So werden im Kanton Glarus Gastfamilien betreut

Aufgrund des grossen Zustroms von Geflüchteten aus der Ukraine empfahl die Schweizerische Flüchtlingshilfe Gemeinden und Kantonen, mit erfahrenen Hilfswerken zusammenzuarbeiten. Eines davon ist Caritas. Wie diese Zusammenarbeit im Kanton Glarus aussieht, beschreibt Susanna Heckendorn in der Publikation «Nachbarn».



So werden im Kanton Glarus Gastfamilien betreut

Im Kanton Glarus liegt der Bereich Sozialhilfe, in dessen Zuständigkeit auch die Asyl- und Flüchtlingsbetreuung gehört, seit 2008 in der Verantwortung des Kantons. Vor der Ukrainekrise wurden im Asylbereich 213 Personen – mit und ohne Sozialhilfe – betreut. Seither ist die Zahl auf 405 (Stand 1. August 2022) angewachsen.

Christine Saredi, Asyl- und Flüchtlingskoordinatorin im Kanton Glarus, gibt einen kurzen Einblick in die Organisation der Flüchtlingsbetreuung und die Zusammenarbeit mit Caritas St. Gallen-Appenzell.

«Bis anhin erfolgte die Unterbringung von Asylsuchenden in kantonseigenen Objekten und teilweise in gemieteten. Mit dem Ausbruch des Krieges war schnell klar, dass dies auch auf unsere Stelle grosse Auswirkungen haben würde. Wir machten uns schon früh Gedanken, wie wir auf eine allfällige Flüchtlingswelle reagieren können. Bereits Anfang März platzierten wir die Bewohnenden einer Unterkunft um, sodass diese für Menschen aus der Ukraine bereit war.

Angesichts der hohen Zahl von Neueinreisenden zeichnete sich bald ab, dass die Unterbringung in einer ersten Phase nur mithilfe von Gastfamilien zu bewältigen ist. Zwar konnten die Mitarbeitenden die Geflüchteten betreuen, für die Prüfung und Begleitung der Gastfamilien fehlten jedoch Ressourcen und Erfahrung. Wir suchten daher nach einer Zusammenarbeit mit einem Hilfswerk, das sich bereits im Asyl- und Flüchtlingsbereich engagiert und konnten mit Caritas St. Gallen-Appenzell eine Leistungsvereinbarung abschliessen.

Caritas prüft die Gastfamilien und steht mit ihnen in regelmässigem Kontakt, sobald das Gastfamilienverhältnis aktiv ist. Zudem betreibt Caritas ein Notfalltelefon und steht bei Fragen und Problemen unterstützend zur Verfügung. Die Koordination läuft über die Fachstelle Asyl, zu individuellen Fällen tauschen sich die Asylbetreuenden direkt mit den Mitarbeitenden von Caritas aus. Wir schätzen die unkomplizierte und engagierte Zusammenarbeit mit Caritas St. Gallen-Appenzell ausserordentlich!»

Im Gespräch bleiben

Seit ihr Einsatz im Bundesaufnahmezentrum beendet ist, betreut Olivia Conrad Gastfamilien im Kanton Glarus. «Nach der Arbeit in der Vermittlung ist es nun spannend zu erfahren, wie Geflüchtete und Gastfamilien den Alltag meistern.» Für den ersten Kontakt gibt es einen Fragebogen, ein Merkblatt sowie eine Mustervereinbarung für das Zusammenleben. Viel wichtiger als das Abarbeiten des Fragebogens ist jedoch, die Familien erzählen zu lassen und sich so ein Bild von der Situation machen zu können. Bei den Besuchen nach einer erfolgten Vermittlung geht es vor allem ums Zuhören: Was läuft gut? Wo gibt es Reibungspunkte? Wie lange können die Geflüchteten noch bleiben? Sollte sich zeigen, dass eine Gastfamilie überfordert ist, kann bei der Asylbetreuung eine Umplatzierung beantragt werden. Das Wichtigste sei, mit den Gastfamilien im Gespräch zu bleiben und ihnen immer wieder für ihr Engagement zu danken.

Caritas

Caritas Schweiz bekämpft Armut in all ihren Facetten in der Schweiz und weltweit. Ein zentraler Aspekt dieser Arbeit ist es, öffentlich auf Missstände hinzuweisen und den Handlungsbedarf im Interesse der armutsbetroffenen Menschen zu benennen. Mit ihren Aktionen will Caritas etwas in Bewegung bringen und Menschen für die Erreichung gemeinsamer Ziele zusammenführen.

Dieser Text wurde in «Nachbarn» St. Gallen – Appenzell, Thurgau, Graubünden publiziert, Nr. 2/2022 publiziert (hier gesamte Ausgabe herunterladen).

 

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