Im Gegensatz zu anderen alt Bundesrät(inn)en, welche sich in die Tagespolitik einmischen (Couchepin), vom Europarat aus weiter regieren (Berset) oder das Sportparlament präsidieren (Metzler), ist es wohltuend still geworden um Eveline Widmer-Schlumpf. Doch ihre Mission ist auch heute noch eine Unentbehrliche – denn «die Unbeirrbare» (so ihre Biografie) setzt sich als Stiftungsratspräsidentin persönlich für Pro Senectute Schweiz ein und reiste dafür an den Netzwerkanlass der Pro Senectute des Kantons Glarus ins «Schützenhaus». Etwas davon bekommt das hochkarätige Publikum an diesem Mittwochabend zu spüren.
Sie setzen sich ein
Ob Mathias Zopfi oder Markus Schnyder, ob Markus Heer oder Marianne Lienhard – sie alle sind mit dem Schicksal der «älteren Menschen», wie man sie nennt, der Best Ager oder der Rentner/innen betraut. 300 000 Menschen in der Schweiz leben in Altersarmut, 12,5 Prozent brauchen die Ergänzungsleistungen, um ihren Aufenthalt in Alters- oder Pflegeheimen zu finanzieren. «Die 13. Rente löst das Problem nicht», so Widmer-Schlumpf, «Wir müssen die AHV für die Bedürftigen erhöhen.» Noch grösser aber als die finanzielle ist die soziale Vulnerabilität, also die Einsamkeit, von der eine von vier Personen in der Schweiz betroffen ist. Um dies zu mildern, stellen die 15 000 Freiwilligen und die 1532 Mitarbeitenden von Pro Senectute eine ganze Reihe von Angeboten auf die Beine. 1,5 Mio. Einsätze leisten sie als Hilfen zu Hause beim Besuchsdienst, Fahrdienst, Treuhanddienst und Steuererklärungsdienst, 439 000 Menschen besuchen jährlich ihre Kurse, 70 000 bekommen Sozialberatung. Ob Gedankenaustausch, Italienisch- oder Englischkurs, App-Workshop, SBB Mobile Schulung, PC-Kurse oder Handlettering, Brot-Backen oder Jodeln – die Generation ü65 (oder eigentlich schon ü55) bringt sich aktiv ein und soll von allen anderen Generationen vorurteilsfrei wahrgenommen werden.
Freiwillige vor
Laut Direktor Alain Huber leistet die relativ kleine Pro Senectute des Kantons insbesondere in Sachen Kurse und Hilfe zu Hause viel. Das belegt auch Barbara Vögeli, Geschäftsleiterin bei Pro Senectute Glarus. Besonders erfolgreich entwickelte sich der 2022 eingeführte Betreuungsdienst von 1089 auf 2350 Stunden im 2024, die Hauswirtschaftliche Unterstützung verfünffachte sich von 2004 bis 2024 und die Zahl der Kurslektionen nahm von 2014, wo es 504 Lektionen waren, auf 1238 Lektionen zu. Eine Herausforderung ist das gesellschaftliche Verhalten, das sich ändert. Immer schwieriger wird es, Freiwillige zu finden. Mann und Frau arbeiten teilweise über 65 hinaus, viele wollen keine Verpflichtungen, und doch braucht es nach wie vor Freiwillige, die sich für das Wohl, die Würde und die Rechte der älteren Menschen einsetzen, damit diese selbstbestimmt und selbstständig zu Hause älter werden können.
Statt Kreuzfahrt
Dazu braucht es, so Widmer-Schlumpf, Alltagshilfen und Finanzierbarkeit. Derzeit finanziert sich Pro Senectute zu 11 Prozent aus Legaten, Spenden und Fundraising, zu 47 Prozent aus Beiträgen der öffentlichen Hand und zu 42 Prozent aus Dienstleistungs- und Warenertrag. Wichtig aber ist auch, was Senior/innen leisten: Allein ihr Engagement in der Enkelbetreuung wird mit 8 Mia. Franken beziffert. Und unter dem Motto «Turne bis zur Urne» schaffen die Kursleiter/-innen von Fit/Gym auch für die Generation ü80 noch wahrhaft bewegte Glücksmomente.