Ständerat Thomas Hefti predigte zum Bettag

«Wir haben Grund, dankbar zu sein und uns anzustrengen, dass wir das Erreichte halten können.» Dies sagte Ständerat Thomas Hefti in seiner Bettagspredigt in Glarus vor fast 400 Personen.



Ungewohntes Bild: Ständerat Thomas Hefti auf der Kanzel in der Stadtkirche Glarus. (Bilder: mb)
Ungewohntes Bild: Ständerat Thomas Hefti auf der Kanzel in der Stadtkirche Glarus. (Bilder: mb)

Drei Pfarrpersonen, ein Diakon und mitten unter ihnen ein Ständerat: Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag ist ein besonderer Tag im Kirchenkalender. Er hat, wie Ständerat Thomas Hefti in seiner Predigt in der Stadtkirche darlegte, «eine Beziehung zum Staat und durch die Busse und das Beten zu Gott». Modern gesprochen, leite der Bettag uns zum Reflektieren an.

Dabei scheine Danken nicht unbedingt dem aktuellen Zeitgeist zu entsprechen. «Wofür sollen wir Menschen in den entwickelten Sozial- und Wohlfahrtstaaten Westeuropas überhaupt danken? Wir haben ja Rechte, die wir einfordern und durchsetzen können.»

«Reine Willkür» in der Türkei

Seine konkreten Beispiele, die er mit Zitaten aus Bettagsmandaten von Gottfried Keller verglich, regten denn auch zum Nachdenken an. Beispielsweise beim heute üppigen Angebot an Lebensmitteln, dem intensive Diskussionen über Vorschriften und Verbote gegenüberstehen. Wäre es nicht besser, zu Respekt gegenüber dem, was wir essen, zurückzufinden? «Viele Menschen auf dieser Welt wären froh, sie könnten essen, was wir in Gaststätten auf den Tellern zurückgeben», so der Ständerat.

Oder sein Beispiel reiner Willkür aus der Türkei, wo nach einem Bericht der grössten Oppositionspartei in den letzten zwei Jahren 122'000 Personen verhaftet wurden, fast 130'000 Personen ihren Job verloren und 140'000 der Pass entzogen wurde. «Ein grosser Teil der Menschheit lebt in Ländern, wo Ähnliches möglich oder üblich ist.»

«Rentenalter muss ein Thema werden»

Das Fazit von Thomas Hefti: «Wir haben Grund, dankbar zu sein und uns anzustrengen, dass wir das Erreichte halten können. Wie rasch ist eine gute Lage verspielt!» Das heisse nicht, dass es nicht auch bei uns Kritik brauche und berechtigte Anliegen gebe. Es gelte, im einen oder anderen Punkt die innere Haltung zu ändern und gewisse Sachen gelassener zu sehen. «Das Rentenalter zum Beispiel muss doch ein Thema werden, zumal die Lebenserwartung angestiegen ist und wir in der Schweiz für schwierige Fälle immer Lösungen gefunden und Abfederungen eingebaut haben.»

Im Bettagsmandat der Regierung zum Thema Vertrauen stehe, dass ohne eine gesunde Vertrauensbasis die politische Führung einer Gemeinschaft schwierig sei. Zu vertrauen bedeute allerdings nicht, dass es keine Lebensstürme mehr gebe. Es sei verbunden mit der Bereitschaft, sich Stürmen zu stellen im Wissen darum, dass es Ufer und festen Boden gebe. «Möge das so sein», schloss der Ständerat.

Den von fast 400 Personen besuchten ökumenischen Gottesdienst gestalteten die Pfarrpersonen Sebastian Doll, Iris Lustenberger und Krzystof Glowala, Diakon Markus Niggli, der Männerchor Glarus unter der Leitung von Richard Bertini sowie Lara Schaffner an der Orgel. Beim anschliessenden Apéro im Freien wurde rege weiterdiskutiert.