Sozialpartnerschaft beim Kanton

Der Kanton Glarus bemüht sich um ein sozialpartnerschaftliches Verhältnis mit seinem Personal, was früher nicht selbstverständlich gewesen sei. Es sind bereit beachtliche Fortschritte erzielt worden.



Das Podium des VSGV (von links): Finanzdirektor Dr. Rolf Widmer
Das Podium des VSGV (von links): Finanzdirektor Dr. Rolf Widmer

Das erklärte Regierungsrat Dr. Rolf Widmer, als Finanzdirektor oberster kantonaler Dienstherr, am Podiumsgespräch zum Thema „Personalpolitik und Personalentwicklung“ an der Hauptversammlung des Verbandes des Glarner Staats- und Gemeindepersonals (VSGV) am letzten Montag im GH Ennenda.

Das Personal hat viel mitgetragen

Am Gespräch unter der Leitung von Landrat Bernhard Messmer, Netstal, Bereichsleiter Unternehmensbesteuerung der Kantonalbank, nahm auch der Präsident des VGSG, Kurt Reifler, Schwanden, Leiter Arbeitsvermittlung/RAV teil.

Widmer fuhr mit der Feststellung fort, dass das Personal die Verwaltungsreform beim Kanton und die mit dem Lohnstopp verbundenen die Sparmassnahmen loyal mitgetragen habe. Jetzt sei die Finanzlage wieder besser so dass der Kanton zum attraktiven, sozialpartnerschaftlich handelnden Arbeitgeber werden könne. In regelmässigen Gesprächen könnten neue Lösungen gesucht und auch gefunden werden.

Kurt Reifler bestätigte dies; er hegt grosse Hoffnungen, dass es besser werde. Und schon war die Diskussion offen.

Interkantonaler Lohnvergleich im Studium

Die in recht grosser Zahl anwesenden Kantons- und Gemeindemitarbeitern, unter ihnen etliche Pensionierte, machten von der Fragemöglichkeit regen Gebrauch. Widmer sicherte zu, dass für gleiche Arbeit auch gleiche Löhne bezahlt werden sollen. Im Zeichen der anziehenden Konjunktur bestehe in gewissen Bereichen Handlungsbedarf, um gute Leute behalten zu können. Wir sollten bei den Löhnen (wie auch bei den Steuern) den eidgenössischen Durchschnitt anstreben; heute sind wir zumeist noch weiter hinten rangiert. Eine Vergleichstudie sei übrigens in Arbeit und sollte im August vorliegen. Reifler erwähnte die oft bessern Perspektiven in der Privatwirtschaft; zu einem attraktiven Arbeitsplatz beim Kanton und bei den Gemeinden gehören aber auch immaterielle Leistungen. Wichtig sei, dass das Personal in den verschiedenen Projektgruppen für die Gemeindestrukturreform vertreten sei; es geht ja auch um gute Bedingungen für das Gemeindepersonal, wo erhebliche Umstrukturierungen anstehen.

Wer entscheidet über den Leistungslohn?

Gesprächsleiter Messmer fragte alsdann nach den Meinungen zur geplanten Einführung des Leistungslohnes gemäss Landratsbeschluss. Reifler bezeichnete die Entscheidungsgrundlagen als entscheidend. Bis dato sei der Verband noch zu wenig beigezogen worden. Regierungsrat Widmer betonte die Schulung der Vorgesetzten, welche die Beurteilungen vornehmen. Im Mai werden die Hauptabteilungsleiter, dann die Abteilungsleiter instruiert. Die Leistungsbeurteilung ist eine grosse Herausforderung. Das Beurteilungssystem sollte auf keinen Fall demotivierend wirken. Besonders wichtig ist das Mitarbeitergespräch. Das sei eine Chance und nicht etwa eine Strafaufgaben. Im Übrigen gibt es ein mehrstufiges Rekursverfahren.

Man erkannte auf jeden Fall Handlungsbedarf. Der VSGV wird am Ball bleiben und die Partner werden allenfalls hart, aber fair verhandeln, wozu der Gesprächsleiter ausdrücklich aufforderte.

„Konsequent, hartnäckig und konstruktiv“

Unter den Geschäften der Hauptversammlung, die sich ans Podiumsgespräch anschloss, fiel im Jahresbericht von Präsidenten Kurt Reifler der Hinweis auf, dass man die Verbandsanliegen „konsequent, hartnäckig und konstruktiv“ vertreten habe. Der zeitliche Aufwand war erheblich. Der Verband hatte eine fünfprozentige Lohnerhöhung verlangt. Der Landrat bewilligte dann rund drei Prozent; hinzu kamen 150 000 Extra-Franken für individuelle Erhöhungen beim Spitalpersonal. Der VSGV, dem rund 650 Mitglieder angehören, habe beim Landrat intensive und alles in allem erfolgreiche Lobbyarbeit betrieben. Reifler dankte für die seit längerer Zeit wieder gewährten Reallohnerhöhungen.

Der Verband fordert aber kurz-, mittel- und langfristig doch noch einiges: Einfluss auf die Personalentscheidungen bei den Gemeinden; eine fünfte Ferienwoche aber dem 40. Altersjahr; Hebung des Lohnniveaus auf den schweizerischen oder wenigstens ostschweizerischen Durchschnitt; Gleichstellung von Mann und Frau; Verzicht auf die Auslagerung staatlicher Aufgaben (Outsourcing); voller Teuerungsausgleich im laufenden Jahr; individuelle Lohnerhöhungen; für alle ein SBB-Halbtaxabonnement (im Zeichen des Mobilitätskonzepts).

Wahlgeschäfte

Christoph Bächtiger, Hätzingen, bisher Chef Support bei den Militärbetrieben, wechselte in die Privatwirtschaft und trat daher aus dem Vorstand und aus dem Stiftungsrat der Kantonalen Pensionskasse zurück. Bächtiger war ein höchst engagierter „Verbandsmann“. Neu in den Vorstand gewählt wurde Bea Küng, Glarus, Mitarbeiterin im Steueramt. Für den Stiftungsrat lagen drei Kandidaturen vor. Schon im ersten Wahlgang wurde Kurt Trümpi, Ennenda, Leiter Einschätzung juristische Personen im Steueramt, erkoren.