Sozialhilfequote weiterhin auf Tiefstand, vermehrt Langzeitfälle bei Personen über 50

2017 beziehen 1,8 Prozent der Glarnerinnen und Glarner Leistungen aus der Sozialhilfe. Die kantonale Sozialhilfequote bleibt damit weiterhin auf dem tiefsten Stand seit dem Beginn der Datenerhebung vor über einem Jahrzehnt. Zudem liegt die Quote auch 2017 deutlich unter dem schweizerischen Durchschnitt von 3,3 Prozent. Während das Risiko Sozialhilfe zu beziehen bei Personen im Alter von über 50 Jahren gesamtschweizerisch am stärksten wächst, sinkt es im Kanton Glarus leicht. Die Falldauer nimmt hingegen zu und die Sozialhilfe muss vermehrt die Funktion einer Sozialrente wahrnehmen.



(Bild: zvg)
(Bild: zvg)

Für das Jahr 2017 zählt der Kanton Glarus 720 Sozialhilfefälle, fast deckungsgleich mit dem Vorjahreswert. Da sich die Bevölkerung in diesem Zeitraum ebenfalls kaum verändert hat, bleibt die Sozialhilfequote zwischen 2016 und 2017 stabil bei 1,8 Prozent. Dies zeigen die neuesten Zahlen der Schweizerischen Sozialhilfestatistik, die jährlich vom Bundesamt für Statistik publiziert werden.

Risikogruppen unverändert

Die Bevölkerungsgruppen, welche gemessen an ihrem Anteil an der Glarner Bevölkerung besonders häufig Sozialhilfe beziehen, bleiben auch im Jahr 2017 unverändert: Dies sind einerseits Geschiedene und andererseits Ausländerinnen und Ausländer. Gefährdet sind auch Alleinerziehende, besonders solche in Haushalten, die aus einer einzelnen erwachsenen Person und einem Kind bestehen.

Alimentenbevorschussung sinkt weiter

Die sogenannte Alimentenbevorschussung ist eine bedarfsabhängige Leistung, bei der der Kanton Alimentenzahlungen, die vom Ex-Partner oder der Ex-Partnerin nicht bezahlt werden, übernimmt. In den Jahren 2014 und 2015 lag die entsprechende Quote im Kanton Glarus noch über dem schweizerischen Durchschnitt. 2016 lag die Quote erstmals unter dem Landesdurchschnitt. Die neuesten Zahlen für das Jahr 2017 zeigen nun, dass sich dieser Trend fortgesetzt hat: Die Quote liegt mit 0,43 Prozent – wie bereits diejenige der Sozialhilfe – auf einem Tiefstand. Die Verstärkung der Inkassohilfe scheint sich auszuzahlen.

Sozialhilfebeziehende über 50 Jahren

Seit einigen Jahren lässt sich beobachten, dass Personen über 50 Jahren in der Schweiz häufiger Sozialhilfe beziehen. Gemäss den Zahlen der nationalen Sozialhilfestatistik, stieg das Risiko bei 50 bis 64-Jährigen von der Sozialhilfe abhängig zu sein zwischen 2011 und 2016 über 20 Prozent, deutlich mehr als bei jüngeren Personen. Diese Beobachtung hat das Bundesamt für Statistik als Anlass genommen, um sowohl gesamtschweizerische als auch kantonale Vertiefungsanalysen durchzuführen, um dieses Phänomen besser zu verstehen. Bei diesen Untersuchungen wurden Zahlen aus der Sozialhilfestatistik von 2011 bis 2017 verglichen. Die Ergebnisse der kantonalen Untersuchungen liegen nun vor, diejenigen für die gesamte Schweiz werden Ende Jahr publiziert.

Die Ergebnisse der Untersuchung für den Kanton Glarus unterstreichen dessen Ausnahmestatus in der Sozialhilfe. Während das Risiko Sozialhilfe zu beziehen in der Bevölkerungsgruppe im Alter von über 50 Jahren gesamtschweizerisch deutlich am stärksten wächst, sinkt es im Kanton Glarus zwischen 2011 und 2017 sogar leicht.

Was sich jedoch auch im Kanton Glarus beobachten lässt, ist ein klarer Anstieg bei der Falldauer bei Personen über 50 Jahren in der Sozialhilfe. Wurden solche Personen 2011 im Durchschnitt etwas mehr als zwei Jahre lang unterstützt, waren es 2017 rund dreieinhalb Jahre. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich trotz ausbleibendem Anstieg der Fallzahlen in dieser Alterskategorie die Art des Bezugs auch im Kanton Glarus verändert hat. Die Tendenz zeigt deutlich in Richtung langfristiger Unterstützung und verdeutlicht die Problematik des beruflichen Wiedereinstiegs bei Sozialhilfefällen in fortgeschrittenem Alter.

Schweizerische Sozialhilfestatistik

Die Schweizerische Sozialhilfestatistik (SHS) ist eine jährliche Datenerhebung, die vom Bundesamt für Statistik durchgeführt wird. Ziel der Statistik ist es, den Bestand und die Struktur der Bezügerinnen und Bezüger von wirtschaftlicher Sozialhilfe sowie von vorgelagerten bedarfsabhängigen Sozialleistungen in der Schweiz zu erfassen. Im Kanton Glarus liefern die Sozialen Dienste die Daten zu allen unterstützten Personen.

Langfristige Tendenzen von 2008 bis 2017

Entwicklung der Sozialhilfequote

Die Sozialhilfequote bewegte sich seit 2008 bis 2014 zwischen 2,2 Prozent und 2,0 Prozent. Im Jahr 2016 sank die Quote auf 1,8 Prozent und erreichte damit den tiefsten Stand seit zehn Jahren. 2017 liegt die Quote weiterhin auf diesem Tiefstand.

Entwicklung der Sozialhilfequote nach Nationalität

Die Sozialhilfequote der Ausländerinnen und Ausländer hat von 2009 (4,9%) bis 2012 (3,4%) stetig abgenommen, bevor sie 2013 (3,6%) und 2014 (3,8%) wieder leicht angestiegen ist. 2015 nimmt die Quote deutlich ab und liegt sowohl 2016 wie auch 2017 bei 3,3 Prozent. Die Sozialhilfequote der Schweizer/-innen bleibt wie die Gesamtquote auf dem Tiefststand von 1,3 Prozent.

Entwicklung der Erwerbssituation

Die Erwerbssituation von Personen in der Sozialhilfe zeigte zwischen 2008 und 2016 eine interessante Doppeltendenz auf: Der Anteil von Nichterwerbspersonen – also Personen, die zwar nicht arbeiten, aber auch nicht aktiv auf Stellensuche sind – sank, gleichzeitig nahm der Anteil an Erwerbslosen – also Personen, die nach einer Stelle suchen und allenfalls auch beim RAV gemeldet sind – seit 2008 kontinuierlich zu. 2016 erreicht diese Bevölkerungsgruppe einen Höchststand von 38,8 Prozent. Zwischen 2016 und 2017 beobachtet man nun eine Gegentendenz mit einem sinkenden Anteil an Erwerbslosen (-11,4%) und einem steigenden Anteil an Nichterwerbspersonen (+3%). Der Anteil von Sozialhilfebeziehenden, die einer Arbeit nachgehen, bewegt sich seit 2008 mit kleineren Schwankungen zwischen rund 25 und 32 Prozent.

Entwicklung der Fallstruktur

Die Ein-Personen-Fälle bilden auch 2017 die weitaus grösste Gruppe in der Sozialhilfe. Seit 2011 liegt der Anteil dieser Personen relativ stabil bei über 70 Prozent. Zwischen 2008 und 2016 sank der Anteil an Paaren mit Kindern kontinuierlich, während dem der Anteil an Alleinerziehenden sich in der Tendenz vergrösserte. 2017 brachte hier eine Änderung, da der Anteil an Alleinerziehenden um 13,9 Prozent abnimmt und parallel dazu der Anteil an Alleinlebenden um 5,5 Prozent zunimmt. Diese Bewegungen werden jedoch auch stark von den Tiefen Fallzahlen in diesen Kategorien beeinflusst.

Entwicklung der Altersstruktur

Die dauerhaft grösste Altersgruppe, welche in der Sozialhilfe vertreten ist, sind die 0- bis 17-Jährigen mit einem Anteil von 24,7 Prozent im Jahr 2017. Seit 2013 verzeichneten die 18- bis 25-Jährigen einen kontinuierlichen Rückgang bis zu einem neuen Tiefstand im Jahr 2016. 2017 kann hier ein leichter Anstieg von 10,3 Prozent beobachtet werden.

Alimentenbevorschussung

Die Bezugsquote der Alimentenbevorschussung sinkt seit 2010 kontinuierlich von 1,13 Prozent auf aktuell 0,48 Prozent. Die aktuellsten Zahlen für das Jahr 2017 bedeuten für den Kanton Glarus einen neuen Tiefstand de ALBV-Quote seit Erhebungsbeginn.