Sozialhilfequote sinkt zum zweiten Mal in Folge

Im Jahr 2021 haben 1,7 Prozent der Glarnerinnen und Glarner Sozialhilfe bezogen. Die kantonale Sozialhilfequote ist im Vergleich zum Vorjahr trotz Coronavirus-Pandemie gesunken. Sie liegt erneut deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt von 3,2 Prozent (Stand 2020). Dies zeigen die neusten Zahlen der Schweizerischen Sozialhilfestatistik, die jährlich vom Bundesamt für Statistik publiziert werden.



Die Zahl der sozialhilfebeziehenden Glarnerinnen und Glarner nahm 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht ab • (Foto: iStock)
Die Zahl der sozialhilfebeziehenden Glarnerinnen und Glarner nahm 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht ab • (Foto: iStock)

Im Jahr 2021 bezogen im Kanton Glarus 701 Personen Sozialhilfe. Das sind 22 Personen weniger als im Vorjahr. Damit fällt die Sozialhilfequote zwischen 2020 und 2021 von 1,8 auf 1,7 Prozent. Die Quote sinkt damit zum zweiten Mal in Folge und erreicht ein neues Langzeittief. Sie liegt deutlich unter dem langjährigen kantonalen Durchschnitt von 2,0 Prozent, sowie unter dem schweizerischen Schnitt von 3,2 Prozent (Stand 2020).

Risikogruppen bleiben dieselben wie in den vergangenen Jahren

Die Bevölkerungsgruppen, welche gemessen an ihrem Anteil an der Glarner Bevölkerung besonders häufig Sozialhilfe beziehen, bleiben auch im Jahr 2021 unverändert: Dies sind Geschiedene sowie Ausländerinnen und Ausländer. Gefährdet sind auch Einelternfamilien, besonders solche in Haushalten, die aus einer erwachsenen Person und mehreren Kindern bestehen. In der Alterskategorie der Kinder und Jugendlichen beträgt die Sozialhilfequote 3 Prozent. Damit haben sie von allen Alterskategorien das höchste Sozialhilferisiko.

Weniger Neueintritte in die Sozialhilfe und unsichere Aussichten

Die Sozialhilfequote ist 2021 so tief, weil Neueintritte in die Sozialhilfe abgenommen haben. 2021 wurden 137 neue Dossiers eröffnet, 2020 waren es 158 und 2019 waren es 187 Dossiers. Dieser Rückgang kann durch die Covid-Massnahmen erklärt werden, welche auch 2021 noch in Kraft waren. Dazu zählen etwa Massnahmen zur Vereinfachung von Kurzarbeit oder die erneute Aufhebung der Aussteuerungen zwischen März und Mai 2021.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der Neueintritte in die Sozialhilfe künftig wieder zunehmen, denn der Anteil an Langzeitarbeitslosen ist 2021 gestiegen. Als Langzeitarbeitslose gelten Personen, die ein Jahr und länger als arbeitslos bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) registriert sind. Sie haben ein erhöhtes Risiko auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, wenn sie ausgesteuert werden und ihr Vermögen aufgebraucht ist. Allerdings könnten eine positive Arbeitsmarktentwicklung und der Fachkräftemangel diesem Szenario entgegenwirken. Derzeit ist die Konjunkturlage sehr unsicher und ein Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zeichnet sich ab. Dies dürfte mittelfristig nicht ohne Auswirkungen auf die Sozialhilfe bleiben.

Übertritte von Personen aus dem Asylbereich haben 2021 wie prognostiziert zugenommen. Hierbei handelt es sich um Personen, die im Zuge der Jahre mit hohen Asylgesuchzahlen in die Schweiz kamen und nun von den Sozialen Diensten betreut werden. Damit steigt auch der Anteil an Personen mit einem Asylhintergrund in der Sozialhilfe. 2021 hatten 14,7 Prozent der Sozialhilfebeziehenden einen Asylhintergrund, was im schweizweiten Vergleich ein niedriger Wert ist. Dies zeigt, wie wichtig die berufliche und soziale Integrationsförderung ist.  

Die Ablösungen von der Sozialhilfe werden anspruchsvoller

Die Zahl der Austritte aus der Sozialhilfe hat 2021 abgenommen. Insbesondere konnten deutlich weniger Personen aufgrund der Verbesserung ihrer Arbeitssituation die Sozialhilfe verlassen. Dies überrascht, hat sich doch die Wirtschaft insgesamt gut erholt. Zwar gab es 2021 zwischenzeitlich noch pandemiebedingte Einschränkungen bei einzelnen Berufsgruppen, doch die Nachfrage nach Fachkräften ist insgesamt gestiegen. Dass sich trotzdem nicht mehr Sozialhilfebeziehende von der Sozialhilfe ablösen konnten, dürfte daran liegen, dass viele bereits erwerbstätig sind und keine Möglichkeit für eine Erhöhung ihrer Erwerbstätigkeit haben. Zudem entsprechen die Kompetenzen der Sozialhilfebeziehenden nicht immer den im ersten Arbeitsmarkt gefragten Qualifikationen. Der Anteil an erwerbstätigen Sozialhilfebeziehenden ist seit dem Vorjahr gestiegen und er ist auch im gesamtschweizerischen Vergleich hoch. Im Kanton Glarus gehen 40,4 Prozent aller Sozialhilfebeziehenden einer Erwerbstätigkeit nach, schweizweit waren es 28,6 Prozent im Jahr 2020.  

Entwicklung der Sozialhilfequote

Die Sozialhilfequote bewegte sich in den Jahren 2009–2021 zwischen 1,7 und 2,1 Prozent. Im Jahr 2021 liegt sie bei 1,7 Prozent.

Entwicklung der Sozialhilfequote nach Nationalität

Die Sozialhilfequote der Schweizerinnen und Schweizerin bewegte sich in den letzten dreizehn Jahren zwischen 1,1 und 1,6 Prozent. 2021 liegt sie bei 1,1 Prozent.Jene der Ausländerinnen und Ausländer schwankt seit 2011 zwischen 3,8 Prozent und 3,2 Prozent. 2021 sind 3,6 Prozent der ausländischen Kantonsbevölkerung auf Sozialhilfe angewiesen. 2009 war dieser Anteil mit beinahe 5 Prozent deutlich höher.

Entwicklung der Erwerbssituation von Personen in der Sozialhilfe

Der Anteil von Nichterwerbspersonen unter den Sozialhilfebeziehenden – also Personen, die zwar nicht arbeiten, aber auch nicht aktiv auf Stellensuche sind – sank zwischen 2009 und 2016. Seit 2016 schwankt dieser Anteil zwischen 35,5 und 37,7 Prozent. 2021 machten die Nichterwerbspersonen 36,3 Prozent aus.
Der Anteil an Erwerbslosen – also Personen, die nach einer Stelle suchen und allenfalls auch beim RAV gemeldet sind – nahm seit 2009 kontinuierlich zu. 2016 erreicht diese Bevölkerungsgruppe einen Höchststand von 38,8 Prozent. Seither nahm der Anteil der Erwerbslosen wieder ab und liegt 2021 bei 23,3 Prozent.
Der Anteil von Sozialhilfebeziehenden, die einer Arbeit nachgehen, nimmt seit 2015 (24,6 Prozent) konstant zu und erreicht 2021 mit 40,4 Prozent einen Höchststand. Bei ihnen reicht ihr Arbeitseinkommen nicht zur Sicherung des Lebensunterhalts aus.

Entwicklung der Dossierstruktur der Privathaushalte

Die Ein-Personen-Dossiers bilden auch 2021 die weitaus grösste Gruppe in der Sozialhilfe. Seit 2011 liegt der Anteil dieser Personen relativ stabil bei 70 Prozent. Der Anteil an Paaren mit Kindern nimmt tendenziell ab. 2009 lag er bei 12,0 Prozent, 2021 liegt er bei 7,5 Prozent. Die Einelternfamilien in der Sozialhilfe schwanken zwischen 14,6 und 20,5 Prozent. Aktuell liegt der Anteil bei 20,5 Prozent. Der Anteil an Paaren ohne Kinder schwankte seit 2008 zwischen 6,1 und 3,3 Prozent. 2021 liegt er bei 3,3 Prozent.

Entwicklung der Altersstruktur

Die seit jeher grösste Altersgruppe, welche in der Sozialhilfe vertreten ist, sind Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre mit einem Anteil von 30,2 Prozent im Jahr 2021. Der Anteil an 18- bis 25-Jährigen liegt seit 2015 relativ konstant um 10 Prozent. 2021 beziehen 10,8 Prozent dieser Alterskategorie Sozialhilfe. Der Anteil der 26- bis 35-Jährigen bewegte sich seit 2009 zwischen 14,4 und 18,3 Prozent. 2021 liegt er bei 16,7 Prozent. Der Anteil der 36- bis 45-Jährigen schwankt in den letzten dreizehn Jahren zwischen 13,9 und 17,3 Prozent. Der Anteil an 46- bis 55-Jährigen nimmt zwischen 2012 (16%) und 2016 (20,1%) konstant zu und fällt in den Jahren danach. 2021 liegt der Anteil bei 15,1 Prozent. Der Anteil der 56- bis 64-Jährigen bewegt sich in den letzten 13 Jahren zwischen 10,1 und 12,3 Prozent und derjenige der über 65-Jährigen zwischen 0 und 2,8 Prozent.

Alimentenbevorschussung

Die Bezugsquote der Alimentenbevorschussung (ALBV) sinkt von 2010 bis 2018 insgesamt von 1,13 auf 0,39 Prozent. 2019 und 2020 stieg die Quote wieder auf 0,51 Prozent. 2021 ist der Wert erneut gesunken, auf 0,44 Prozent.

Schweizerische Sozialhilfestatistik

Die Schweizerische Sozialhilfestatistik (SHS) ist eine jährliche Datenerhebung, die vom Bundesamt für Statistik durchgeführt wird. Ziel der Statistik ist es, den Bestand und die Struktur der Bezügerinnen und Bezüger von wirtschaftlicher Sozialhilfe sowie von vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen in der Schweiz zu erfassen. Im Kanton Glarus liefern die Sozialen Dienste die Daten zu allen unterstützten Personen.