Die kalte Jahreszeit birgt für die Tiere viele Herausforderungen. Die Nahrung ist rar und unter dem Schnee oft schlecht erreichbar und dies alles in unwirtlicher Kälte. So vielfältig die Tierwelt ist, so vielfältig hat sie sich an diese schwierigen Bedingungen angepasst. Während die einen zusammen packen und in die Wärme ziehen oder die harsche Zeit verschlafen, ziehen die Winteraktiven ihre Spuren durchs Glarnerland. Die Spurenlandschaft verrät uns dabei einiges über die daheimgebliebene Schar.
Jeder Art ihre Spur
Die Tierspuren im Schnee decken auf, wer im Winter draussen unterwegs ist. Es sind dies Tierarten wie Rotfuchs, Gämse, Hermelin oder Schneehuhn, die sich auf ein aktives Leben in der kargen Kälte eingestellt haben. Beispielsweise mit Hilfe eines dichten Winterkleids, durch Anfressen von Fettpolstern im Herbst, durch Anpassung ihres Verdauungssystems oder Nahrungsumstellung, und indem sie Energie sparen, wo es nur geht. Fussabdrücke der Winterschläfer Igel, Murmeltier oder Siebenschläfer sucht man hingegen vergebens. Sie verbringen den Winter meist „spurenlos“ mit herabgesetzter Körpertemperatur in einem gut geschützten Versteck. Auch wechselwarme Tierarten wie Frösche, Schlangen oder Insekten, die ihre Körpertemperatur nicht regulieren können, verkriechen sich und verfallen in einen starreähnlichen Zustand.
Ob nun hoppelnde Hasenpfoten, einwärtsgehende Dachstritte oder zierliche Hufabdrücke eines Rehs, oft lassen sich die vorgefundenen Schneespuren eindeutig einer Tierart zuordnen. Unter www.naturzentrumglarnerland.ch sind dazu Bestimmungshilfen zu finden.
Als Detektiv unterwegs
Wie ein Detektiv kann man beim genauen Betrachten einer Spur neben der Artzugehörigkeit eine Vielzahl weiterer Informationen herauslesen. So kann ein Spurenmuster aufzeigen, welches Geschlecht und Alter das Tier hat, ob ein Einzelgänger oder ein Muttertier mit Jungen unterwegs war, ob das Tier rannte und in welche Richtung es zog. Eine mit Blut vermischte Spur deutet auf eine Verletzung hin. Je nach Schneeverhältnissen ist es sogar möglich, den ungefähren Zeitpunkt, wann die Spur hinterlassen wurde, zu bestimmen. Auch die Verteilung der Tiere in der Landschaft kann mit Hilfe der Spurenverteilung studiert werden. Für die Wildhüter oder Wildtierforscher liefern solche Informationen wichtige Beurteilungsgrundlagen über den Zustand und die Lebensraumsituation der Wildtiere im Winter. Aber auch für andere Naturinteressierte kann der Winter-Spaziergang oder die Schneeschuh-/Skitour in den Glarner Bergen so zu einer spannenden, detektivischen Entdeckungsreise werden, ohne dass dabei Tiere gestört werden müssen.
Langsam trottend heisst ungestört
Stösst man auf die Spur eines rennenden Wildtieres, sollten die Alarmzeichen auf Rot stehen. Denn dies bedeutet meist, dass das Tier auf der Flucht war und dadurch viel Energie aufwenden musste. Zuviel Energie über zu lange Zeit kann trotz bester Anpassung an die harschen Bedingungen gleichbedeutend mit dem Tod sein. Wichtig ist deshalb, sich bei Skitouren oder Winter-Spaziergängen an gewisse Verhaltensregeln zu halten (ausführliche Infos dazu unter www.respektiere-deine-grenzen.ch). Dazu gehört möglichst wenig in den Wald zu gehen, da dies der einzige Rückzugsort für viele Tiere ist, Wege resp. markierte Pisten und Routen zu benutzen und Hunde an der Leine zu führen. Zudem sollte man Wildruhegebiete achten und diese nicht betreten. Und falls man Wildtiere sieht, heisst die Regel: genug Abstand halten. Schön wäre es, wenn man am Abend möglichst immer sagen könnte: „Heute habe ich nur langsam trottende Gangarten im Schnee gesehen“!
Für weitere Auskünfte
Weitere Informationen zum Thema Tiere im Winter unter www.naturzentrumglarnerland.ch, [email protected] oder Tel. 055 622 21 82 (Di und Do von 8-12 Uhr).