Sorge um die Igel im Glarnerland

Wo sind sie geblieben? Diese Frage fasst das Ergebnis des letztjährigen Beobachtungsaufrufs des Naturzentrums Glarnerland zusammen. 2023 bat die Infostelle die Bevölkerung, Beobachtungen von Igeln im Kanton Glarus zu melden. Das Resultat gibt Anlass zur Sorge.



Der Umschwung um Firmengebäude und Mehrfamilienhäuser, Spielplätze, Gärten, Friedhöfe und andere Grünflächen bieten Igeln Lebensraum, wenn sie naturnah gestaltet und gepflegt werden. Tipps sind beim Naturzentrum Glarnerland erhältlich. (Foto © Vincent Sohni)
Der Umschwung um Firmengebäude und Mehrfamilienhäuser, Spielplätze, Gärten, Friedhöfe und andere Grünflächen bieten Igeln Lebensraum, wenn sie naturnah gestaltet und gepflegt werden. Tipps sind beim Naturzentrum Glarnerland erhältlich. (Foto © Vincent Sohni)

Letztes Jahr stand der Igel bereits ein zweites Mal im Fokus eines Beobachtungsaufrufs des Naturzentrums Glarnerland. Der Grund: in verschiedenen Gegenden Europas und der Schweiz wurde ein markanter Rückgang dieser ehemals häufigen Säugetierart festgestellt. Das Naturzentrum wollte daher wissen, wo im Kanton noch Igel angetroffen werden. Während für das Jahr 2009 noch 130 Igel-Sichtungen dokumentiert wurden, waren es 2023 nur noch 38 Begegnungen mit diesen Stacheltieren. Das sind 70 Prozent weniger! Die Anzahl der dabei beobachteten Igel sank ebenfalls von 183 Tieren im Jahr 2009 auf nur noch 53 Igel im vergangenen Jahr. Mitberücksichtigt sind auch Meldungen, die beim Verein «Igel-Hilfe Glarnerland» eintrafen. Dieser kümmert sich um verletzte und geschwächte Igel im Kanton. Da die Anzahl Tier- und Pflanzen-Fundmeldungen an das Naturzentrum insgesamt nicht abnahmen, ist die Sorge berechtigt, dass auch im Kanton Glarus deutlich weniger Igel unterwegs sind also noch vor 14 Jahren.

Naturnahe Grünräume schaffen

Insbesondere Dörfer und Städte mit ihrem kleinräumigen Mosaik aus Gärten, Parks und anderen Grünflächen galten bisher als gute Rückzugsgebiete für Igel. Dort kamen sie zum Teil in höherer Dichte vor als im umliegenden Landwirtschaftsgebiet. Nun geraten die Stacheltiere aber offenbar auch im Siedlungsraum unter Druck. Als Gründe vermuten Forscher unter anderem Lebensraumverlust durch verdichtetes Bauen und artenarme Grünflächen sowie die Zerschneidung der noch vorhandenen Habitate durch Strassen, Mauern und Zäune. Auch Pestizide und das Insektensterben respektive der damit verbundene Nahrungsmangel dürften Igeln zu schaffen machen. Um den Igel nicht zu verlieren, lohnt es sich also, sich über die Grösse, Verteilung und Qualität der Grünflächen in unseren Dörfern Gedanken zu machen. Naturnahe Gärten, Friedhöfe und Spielplätze mit einheimischen Pflanzen, Hecken und anderen Versteckmöglichkeiten sowie Blühstreifen zur Förderung der Insektenvielfalt sind ein guter Anfang, um Igel und viele andere Tierarten zu fördern. Weitere Tipps sind im Naturzentrum Glarnerland im Bahnhof Glarus sowie unter www.naturzentrumglarnerland.ch erhältlich. Dort werden auch neue Igel-Fundmeldungen gerne entgegengenommen.