staat wie die Volksrepublik China nach wie vor diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen pflegt, diese sogar noch intensiviert, obwohl schlagkräftige Beweise vorliegen, dass dieses kommunistische Land täglich auf brutalste Weise die Menschenrechte ignoriert und verletzt.

Die Flucht des Dalai Lama aus Tibet

Spannend, emotional und geprägt vom Erlebten in Tibet, erzählte der Referent von den Ereignissen, die 1959 zur Flucht des Dalai Lama führten. Dabei läuterte Bauer anhand von aussagekräftigen Fotos und Videoeinspielungen mit dem Dalai Lama die Gründe und die Eskalationen, die das Oberhaupt der Tibeter zur Flucht aus seiner Heimat getrieben haben. Es war im Oktober 1950, als die chinesische Volksbefreiungs-Armee in Tibet eindrang, um die «friedvolle Befreiung Tibets» zu bewirken, so die offizielle Formulierung. In Tat und Wahrheit marschierten damals 80 000 Soldaten Maos in Tibet ein und annektierten das Land.

Auf der Suche nach Freiheit und dem Dalai Lama

Bauer ist bisher der einzige Fotograf, dem es gelang, eine Flucht über den 5716 Meter hohen Nangp-Pass zu begleiten und umfassend darüber zu dokumentieren. In seiner 30-minütigen Tonbildschau zeigt er die äusserst gefährliche Flucht des sechsjährigen Mädchens Yangdol, das zusammen an der Hand ihres Vaters über den Himalaya aus dem durch China besetzten Tibet nach Indien flüchtete, wo der Dalai Lama im Exil lebt. Sie verlässt ihre Heimat, um Tibeterin zu bleiben. Wie bereits tausende Kinder vor ihr flüchtet sie über den 5716 Meter hohen Nangpa-Pass nach Nepal und von dort nach Indien. Die dreiwöchige lebensgefährliche Flucht führt dramatisch die politischen Verhältnisse in Tibet vor Augen und zeigt, welche Entbehrungen Tibeter auf sich nehmen, um aus ihrer Heimat zu fliehen.

Manuel Bauer – Kämpfer für die Rechte und Freiheit der Tibeter

Manuel Bauer, 1966 in Winterthur geboren, wandte sich nach seiner Ausbildung zum Werbefotografen dem Fotojournalismus für internationale Medien zu und spezialisierte sich auf Langzeitprojekte. Seit 1990 fotografiert er in Tibet, Kalkutta und in Indien die Tibetische Diaspora. Seine Fotografien stellt er auf Internationalen Fotoausstellungen aus. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Reportage «Flucht aus Tibet». Als bisher einziger Fotograf gelang es Manuel Bauer eine Flucht vollständig von Lhasa bis Dharamsala zu dokumentieren. Seit 2001 begleitet er den Dalai Lama als offizieller Fotograf auf vielen Reisen in der ganzen Welt. Der Dalai Lama über den Fotografen Manuel Bauer: «Ich bewundere nicht nur seinen Beruf, das Fotografieren, ich bewundere ihn auch als Menschen. Er ist ein sehr netter Mann, aufrichtig und bescheiden. Ich denke, er hat eine ganz reine Geisteshaltung. Das ist meine persönliche Ansicht, mein persönliches Gefühl. Ich kenne ihn seit vielen Jahren, und er selbst hat mir gegenüber in all diesen Jahren eine grosse, tief empfundene Nähe gezeigt. Er ist für mich ein echter Freund.»