Spannender Vortrag im Rahmen von Brot für alle/Fastenopfer

Unter dem Motto «Wer bezahlt den Preis für unsere Smartphones?» trafen sich am vergangenen Donnerstag zahlreiche Interessierte im Kirchgemeindehaus Glarus. Dazu hatten Beat Züger, Regionalleiter für Fastenopfer, und Ulrich Knöpfel, Präsident der Evangelisch-Reformierten Landeskirche Glarus, eingeladen.



Spannender Vortrag im Rahmen von Brot für alle/Fastenopfer

Durch den Abend führte Karin Mader, Mitarbeiterin bei BFA im Bereich Menschenrecht und Elektronik. Sie stellte gleich zu Anfang die Frage des Abends: «Wer besitzt hier im Raum ein Smartphone?» Einige wenige meldeten sich nicht.

Dass es sich bei einem Smartphone nicht um ein nachhaltiges Produkt handelt, das war den meisten vorher schon klar. Wie genau die Strukturen um den Handel mit dem technischen Gerät unserer Zeit aussehen, das verdeutlichte Karin Mader im Folgenden. Zunächst gab es aber ein kurzzeitiges Aufatmen derer, die sich für eine bestimmte Marke beim Natel entschieden hatten. Sahen sie doch ihre Marke im Ranking der Nachhaltigkeit ganz oben. Leider hielt diese Freude nur kurz, denn ein Blick auf die Hintergründe zeigte, dass solcherlei Angaben fast ausschliesslich von den Konzernen selbst gemacht werden.

Schwierig sei es hinter die Kulissen zu blicken. Das gelinge meist nur Undercover, wie etwa in China. Hier herrsche eine enorme Diskrepanz zwischen der Realität und dem, was von offizieller Seite erzählt würde. Arbeitsbedingungen, fehlendes Versammlungsrecht und militärisch angehauchter Drill seien Garant für ein schlechtes Arbeitsklima. Frauen, auf die bei der diesjährigen Kampagne besonders geschaut wird, seien besonders verletzlich. Als einziges Kind ihrer Familie läge es bei ihnen, für die Altersvorsorge der Eltern zu sorgen. Oft bliebe ihnen keine Wahl, als sich als billige Arbeitskraft in der Stadt zu verpflichten.

Neben Asien ist Afrika ein Standort für die Herstellung von Smartphones. Hier seien es die Rohstoffe, wie Coltan, Zinn, Wolfram und Gold, die in unzureichend gesicherten Minen oft von Kindern abgebaut würden. In Ländern wie dem Kongo würden mit diesen Konfliktrohstoffen Kriege finanziert. Hundertaussende von Vertriebenen, unzählige Tote sind traurige Realität.

Bei all dem stellt sich wie so oft die Frage: Was ist zu tun? Das war die grösste Frage der Zuhörerinnen und Zuhörer, fast alle Handynutzerinnen und Nutzer. Auf verschiedenen Ebenen könne das Problem angegangen werden, so Karin Mader. Zunächst ginge es um die Einhaltung der Gesetze und Menschenrechtskonventionen, die nicht neu erfunden werden müssten. Arbeiterinnen und Arbeiter sollte ihr Recht zuerkannt werden einen Existenzlohn und nicht einen Mindestlohn zu erhalten. Markenfirmen müssten zu mehr Transparenz aufgefordert werden. Und letztlich hinge es an uns selbst. Das Motto «schnell, flexibel, billig» dürfe nicht weiter eine Rolle spielen. Für die Produzenten bedeute dies, dass sie noch mehr unter Preis und Zeitdruck stünden und das würde letztlich zulasten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen. Eigentlich sei eine gute Haltung: «Behalte dein Smartphone so lange wie möglich. Lass es reparieren oder gib es ins second hand. Entsorge dein altes Gerät fachgerecht, damit die enthaltenen Rohstoffe erneut verwendet werden können.» Letztlich liege es eben auch in der Hand eines jeden. Dazu zähle auch die politischen Rechte wahrzunehmen, an die Urne zu gehen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.

Im Anschluss an den Vortrag wurde noch rege diskutiert und man erhielt den Eindruck, dass Karin Mader den richtigen Nerv getroffen hatte. Beat Züger und Ulrich Knöpfel dankten Karin Mader ganz herzlich für den spannenden Vortrag und Beat blickte nach dem Austausch noch auf die 50-jährige Zusammenarbeit von BFA und Fastenopfer zurück.