So soll die Digitalisierung der Verwaltung umgesetzt werden

Ein Front-Office-Konzept mit Roadmap bildet die Grundlage für die Landsgemeindevorlage «Umsetzung der Digitalisierungsstrategie». Der Regierungsrat genehmigt das Konzept sowie die darin enthaltenen Eckpunkte.



Wie E-Banking oder E-Shopping: Auch Dienstleistungen der kantonalen Behörden sollen künftig über ein digitales Portal abgewickelt werden können • (Visualisierung SK/iStock)
Wie E-Banking oder E-Shopping: Auch Dienstleistungen der kantonalen Behörden sollen künftig über ein digitales Portal abgewickelt werden können • (Visualisierung SK/iStock)

Die Digitalisierungsstrategie des Kantons Glarus enthält fünf Sofortmassnahmen. Mit der Entwicklung eines Front-Office-Konzepts hat der Regierungsrat nun die erste davon als Konzept genehmigt. Ziel ist es, dass Privatpersonen, Unternehmen und Behörden/Institutionen über ein einziges digitales Portal – das Front-Office – bei der kantonalen Verwaltung Dienstleistungen beziehen können.

Es wurde eine Liste mit Dienstleistungen erstellt, die sich für die digitale Umsetzung besonders eignen. Wie diese Geschäfte im Hintergrund technisch abgewickelt werden (weitgehend über bestehende, aber miteinander verbundene Systeme), wird der Kunde nicht wahrnehmen. Im Gegenteil: Er soll – egal mit welchem Endgerät – immer die gleichen Navigationselemente und Eingabemasken sehen und sich auf dem Portal schnell zurechtfinden. Wie beispielsweise vom E-Banking gewohnt, soll der Kunde den Prozess starten können und dann ein digitales Resultat erhalten, das er später jederzeit in seinem digitalen Archiv abrufen kann. Medienbrüche wird es keine mehr geben, das Ausdrucken von Archivkopien soll möglich, aber nicht mehr notwendig sein.

Zentrale Voraussetzungen

Damit diese Prozesse umgesetzt werden können, müssen verschiedene Grundlagen geschaffen sein. Nebst der Portallösung sind eine sichere elektronische Identität (eID) sowie E-Signaturen Voraussetzung für das Front-Office-Konzept. Sie ermöglichen im Zusammenspiel mit verschiedenen elektronischen Services (z. B. einer behördenübergreifenden Stammdatenverwaltung) eine enorme Vereinfachung und Beschleunigung sämtlicher digitaler Prozesse.

Dienstleistungsangebote

Im Front-Office-Konzept haben die kantonalen Departemente und Gemeinden 20 Dienstleistungen identifiziert, die in einer ersten Ausbaustufe realisiert werden können. Unterschiedliche Anträge aus allen Verwaltungsbereichen sollen digital und einheitlich abgewickelt werden: Bewilligungen, Gesuche, Beglaubigungen, Beurkundungen, Petitionen, Apostillen, Anmeldungen, Raum- und Fahrzeugbuchungen, Jagd- und Fischereipatente, Ausstellung von Duplikaten usw. Aber auch komplexere Geschäfte wie Baubewilligungen, Steuererklärungen oder Abklärungen im Handelsregister oder Grundbuchamt können über das Portal abgewickelt werden.

Umsetzung und Zeitplan

Im Front-Office-Konzept sind zwölf Handlungsfelder zur Umsetzung beschrieben. Klare Rechtsgrundlagen und eine saubere Daten- und Systemarchitektur sowie klare Regelungen im Bereich Berechtigungen, Sicherheit und Datenschutz sind ebenso wichtig wie eine umfassende Organisationsentwicklung. Mit jedem digitalisierten Portalprozess muss auch ein Organisationskonzept verbunden sein. Nach fünf Jahren sind Lösung und Ressourcen zu überprüfen. Der Zeitplan sieht vor, nach einem Landsgemeindeentscheid im Jahr 2020 das Portal zu beschaffen und aufzusetzen. Danach werden die neuen digitalen Dienste und Prozesse in einem ersten Teilausbau implementiert.

Finanz- und Personalbedarf

Die einmaligen Kosten werden mit knapp 2,8 Millionen Franken veranschlagt, die wiederkehrenden Kosten sind mit 770 000 Franken pro Jahr beziffert. Diese Schätzungen beruhen auf gemeinsam abgestimmten Werten der beauftragten externen Beratungsfirma CSP und der IT des Kantons Glarus. Zur Umsetzung ist die Schaffung einer Fachstelle E-Government/Digitalisierung vorgesehen, welche wie in anderen Kantonen und Unternehmen die Digitalisierung über alle Bereiche hinweg koordiniert. Für die Umsetzung sind zwei bis drei zusätzliche IT-Projektleiter notwendig.

Drei Teilprojekte

Mit dem Front-Office-Konzept ist das Teilprojekt 1 vorerst abgeschlossen. Es wird zusammen mit dem Teilprojekt 2 «Organisatorischen Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen Kanton, Gemeinden und Bund» sowie dem Teilprojekt 3 «Schaffung und Anpassung der rechtlichen Grundlagen» Bestandteil der Vorlage «Umsetzung der Digitalisierungsstrategie», die 2022 der Landsgemeinde vorgelegt werden soll. Das Departement Finanzen und Gesundheit sowie die Staatskanzlei sind damit beauftragt, die Projekte mit einem Kreditantrag an der Landsgemeinde zusammenzuführen.