Stärken bewahren und neue Qualitäten schaffen

Am 22. März 2013 befinden die Stimmberechtigten der Gemeinde Glarus über den Richtplan.



Der erste kommunale Richtplan der Gemeinde Glarus stimmt die weitere Entwicklung von Siedlung
Der erste kommunale Richtplan der Gemeinde Glarus stimmt die weitere Entwicklung von Siedlung

Nach einer intensiven Erarbeitungsphase ist es soweit: An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 22. März stimmen die Stimmberechtigten der Gemeinde Glarus über den kommunalen Richtplan ab. Ab 24. Januar ist die Gemeindeversammlungsversion des Richtplanes auf der Website der Gemeinde aufgeschaltet. Der 1. Teil des Memorials zur Gemeindeversammlung mit den Erläuterungen zu den wichtigsten Inhalten des Richtplans erreicht die Stimmberechtigten in Kalenderwoche 4. Mit dem kommunalen Richtplan legt die junge Gemeinde fest, wie sie sich in den nächsten 15 bis 25 Jahren bezüglich Siedlung, Landschaft und Verkehr weiterentwickeln will.

Während der öffentlichen Auflage vom 24. Januar bis am 22. Februar 2013 können schriftliche Anträge an die Gemeindeversammlung zu den Massnahmen und Handlungsanweisungen des Richtplans eingereicht werden. Die bereits in der Mitwirkung eingegangenen Einwendungen wurden behandelt und teilweise in den Richtplan aufgenommen.

Ortsplanung unter intensivem Einbezug der Bevölkerung

Entstanden ist der Richtplan unter intensivem Einbezug der Bevölkerung. In vier Foren diskutierten zwischen 20. Mai 2011 und 25. August 2012 jeweils 100 interessierte Glarnerinnen und Glarner die wichtigsten Themen der Gemeindeentwicklung, das räumliche Leitbild und den Richtplanentwurf für die neue Gemeinde. Zur Sprache kamen insbesondere auch heikle Themen: Verkehrserschliessung und Ortsdurchfahrten sowie einzelne Massnahmen der Siedlungs- und Landschaftsentwicklung, etwa Freiräume, Innenentwicklung, Freizeitgärten, geplante Siedlungserweiterungen und Siedlungsränder.

Nach den Foren hatten alle Glarnerinnen und Glarner die Möglichkeit, in der Mitwirkungsphase Stellung zu nehmen. Während der öffentlichen Bekanntmachung im Oktober/November 2012 sind insgesamt 20 Einwendungen eingegangen: 8 Einwendungen von Parteien, Verbänden und Vereinen sowie 12 Einzeleinwendungen. Eine Einzeleinwendung wurde von 54 Personen unterzeichnet, eine weitere erfolgte in Form von 76 Standardbriefen. In den Einwendungen wurden insgesamt rund 60 verschiedene Themen angesprochen.

Die Einwendungen wurden von der Planungskommission und dem Gemeinderat geprüft; knapp 20 der Anliegen konnten in den Richtplan aufgenommen werden. Der 1. Teil des Memorials gibt auch Auskunft über die Behandlung der Einwendungen aus dem Mitwirkungsverfahren im Oktober/November 2012.

Am 20. Dezember hat der Gemeinderat den bereinigten Richtplan zuhanden der Gemeindeversammlung freigegeben. An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 22. März 2013 wird der Richtplan erlassen. Das behördenverbindliche Planungsinstrument dient anschliessend unter anderem als Grundlage für die parzellenscharfe und grundeigentümerverbindliche Nutzungsplanung.

Die 10 wichtigsten Ziele der Ortsplanung

Glarus verfolgt eine nachhaltige Gesamtentwicklung. Die Ziele sind im Richtplan, der auf die Entwicklung der nächsten 15 bis 25 Jahre ausgerichtet ist, folgendermassen definiert:

Den Charakter bewahren und neue Qualitäten schaffen

Glarus bewahrt und stärkt seinen Charakter als attraktiver urbaner Kantonshauptort mit ländlich-industriell geprägten Ortsteilen, eigener Baukultur und vielfältigen Wohnquartieren. Dazu gehört die Einbettung der Gemeinde in die alpine Landschaft, wo Natur-, Landwirtschafts- und Naherholungsräume direkt vor der Haustüre liegen. Glarus bleibt traditioneller Wirtschaftsstandort mit regional und national bedeutenden Dienstleistungen und einem hohen Anteil an Gewerbe und Produktion. Angestrebt wird eine qualitätvolle Siedlungsentwicklung weitgehend im bestehenden Siedlungsgebiet mit ausgesuchten Entwicklungsschwerpunkten. Wichtiges Ziel ist das Verkehrssystem der kurzen Wege.

Massvolles Bevölkerungswachstum


Die Ortsplanung wird auf ein Bevölkerungswachstum von 12 400 (Stand 2011) auf 13 900 Einwohner (Zeithorizont 2027) ausgelegt. Die Arbeitsplatz- und Zentrumsgebiete werden auf ein Wachstum von 7000 (Stand 2008) auf 7500 Beschäftigte (Zeithorizont 2027) ausgelegt.

Erhalt und Ausbau der hohen Wohnqualität

Die Wohnqualität in den Quartieren bleibt erhalten; attraktive Wohnstandorte werden weiterentwickelt. Wichtige Ziele sind, Wohnangebote für verschiedene Altersgruppen und Wohnformen zu schaffen und die Wohnquartiere so weit wie möglich vom Verkehr zu entlasten. Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts Glarus ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort und das Versorgungs-, Dienstleistungs-, Verwaltungs- und Kulturzentrum für den ganzen Kanton. Die Ortsteilzentren sollen als wichtige Dienstleistungszentren der Region gestärkt werden. Geplant ist ausserdem ein attraktiver, differenzierter Entwicklungsschwerpunkt für Firmenansiedlungen und -erweiterungen im Grossen Zaun, Netstal. Die Erschliessung der Wirtschaftsstandorte wird verbessert.

Stärkung der Zentren

Wachstum an zentralen Lagen heisst Verdichtung und Weiterentwicklung des Bestandes. Diese Innenentwicklung bedarf grösster Sorgfalt. Ein behutsamer Umgang mit der historischen Bausubstanz ist unabdingbar. Die klare Zentrenstruktur mit der Innenstadt, dem einkaufsorientierten Subzentrum Netstal sowie den Ortsteilzentren Riedern und Ennenda bleibt erhalten. Das Zentrum von Ennenda wird auf kleinstrukturierte Angebote und Läden ausgerichtet, für die Erhaltung des Zentrums von Riedern werden die Rahmenbedingungen verbessert, das Quartierzentrum Netstal soll rund um Gemeindehaus, Kirchen und Schulhäuser aufgewertet werden. Im Buchholz ist die Schaffung eines neuen Quartierzentrums vorgesehen. In den Zentren wird der öffentliche Raum aufgewertet und der Verkehr verträglich abgewickelt.

Ermöglichen gut erschlossener Entwicklungsschwerpunkte

Gefördert wird vor allem eine qualitätvolle Siedlungsentwicklung nach innen. Wachsen soll die Gemeinde dort, wo es aus raumplanerischer Sicht sinnvoll ist: an zentralen und gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossenen Lagen. Definiert werden deshalb drei Entwicklungsschwerpunkte: Bahnhof Ennenda/Allmeind, Bahnhof Glarus/Ennetbühls und Buchholz. Diese angestrebte Entwicklung sorgt für eine Belebung der Zentren, ermöglicht den Erhalt und Schutz der wertvollen Kulturlandschaft und stärkt Glarus als attraktive Wohngemeinde und als beliebten Ausflugsort für den Tourismus.

Förderung der zeitgemässen Baukultur

Durch Wettbewerbe, Studienaufträge und qualifizierte Bauherrenberatung sowie den Einsatz einer Gestaltungskommission wird die zeitgemässe Baukultur gefördert. Gewachsene, hochwertige, historische Ortsteile bzw. Bausubstanz an ausgewählten Standorten sollen erhalten und gepflegt werden.

Gewährleisten eines attraktiven, etappierten Gesamtverkehrssystems

Glarus entwickelt ein attraktives Verkehrssystem für alle Verkehrsarten. Die Siedlungs- und die Verkehrsentwicklung werden konsequent aufeinander abgestimmt. Die Ortsplanung zeigt ein attraktives und in seiner Umsetzung etappierbares Gesamtverkehrssystem auf. Dieses strebt die Entlastung und Verstetigung der Hauptachsen, eine geordnete Parkierung und den Schutz der Wohnquartiere an. Das Fuss- und Radwegnetz soll attraktiv, dicht, lückenlos und sicher sein.

Aufwertung attraktiver öffentlicher Räume

Glarus verfügt über ein vielfältiges Angebot an attraktiven Freiräumen innerhalb und ausserhalb der Siedlung. Die hochwertige Kulturlandschaft wird bewahrt. Attraktive öffentliche Räume − Strassen, Plätze, Parks und Grünräume − bleiben erhalten und werden aufgewertet.

Aktualisierung der Schulraumplanung

Glarus aktualisiert seine Schulraumplanung laufend, gestützt auf die demografische Entwicklung und pädagogische Anforderungen. Die Schulanlagen und die schulische Infrastruktur werden an den bestehenden Standorten bedürfnisgerecht geplant.

Sicherstellen eines hohen Umweltbewusstseins

Die Energieversorgung ist nachhaltig, abgestimmt und effizient. Angestrebt wird die Erlangung des Labels Energiestadt. Gefördert werden Energiesparmassnahmen und erneuerbare Energien.

Der Richtplan wird der Gemeindeversammlung vorgelegt

Ab 24. Januar 2013 liegt der Richtplan mit insgesamt 47 Massnahmenblättern und 4 Richtplankarten in den Gemeindehäusern Ennenda und Glarus zur Einsichtnahme auf und kann unter www.gemeinde.glarus.ch heruntergeladen werden. Anträge an die Gemeindeversammlung müssen gemäss Art. 17 Gemeindeordnung bis spätestens vier Wochen vor der Gemeindeversammlung, also bis zum 22. Februar 2013, an den Gemeinderat eingereicht werden. Nach einer intensiven Planungsphase und Bevölkerungsbeteiligung hofft der Gemeinderat auf eine breite Unterstützung der Vorlage und eine entsprechende Teilnahme an der Gemeindeversammlung vom 22. März 2013.