Die Ohrstöpsel, die vor der Vorstellung verteilt wurden, liessen Schlimmes ahnen, doch nach einigem anfänglichen Krawall, auf den die Zuschauer vorbereitet waren, wurde «Leonce und Lena» zu einer Aufführung, bei der es eine Freude war zuzuschauen. Georg Büchners Lustspiel wird im deutschen Theater oft gespielt. Die Geschichte ist einfach und sie endet mit der Heirat der Protagonisten.
Prinz Leonce vom Königreich Popo flieht zusammen mit dem Lebenskünstler Valerio vor der Langweile seines Kleinstaats und vor der Zwangsheirat mit Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi nach Italien. Dort trifft er Lena, die ebenfalls auf der Flucht vor der Zwangsheirat ist. Ohne zu wissen, wer sie sind, verlieben sich Leonce und Lena. Sie kehren, als Automaten verkleidet, zurück und werden vom König von Popo vor dem versammelten Bauernvolk als symbolisches Abbild der vermeintlich abwesenden Leonce und Lena getraut zu werden.
Der Witz der Philosophen
Die Zusammenfassung verrät schon einiges vom teilweise sehr schrägen und bissigen Humor Georg Büchners. So philosophiert König Peter vom Reiche Popo (Karlheinz Schmitt) zuerst als dornengekrönter Jesus, dann als absolutistischer Monarch mit Perücke. «Der Mensch muss denken und ich muss für meine Unterthanen denken, denn sie denken nicht, sie denken nicht. - Die Substanz ist das 'an sich', das bin ich. (Er läuft fast nackt im Zimmer herum.) Begriffen? An sich ist an sich, versteht ihr? jetzt kommen meine Attribute, Modificationen, Affectionen und Accidenzien, wo ist mein Hemd, meine Hose? - Halt, pfui! der freie Wille steht davorn ganz offen.» Sein Sohn Leonce – ein trotz Grippe hervorragender Martin Schultz-Coulon – dagegen hält nichts davon, dass sein Vater für ihn denkt.
Zusammen mit seinem ebenfalls prächtig aufspielenden Kamerad Valerio (Raffaele Bonazza) macht er sich seinen eigenen Reim auf die Welt. Auch Prinzessin Lena (Silvia Pfänder) und ihre Gouvernante (Hildegard Maier) stehen den Männern in nichts nach. Obwohl Hildegard Maier nur wenige Sprecheinsätze hat, schafft sie es, der Figur der Gouvernante Leben und Witz einzuhauchen. Stets präsent sind auch Musiker Andreas Debatin – der allerdings etwas derb war – und Hofmeister Gunnar Kolb. Sie schaffen es, dem sehr nüchternen Stück einen guten Rahmen zu geben.
Farbenpracht und Vergnügen
Die Kostüme der Schauspielenden – von Ausstatter Malte Lübben – waren farbenprächtig und unterstützten die Figuren gut. Mit viel Sprachwitz gelang es ihnen, uns Glarner Theaterfreunden einen vergnüglichen und sehr kurzweiligen Abend zu bescheren. Wieder einmal ein Auftritt des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern, der sich richtig gelohnt hat.