Dass dies rundwegs gelang, bezeugte nicht nur der anhaltende, begeisternde Applaus des Premiere- Publikums für diese faszinierende Aufführung, sondern auch das emotionale Mitgehen des Publikums während der gesamten Aufführung.
Arena der reinen Spielfreude
Einem griechischen Amphitheater nachgeahmt, umrahmen die Zuschauertribünen in quadratischer Anordnung das riesige Himmelbett als einziger Kulisse. Dadurch sind die Zuschauer/-innen zwar durch die Nähe direkt ins Geschehen miteinbezogen, bewahren jedoch trotzdem Distanz, indem sie so quasi von oben herab auf das niedere Spiel mit den Gefühlen der Akteure blicken.
Dieses Spiel mit Distanz und Nähe wird durch die professionelle Regie und einfühlsame Herausarbeitung der Charaktere der einzelnen Figuren durch Richard Wehrli noch verstärkt. Für die das Stück tragende Hauptfigur, den Hypochonder Argan, kann sich niemand so richtig erwärmen, der beeindruckend durch sein grossartiges Können und auch enormen physischem Einsatz von Beat Gähwiler als Argan verkörpert wird. Die geringste Distanz erfährt das Publikum gegenüber der durch Alissa Cuipers eindringlich und mit viel Empathie dargestellten Argans Tochter Angélique, die alle zu Herzen rührt durch ihre Aufrichtigkeit der ehrlichsten und schönsten aller Gefühle, der durch Falschheit und Egoismus ihrer Eltern bedrohten Liebe zu Cléante (Niklaus Seliner).
Der Zwischenraum der beiden Gefühlspole wird durch alle anderen Akteure ohne Abstriche in einem ständigen Für und Wider der Smypathie auf ebenso überzeugende Weise ausgefüllt. Vorab durch die Dienstmagd Toinette, die letztlich alle durch ihre offene Frechheit gegenüber Argan verblüfft und durchwegs durch das Publikum akzeptiert wird, auch wenn sie einmal ein berechnendes Spielchen mit der Unwahrheit treibt. Voll zur Höchstform läuft Franziska Roth als Toinette in ihrer Doppelrolle als des allen unbekannten Wanderarztes auf, die helle Begeisterung beim Publikum auslöste.
Les jeux sont faites
Das Spiel ist aus, die Maskeraden aufgezurrt, Verlierer und Gewinner erfahren Gerechtigkeit. Ein Gefühl der Begeisterung über eine in allen Belangen gelungene Aufführung begleitet die Zuschauenden hinaus – nein, nicht in die Nacht, sondern gleich nebenan in die zum ersten Mal durch Mitglieder des Theater Glarus geführte „Theaterbeiz“.
Noch ganze neun Mal können alle Theater-Begeisterte und solche, die es werden möchten oder alle, die nur mal einen aussergewöhnlichen Abend in einem Meer aus niedrigen und hehren Gefühlen sich wünschen, erfahren, wie die Todesangst Argans vor Krankheiten zu Gefühls-Irrungen und –Wirrungen in seiner Familie und weit darüber hinaus führt.
Weitere Aufführungen:
Jeweils 20 Uhr im Saal des Schützenhaus, Glarus
31. Oktober, 1.- 6.- 7.- 8.-13.-14.-15. November
Sonntag, 2. November um 16.00 Uhr