Sozialhilfequote auf tiefstem Stand seit zehn Jahren

2016 bezogen 1,8% der Glarnerinnen und Glarner Leistungen aus der Sozialhilfe. Damit erreicht die kantonale Sozialhilfequote den tiefsten Stand seit zehn Jahren und liegt auch 2016 deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt. Am bedeutendsten ist der Rückgang gegenüber dem Vorjahr bei Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Unverändert bleiben jedoch die Risikogruppen: Geschiedene und ihre Kinder sowie Ausländerinnen und Ausländer sind besonders häufig auf Unterstützung durch die Sozialhilfe angewiesen.



(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

Aufgrund eines Rückgangs der Anzahl von Sozialhilfefällen von 768 auf 722 sinkt die Sozialhilfequote im Kanton Glarus gegenüber dem Vorjahr um 0,1% und liegt 2016 bei 1,8%. Damit erreicht sie den tiefsten Stand seit 2008 und liegt auch im Jahr 2016 deutlich unter dem Landesmittel von 3,2%. In absoluten Zahlen waren 722 Personen, verteilt auf 476 Fälle, auf Sozialhilfe angewiesen. Dies zeigen die neuesten Zahlen der Schweizerischen Sozialhilfestatistik, die jährlich vom Bundesamt für Statistik publiziert wird.

Weniger junge Erwachsene in der Sozialhilfe

Zwischen 2015 und 2016 sinkt die Sozialhilfequote besonders bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren. 2016 macht diese Alterskategorie noch 9,4% der Sozialhilfebeziehenden aus, deutlich weniger als im Vorjahr. Da der Kanton in den letzten Jahren gezielt in Angebote für junge Erwachsene investiert hat – etwa in Form von individualisierten Coachings durch das Case-Management-Berufsbildung oder in die Erweiterung der EBA-Ausbildungen, die das Risiko vermindern sollen, von der Sozialhilfe abhängig zu werden – , deutet die Abnahme der Sozialhilfequote bei den Jungen darauf hin, dass diese Massnahmen gegriffen haben.

Risikogruppen unverändert

Die Bevölkerungsgruppen, die gemessen an ihrem Anteil an der Glarner Bevölkerung häufig Sozialhilfe beziehen, bleiben auch im Jahr 2016 unverändert: Dies sind einerseits Geschiedene (3,8%) und andererseits Ausländerinnen und Ausländer (rund 3,4%). Gefährdet sind auch Alleinerziehende und dabei besonders Haushalte, die aus einer einzelnen erwachsenen Person und einem Kind bestehen: Fast ein Fünftel dieser Haushalte werden von der Sozialhilfe unterstützt.

Wenige Langzeitfälle

Auch bei der durchschnittlichen Falldauer hat sich in jüngster Zeit nicht viel verändert: Ähnlich wie im Vorjahr liegt der Anteil der Fälle mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr mit 37,6% leicht höher als im Rest der Schweiz (31,2%). Fälle mit sehr langer Laufzeit (mehr als fünf Jahre) sind im Kanton Glarus mit 15% hingegen deutlich seltener als im Schweizer Mittel (22,2%).

Alimentenbevorschussung neu auf Landesniveau

Die sogenannte Alimentenbevorschussung ist eine vorgelagerte bedarfsabhängige Leistung, die betroffene Personen davor bewahren soll, Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei übernimmt der Kanton Glarus, der Name verrät es, Alimentenzahlungen, die vom Ex-Partner, von der Ex-Partnerin nicht bezahlt werden. In den Jahren 2014 und 2015 lag die entsprechende Quote im Kanton Glarus über dem schweizerischen Durchschnitt. Die aktuellsten Zahlen für das Jahr 2016 zeigen, dass sich die Glarner Quote mit 0,55% nun dem Landesmittel angenähert hat.


Schweizerische Sozialhilfestatistik

Die Schweizerische Sozialhilfestatistik (SHS) ist eine jährliche Datenerhebung, die vom Bundesamt für Statistik durchgeführt wird. Ziel der Statistik ist es, den Bestand und die Struktur der Bezügerinnen und Bezüger von wirtschaftlicher Sozialhilfe sowie von vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen in der Schweiz zu erfassen. Im Kanton Glarus liefern die drei Grossgemeinden Glarus, Glarus Nord und Glarus Süd die Daten zu allen unterstützten Personen.

Langfristige Tendenzen von 2008 bis 2016
Entwicklung der Sozialhilfequote

Die Sozialhilfequote bewegte sich seit 2008 bis 2014 zwischen 2,2% und 2,0%. Im Jahr 2016 sinkt die Quote auf 1,8% und erreicht damit den tiefsten Stand seit zehn Jahren.

Entwicklung der Sozialhilfequote nach Nationalität

Die Sozialhilfequote der Ausländer/-innen hat von 2009 (4,9%) bis 2012 (3,4%) stetig abgenommen, bevor sie 2013 (3,6%) und 2014 (3,8%) wieder leicht angestiegen ist. 2015 nimmt die Quote deutlich ab und liegt nun auch im Jahr 2016 bei 3,3%. Die Sozialhilfequote der Schweizer/-innen sinkt 2016 wie die Gesamtquote auf einen neuen Tiefststand von 1,3%.

Entwicklung der Erwerbssituation

Die Erwerbssituation von Personen in der Sozialhilfe zwischen 2008 und 2016 zeigt eine interessante Tendenz auf: Der Anteil von Nichterwerbspersonen – also Personen, die zwar nicht arbeiten, aber auch nicht aktiv auf Stellensuche sind – sinkt. Gleichzeitig nimmt der Anteil an Erwerbslosen – also Personen, die nach einer Stelle suchen und daher auch beim RAV gemeldet sind – seit 2008 kontinuierlich zu. 2016 erreicht dieser Bevölkerungsgruppe einen Höchststand von 38,8%. Der Anteil von Sozialhilfebeziehenden, die einer Arbeit nachgehen, bewegt sich seit 2008 mit kleineren Schwankungen um rund 25%.

Entwicklung der Fallstruktur

Die Ein-Personen-Fälle bilden auch 2016 die weitaus grösste Gruppe in der Sozialhilfe. Seit 2011 liegt der Anteil dieser Personen relativ stabil bei über 70 Prozent. Der Anteil an Paaren mit Kindern sinkt seit 2008 kontinuierlich, währenddessen der Anteil an Alleinerziehenden sich in der Tendenz eher vergrössert.

Entwicklung der Altersstruktur

Den grössten Rückgang seit 2013 verzeichnen die 18- bis 25-Jährigen. 2016 weist diese Altersgruppe anteilsmässig den tiefsten Stand seit 2008 auf. Nach wie vor die grösste Altersgruppe, welche in der Sozialhilfe vertreten ist, sind die 0- bis 17-Jährigen mit einem Anteil von 26,4%.

Alimentenbevorschussung

Die Bezugsquote der Alimentenbevorschussung sinkt seit 2010 kontinuierlich von 1,13%. Die aktuellsten Zahlen für das Jahr 2016 zeigen, dass sich die Glarner Quote mit 0,55% halbiert und nun dem Landesmittel angenähert hat.