Sonntägliches Verweilen beim Kammerchor

Dem Glarner Kammerchor – engagierte und kompetente Leiterin ist seit Ende 2010 Katharina Jud – mangelt es wahrhaft nicht an Poesie, Musikalität, Vielseitigkeit, Herzlichkeit, beherztem Auftreten und Gastfreundschaft. Dank diesem gestalterischen Reichtum kam es zu einem musikalischen Auftritt im eher kühlen Saal des Gemeindehauses Ennenda, der viele nachhaltig begeisterte.



Pianistin
Pianistin

Der Titel des Programms kam beinahe einer geheimnisvollen Einladung gleich, waren doch «Heiteres und Weiteres» angekündigt. Die Aufführenden verwöhnten die gar zahlreich Anwesenden mit einem wahren Blumenstrauss an selten Gehörtem, kunstvoll Zusammengestelltem. Es brauchte ein spürbar intensives Vorbereiten, um die anforderungsreiche Fülle so anzubieten, dass es zum genussreichen Mitvollziehen kam. Die weiblichen Stimmen sind im Chor hörbar gut aufgehoben, mehr Männer wären wünschenswert, damit die Balance besser anklingen könnte. Hörbar wurde das in einigen Teilen der A-cappella-Beiträge, Piani und Stellen, die von Tenören und Bässen allein zu singen waren.

Mit der Auswahl der kurzweilig gefügten Lieder hatten sich die Chorleute mit ihrer Leiterin sehr Forderndem gestellt. Die raschen Wechsel zwischen den einzelnen Kompositionen erforderten hohe Aufmerksamkeit. Die Allmacht und Kraft der Sonne, Franz Schubert (1797 – 1828) komponierte diese Lobpreisung, wurde innig und einfühlend ausgestaltet. Es schlossen drei Weisen von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) in adrettem Weiterführen an. Im ersten von drei Programmschwerpunkten für Klavier lernte man Lara Schaffner als kunstreiche, beseelt ausspielend Künstlerin kennen. Ihre gestalterische Reife und Eleganz beeindruckten. Nicht nur in drei Stücken von Erik Satie (1866 – 1925) interpretierte sie spannend, vermochte zwischen Verhaltenheit, Sehnsucht, Träumerei, Bestimmtheit und Wucht in kluger Weise zu wechseln. Den Chor begleitete sie gar aufmerksam, mit spürbarer Präsenz.

Sprachlich Entrücktes, zuweilen Nonsens mit Kultstatus, kamen mit den von Christian Morgenstern geschriebenen und von Harald Banter (*1930) musikalisch umgesetzten «Galgenliedern» zum Tragen. Im Programm hatte Niklaus Hauser einen willkommenen, ausführlichen Text zu diesem sprachlichen Reichtum verfasst. Die Chorleute gestalteten die Verse stimmungsreich, einfühlend, mit Schalk, Verschmitztheit, leichtem Pathos und deklamatorischen Fertigkeiten aus. Vergnüglich und spannend gedieh das Zuhören. Man erfuhr einiges übers Mondschaf, das ästhetische Wiesel, den wirbligen Purzelbaum und andere unerwartete Momente.

Vier Quartette für Singstimmen und Klavier stammten von Johannes Brahms (1833 – 1897), waren erneut enorm fordernd, heikel bezüglich Dynamik, Ausdruck, geschickter Wahl der Tempi und adäquater Balance zwischen den Registern.

Und grad zur Mittagsstunde dieses Sonntags erfolgte mit «Hütet euch» von Robert Kahn (1865 – 1951) der musikalische, nicht aber der gesellschaftliche Abschied. Feinsinnig und einfühlend deuteten die Sängerinnen und Sänger an, dass man grad ein Stündlein zusammen gewesen sei. Die Ernsthaftigkeit in den Gesichtern machte ganz rasch der berechtigten Freude übers gute, erfüllende Gelingen Platz. Zum Apéro – so Adrian Kleiner als Präsident des Chors – seien alle gleichermassen herzlich eingeladen. Kulinarisch liessen sich die vielen Gäste von der Vielfalt des sorgsam zusammengestellten Angebots gerne verwöhnen. Die Chormitglieder erwiesen sich als gar liebenswürdige Gastgeber.